Atomenergie und Atomwaffen – zwei Seiten einer Medaille
Dienstag, 4. April 2017
Warum klammern sich eigentlich viele Länder in Europa noch immer an die Energieproduktion durch veraltete, überaus gefährliche Atomreaktoren? Die Antwort liegt auf der Hand: Die zivile und militärische Nutzung von Atomkraft liegen sehr nahe beieinander. Aus den „Abfallprodukten“ aus den Atomreaktoren lässt sich atomwaffenfähiges Material herstellen. Deshalb wollen die Mächtigen an dieser Technologie festhalten. Doch was tut sich weltweit? Im Oktober 2016 stimmte in New York eine große Mehrheit des Sicherheitsrats der UN-Generalversammlung für Verhandlungen über ein Atomwaffenverbot noch im Jahr 2017. Dies wäre als durchaus positives Zeichen zu werten. Aber der US-amerikanische Präsident Donald Trump und der russische Präsident Vladimir Putin schickten einander schon atomare Drohgebärden via soziale Medien. Droht der Welt ein neuerlicher Kalter Krieg seitens der Supermächte USA und Russland?? Der russische Präsident Vladimir Putin verspricht ein Aufrüsten, und obwohl der damalige US-amerikanische Präsident Barack Obama 2009 ein Versprechen ablegte, sich für eine nuklearwaffenfreie Welt einzusetzen, scheint nun das Gegenteil der Fall zu sein. Die USA rüsten zwar ihr Arsenal nicht auf, aber um. Eine neue Generation von steuerbaren, treffsicheren Raketen mit atomaren Sprengköpfen soll stationiert werden – auch in Europa. Denn den Bestand der in Europa stationierten Atomwaffen zu verringern, steht seit der Krise in der Ukraine jedenfalls nicht zur Diskussion. Im pazifischen Raum führte Nordkorea inzwischen mehrere Atomtests durch, trotz Sanktionen seitens der UNO. Wenn wir über Nuklearwaffen sprechen, kommen wir um abgereichertes Uran 238 (Depleted Uranium, DU) nicht herum. DU-Munition ist eine panzerbrechende, radioaktive und hochtoxische Munition. U-238 entsteht bei der Kernbrennstoffproduktion und kam militärisch zum Einsatz, was der Öffentlichkeit kaum bekannt ist, da es bewusst verschwiegen wurde, insbesondere ob seiner gesundheitsschädigenden Wirkung. Die Machthaber dieser Welt hinterließen mit DU ein hochtoxisches Erbe in all jenen Ländern, wo Depleted Uranium zum Einsatz kam, unter anderem in Bosnien und im Kosovo, im Irak und in Kuwait, in Pakistan und in Afghanistan. Nicht nur für Kriegsveteranen ist die Gesundheitsschädigung verheerend, sondern auch für die Zivilbevölkerung. Überall wo Uranmunition zum Einsatz kam, finden sich beträchtliche Rückstände. Wenn nun beispielsweise Kinder in einem Gelände spielen, in dem Uranmunition eingeschlagen hat, sind sie Radioaktivität in hohen Dosen ausgesetzt, mit den nur allzu bekannten Krankheitsfolgen wie Leukämie und anderen Krebserkrankungen. Es wurde auch über eine erhöhte Zahl von Missbildungen bei Neugeborenen berichtet. Im Dezember 2008 brachte die UNO-Vollversammlung einen Antrag auf Ächtung von Uranmunition ein. Das Ergebnis war beeindruckend: 141 Nationen forderten, die Herstellung, Verbreitung und Anwendung von Uranmunition und Uranwaffen künftig zu verbieten. Allerdings votierten die Atommächte Frankreich, Großbritannien, Israel und die USA dagegen; Russland enthielt sich der Stimme, und China blieb der Abstimmung fern. Seit 20 Jahren existiert ein Vertrag, der weltweit Atomtests verbietet, doch wurde er von acht Atomstaaten nie ratifiziert. Anlässlich des 20-Jahr-Jubiläums dieser „Comprehensive Nuclear-Test-Ban Treaty Organisation“ (CTBTO) fand in Wien im Juni letzten Jahres eine Tagung statt. Aber mit dem neuen Wind, der aus den USA weht, ist eine Verwirklichung einer atomwaffenfreien Welt in weite Ferne gerückt. Quellen: ICAN, Solidarwerkstatt, Standard, Kurier Text: Brigitte Koller für die „Wiener Plattform Atomkraftfrei“ [ zurück ]
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