Aufgeschnappt:
Jammervoller Standard
Dienstag, 4. Juli 2017
Im Kommentar der Anderen setzt sich der Filmer und Journalist Ernst Grandits mit der „Angst der Wiener vor Veränderung“ auseinander. Natürlich im Zusammenhang mit dem Heumarkt-Projekt und der dabei offenbar gebotenen Oberflächlichkeit des Denkens. Im Kommentar der Anderen setzt sich der Filmer und Journalist Ernst Grandits mit der „Angst der Wiener vor Veränderung“ auseinander. Natürlich im Zusammenhang mit dem Heumarkt-Projekt und der dabei offenbar gebotenen Oberflächlichkeit des Denkens. Er meint, „etliche Gegner haben bei der Grünen-Abstimmung teilgenommen, ohne auch nur ein Detail des Projekts zu kennen.“ Da fragt man sich schon, wie das mit der „Lügenpresse“ ist: weiß Herr Grandits etwa nicht von den 31 „Fragen“, die alle Abstimmenden vor ihrer Entscheidung bekommen haben und mit Hilfe derer möglichst viele auf eine Prostimme eingeschworen werden sollten? Oder meint Herr Grandits, dass nur die pro-Stimmenden dieses Pamphlet gelesen haben, während es die Gegner allesamt ungelesen in den Papierkorb geworfen haben? Wie kann er – redlich denkend – so etwas behaupten? Falsche Fragen Herr Grandits stellt auch „Fragen“. Damit, wie bei den Wiener Grünen, die Antworten erwartungsgemäß ausfallen, nicht an andere, sondern lieber gleich an sich selbst. Etwa die, was „der vielzitierte Canaletto mit dem UNESCO-Kulturerbe zu tun habe. Das ist nicht nur die falsche Frage, sie ist auch an den Falschen gerichtet. Zum einen ist es nicht Canaletto, um den es geht. Der ist schon 2 ½ Jahrhunderte tot. Zum anderen gibt es kein UNESCO-Kulturerbe. Die UNESCO hat nichts zu vererben, sie ist eine Zweigorganisation der Vereinten Nationen, deren Auftrag es unter anderem ist, das kulturelle Erbe der ganzen Welt zu schützen. Diesen Auftrag hat sie unter anderem auch von Österreich erhalten und dies nicht etwa mit dem Vorbehalt, das in Österreich gelegene kulturelle Erbe von weltweiter Bedeutung ginge die übrige Welt nichts an (wie dies Herr Dr. Basil als Vertreter des Bundesministers Drozda tatsächlich aus der Welterbekonvention herauslesen wollte). Fragen an den Falschen Herr Grandits fragt auch – natürlich wieder sich selbst als die kompetenteste aller Autoritäten – wo die Diskussion um den Canaletto-Blick beim Bau des in die Höhe ragenden Glas-Sarges von Wien Mitte war. Auch hier fragt er den Falschen. Hätte er mich gefragt, ich hätte ihm gerne gezeigt, wie heftig diese Diskussion damals geführt wurde, wie ähnlich jener beim Heumarkt-Projekt, nur mit dem Unterschied, dass sich die Vertreter der UNESCO – Direktor Bandarin war über Einladung der Stadt Wien mehrere Tage hier zu Gast, um sich vor Ort ein Bild zu machen – trotz eingehender Warnungen seitens der Bürgerinitiative Wien Mitte von der damaligen Stadtregierung einlullen ließen, weil man in internationalen Gremien mit so viel Lüge und Falschheit doch nicht gerechnet hatte. Heute weiß man es anders und wird auf den Sirenengesang hoffentlich nicht wieder hereinfallen. Jammern über das Jammern Der Rekurs auf Wikipedia sagt im Grunde genommen schon alles. Ein Lexikon beantwortet nicht alle Fragen erschöpfend. Wenn man von Kunstgeschichte keine Ahnung hat, dann weiß man auch nichts über die Bedeutung eines Gemäldes. Und wenn man darüber nichts weiß, sollte man einen Experten zu Rate ziehen. Oder zumindest diese Homepage lesen, dort erfährt man es auch. Wer sich selbst für allwissend und für das Maß aller Dinge hält, sondert eben Unsinn ab. Es ist traurig, wenn ein Journalist auf solchem schwankenden Boden den alten Kalauer begründet, Wiener hätte panische Angst vor Veränderung, aber auch einen wahnsinnigen Drang, über den Status quo zu jammern. Es gehört nicht viel speziell Wienerisches dazu, über eine Krebsgeschwulst zu jammern und sich vor der durch sie bevorstehenden Veränderung zu ängstigen. Wenn etwas Wienerisch ist, dann eher die Sucht, über derart Selbstverständliches zu jammern. Traurig, wenn eine sogenannte Qualitätszeitung diesem Gejammer fast eine ganze Seite zur Verfügung stellt. Helmut Hofmann [ zurück ]
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