Architekt Podsedensek gewinnt sich selbst
Sonntag, 9. Dezember 2007
Komet-Turbulenzen Teil 3: Ein Architekt gründet eine Holding und gewinnt, unterstützt von Ex-Minister Karl Schlögl, seinen „eigenen“ WettbewerbBetreibergesellschaft für das Komet-Hochhausprojekt ist die geheimnisvolle HPD-Holding, die erstaunlicherweise im Österreichischen Telefonbuch nicht zu finden ist. Ein Schelm ist, wer sich denkt, dass erboste Anrufe von Anrainern vielleicht unerwünscht sind. Das Firmenbuch nennt die Kärntner Straße 8/11 als Firmensitz, sowie die Firmenbuchnummer FN 214804 p. Jetzt wird es interessant: Die Anzahl der Mitarbeiter der Holding beträgt derzeit genau eine Person. Unter „Handelnde Personen“ ist diese angeführt, nämlich „Herr Mag. Dr. Anton Würzl, Einzelperson, alleinvertretungsberechtigt“. Naja, letzteres ist irgendwie logisch, ist ja sonst niemand da. Dabei hatte alles personell ganz anders angefangen: Gegründet wurde die HPD-Holding GmbH & Co. KG am 9. Oktober 2001, einen Monat nach dem Attentat auf die Hochhäuser in New York. Geschäftsführer war damals ein gewisser Architekt Peter Podsedensek, der seinen Plan eines 120 Meter hohen Wolkenkratzers auf den Kometgründen dem SPÖ-Klub im Rathaus vorstellte. Ihm zur Seite stand damals ein gewisser Karl Schlögl, Bürgermeister von Purkersdorf und Ex-Innenminister der SPÖ, was für die Durchsetzung des Hochhausplanes sicher nicht hinderlich war. Die Verwandlung des Architekten. Dann wird es merkwürdig: Podsedensek verschwindet aus der Holding, während diese einen Wettbewerb für die Kometgründe-Bebauung auslobt. Am 16. Juli 2004 tagt die Jury zur Schlussbeurteilungssitzung im Rathaus, um das Siegerprojekt auszuwählen. Gewinner ist – man staune – Architekt Podsedensek! In der Jury hat seine HPD-Holding ein kräftiges Wort mitgeredet, laut Protokoll saßen in der Sitzung der bereits genannte „Dr. Anton Würzl (HPD − Holding GmbH & Co. KEG)“, sowie Ex-SPÖ-Minister Karl Schlögl, der als „Mag. Karl Schlögel (HPD − Holding GmbH & Co. KEG)“ aufgelistet ist, also als Vertreter der Holding (!) mit einem kleinen Schreibfehler. Genial. Ein Architekt gründet eine Holding, dringt mit Ex-Minister-Hilfe in rathausinterne Kreise vor, um sein Projekt zu propagieren, und gewinnt den Wettbewerb seiner „eigenen“ Holding. Juristisch mag dies vielleicht erlaubt sein, aber es zeigt ein Sittenbild, in dem ein Naheverhältnis zwischen Rathaus, Architekt und Investor herrscht. Was dazu führt, dass die Stadtplanung unter Stadtrat Rudi Schicker versagt und falsche Entscheidungen trifft. Gewinner ist jedenfalls der Architekt, Verlierer sind die Menschen in Meidling. Und wer hinter der geheimnisvollen HPD-Holding wirklich steckt, ist bis heute nicht geklärt. Doch darüber in einem weiteren Teil dieser Reportage. (Anmerkung: Offiziell waren die Wettbewerbsbeiträge natürlich anonym. HPD-Mann Würzl in der Jury wusste demnach nicht, welches der Projekte vom HPD-Gründer Podsedensek stammte.) Gerd Mayr Links zu diesem Thema
[ zurück ]
|