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Aktion 21
AKTION 21

Konzertsaal der Sängerknaben zeigt,
dass gut gemeint meist nicht gut ist.


Freitag, 9. April 2010

Artikel in der Wienerzeitung 9. April 2010
von Reinhard Göweil

Am Anfang stand eine noble Geste: Die Privatstiftung des Finanzmanagers Peter Pühringer schenkt 2004 den Wiener Sängerknaben fünf Millionen Euro. Damit soll eine eigene Spielstätte mit 500 Sitzplätzen errichtet werden. Das Erstprojekt sieht vor, sie unterirdisch – neben dem Palais im Augarten in Wien-Leopoldstadt – zu errichten. Grundwasser-Probleme und die Sorge um den alten Baumbestand im Augarten lassen die Kosten auf 18 Millionen Euro schnalzen. Das Projekt scheitert.


Doch warum fünf Millionen Euro für eine Spielstätte einfach liegen lassen? Also wird ein neues Projekt oberirdisch geplant – als architektonisches "Landschaftsrelief" im Bereich Augartenspitz. Auch dieses Projekt scheitert an der Finanzierung. Zudem unterliegt der Wiener Augarten den Denkmalschutz-Bestimmungen. Und das Denkmalamt verkleinert das Projekt. Trotzdem wird von den Sängerknaben verbissen daran festgehalten. Die Pühringer-Privatstiftung ist mittlerweile bereit, zwölf Millionen Euro bereitzustellen. Warum noch mehr Geld einfach liegen lassen?

Kulturmanager melden sich zu Wort und hinterfragen die Sinnhaftigkeit des Projektes der Sängerknaben: Es gebe ausreichend Konzertsaal-Kapazitäten in Wien, und die Sängerknaben müssten nicht unbedingt im Augarten auftreten. Eine Bürgerinitiative bildet sich, um gegen den Bau zu protestieren. Einer der Einwände: Es gibt kein Verkehrskonzept für die Veranstaltungen und vor allem keine Parkplätze. Die Pühringer-Stiftung macht auch dazu Vorschläge, allerdings müsste eine Straßenführung geändert werden. Das ist der Gemeinde Wien zu aufwendig.

Die Bürgerinitiative "Rettet den Augartenspitz" bekommt Zulauf, Künstler engagieren sich. Wir befinden uns im Jahr 2007, die Gemeinde ist skeptisch.

Im Jahr 2008 wird der frühere Wiener Wirtschaftskammer-Chef Walter Nettig Präsident der Wiener Sängerknaben. Nettig hat exzellente Kontakte ins Wiener Rathaus, vom Bürgermeister abwärts. Mit seinem Einsatz beginnen sich die Dinge (wie etwa die Baugenehmigung) zu beschleunigen, allerdings auch der Konflikt mit den Gegnern des Projekts. Er kumuliert mit der polizeilichen Räumung der Baustelle.

Aus der ursprünglich noblen Geste ist ein bloßes Machtspiel geworden. Aus den ursprünglich architektonisch interessanten Entwürfen ist ein bloßer Konzertsaal geworden. Die Baugrube ist nach der Rodung der Bäume abgesperrt und wird 24 Stunden bewacht. Gegner kampieren davor, sind in Facebook aktiv. Idylle schaut anders aus.

Ein schlüssiges Verkehrskonzept gibt es immer noch nicht – Busse sollen beim Prater parken. Die Frage, ob der Konzertsaal benötigt wird, ist ebenfalls unbeantwortet. Ach ja – die Sängerknaben geben von jetzt bis Ende Oktober 31 Konzerte in Wien, die meisten davon in der Hofburgkapelle und im Musikverein.

Printausgabe vom Freitag, 09. April 2010
Online seit: Donnerstag, 08. April 2010 17:50:21
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Hier einige Kommentare
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09.04.2010 15:48:04 "die Frage ist, ob der Konzertsaal überhaupt benötigt wird"
Der wunderbare Bösendorfersaal liegt brach, der Ehrbarsaal kämpft ums überleben, trotz einer besonders bemühten ausgezeichneten Programmgestaltung. Den denkmalgeschützten Augarten durch eine neue "Mehrzweckhalle" verschandeln zu wollen, ist ein Verbrechen.
Musikfreund
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09.04.2010 15:05:11 Wien ist anders
Diese Tafeln standen lange bei den Stadteinfahrten und anscheinend haben die Verantwortlichen genau gewußt warum sie das plakatiert haben. "Wien ist anders" ja genau - anders als sich die Bürger Wien wünschen. Ein Tief auf die Polit-Tiger.
Pelda
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09.04.2010 10:11:58 Gute Analyse!
Danke für die wunderbare Analyse! Viele Argumente, die die BürgerInnen am Augartenspitz immer wieder bringen, aber selten in so guter, kompakter Form wiedergegeben.
Informationen zum Frühlingsfestival am Augartenspitz (der Widerstand geht weiter!) unter http://www.erlustigung.org
Augartenspitzel
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