Aufgeschnappt: Der Durchwegungsschmäh
Montag, 4. Jänner 2016
Wer zu dick aufträgt, macht man sich verdächtig. Wer unkritisch zu dick auftragen lässt, verletzt das Gebot journalistischer Redlichkeit. Wer dieselbe Sache zweimal verkauft, wandelt am Rande des Strafrechts. Herr Naske bezeichnete gegen Ende der Fernsehdoku „Das Wiener Konzerthaus“, 2. Jänner 2016 18.10 - 18,35 h die im Falle einer Realisierung des Tojner-Hochhauses in Aussicht gestellte „Durchwegung“ neben dem Wiener Konzerthaus als „neu“ und erwähnte sie in jenem positiven Licht, in dem er sich zur Darstellung des Bauprojekt genötigt sieht. Dabei sollte ihm bekannt sein, dass es jederzeit im Belieben der Wiener Konzerthaus-Verwaltung steht, eine für diese Institution weit positivere und wirksamere „Durchwegung“ durch das Foyer des Konzerthauses zu öffnen, mit der alle nur denkbaren P.R.-Effekte zugunsten des Konzerthauses verbunden sind. Ich habe in den letzten 67 Jahren noch keine Konzertveranstaltung erlebt, bei der diese Durchwegung im Haus nicht offen gestanden wäre. Als Fußgängerpassage wurde sie allerdings ebenso wenig genutzt wie dies im Fall der ohnedies bestehenden und im Flächenwidmungsplan als solcher ausgewiesenen und nun großspurig in Aussicht gestellten „Durchwegung“ - gemeint ist ein Fußgängerpfad entlang der Konzerthausmauer, den man bisher ziemlich wirkungslos als „Mehrwert“ des geplanten Hochhauses anzupreisen versucht hat - der Fall wäre. Es ist davon auszugehen, dass das total mangelnde Interesse an dieser „Zweitdurchwegung“ auch der Grund dafür ist, dass sie - widmungswidrig - als Deponie für ausrangierte Geräte benützt wird, ohne dass ein Hahn danach krähen würde. Schönreden als Kulturauftrag? Wenn sie nun ausgerechnet Herr Naske begrüßt, dann wird er wohl wissen, welcher Abhängigkeit dies geschuldet sein mag. Das ist sein Problem und das seiner Glaubwürdigkeit. Das Problem des ORF besteht in der kritiklosen Übernahme solcher Statements und in einer Darstellung des Blicks auf das Konzerthaus aus der nachbarschaftlichen Perspektive unter totaler Ausblendung des mit der „Durchwegung“ gemeinsam geplanten Hochhauses. Was dies mit dem Wiener Konzerthaus und mit dem Kulturauftrag des ORF, für den wir alle, ob wir nun ORF sehen oder nicht, zu Gebührenzahlungen vergattert sind, zu tun hat, bleibt ein Rätsel. Die Welt will betrogen sein Tatsache ist, dass hier eine „Durchwegung“, die bei jeder Baumaßnahme auf dem WEV-Gelände hätte realisiert werden müssen, der Öffentlichkeit vorenthalten wird und nun wie eine Karotte den ahnungslosen Hasen wieder unter die Nase gehalten wird, um sie im Ernstfall wieder unter dem zutreffenden Vorwand, niemand benütze sie, für die Abstellung von Gerümpel zu missbrauchen. Helmut Hofmann [ zurück ]
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