Vorinformation zur Werkschau
"Architekt Harry Seidler" in der Wiener Planungswerkstatt vom 13.5. bis 3.7.2015
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Donnerstag, 9. April 2015
In Wien steht eine Vielfalt von Gebäuden, deren Architektur unterschiedlich beurteilt wird. Die Palette reicht von weltweit beachteter Vorzeigearchitektur bis zur gravierenden Bausünde. Es gibt in Wien allerdings ein einzigartiges städtebauliches Ensemble, das "an der Schwelle zum 21. Jahrhundert …von einem der weltweit renommiertesten Planer entworfen wurde …und einen außergewöhnlichen Beitrag zur internationalen Architektur der Weltklasse" darstellt. Der aus Wien stammende und in Australien niedergelassene Architekt Prof. Harry Seidler (1923-2006) konnte in den 1990er Jahren von der Stadt Wien dafür gewonnen werden, um in Kaisermühlen einen neuen Stadtteil, direkt am Ufer der Neuen Donau, zu planen. Nach seinen Plänen wurde unter Bürgermeister Häupl "…der neue Stadtteil bestehend aus dem Wohnpark Neue Donau, dem Entertainmentcenter (Anm.: bekannt als Cineplexx/Minopolis) und dem Hochhaus Neue Donau im Jahre 2002 …endgültig fertiggestellt". Bereits 2011 wurde mit der Gründung der privaten Danube Flats GmbH (verflochten mit der Soravia Group und der S+B Gruppe) und dem anschließenden Erwerb des Grundstücks mit dem Entertainmentcenter versucht, eine gravierende Umnutzung der Liegenschaft auf den Weg zu bringen. 2012 wurde dessen Abriss und an dieser Stelle die Errichtung von Danube Flats konkret geplant und die Zerstörung dieser international viel beachteten Gruppe von architektonisch sorgfältig aufeinander abgestimmten Bauten systematisch vorangetrieben. Die intensiven Bemühungen der MA21, den Weg zur Durchsetzung von Interessen eines privaten Unternehmens zu ebnen, haben bereits mehrfach kritische Reaktionen von kompetenten Stellen hervorgerufen. Nun hat auch das weltweit tätige Architekturbüro Harry Seidler & Associates Architects und das Sydney Living Museum Bedenken über den sorglosen Umgang mit dem wichtigsten Projekt von Harry Seidler, geäußert. Siehe beide Briefe im Anhang. Vom stolzen Schwan zum hässlichen Entlein 1999 hat der Vorbesitzer, die Cinereal Immobilien GmbH, das Grundstück von der Stadt Wien erworben und wurde vertraglich verpflichtet, das als multifunktionelles Entertainmencenter konzipierte Gebäude gemäß des vom Architekten Harry Seidler "…einer der international wichtigsten großen Gestalter und Baukünstler der letzten Jahrzehnte, ein Meister der lässig fließenden Formen." ** ausgearbeiteten Projekts zu errichten. 2004 wurden die Flächenwidmungs- und Bebauungsbestimmungen für diesen Teil Kaisermühlens entsprechend den bestehenden Strukturen im Detail festgelegt und erhielten Rechtskraft, die bis heute gültig ist. Im Erläuterungsbericht dazu wird von der MA21 ausgeführt: "Ein besonderes städtebauliches Entree erhielt das Gebiet jedoch in den 90er Jahren durch die Wohnbauten am Ufer der Neuen Donau, das Hochhaus „Neue Donau“ und das Cinplexx-Center des Architekten des Harry Seidler.“ und "…geben zusätzliche Akzente in der neuen Architektur.“ Weiters wird ausdrücklich betont: "… wurden die städtebaulichen Zielsetzungen für das Bearbeitungsgebiet weitgehend umgesetzt. Somit ist die Erhaltung und gegebenenfalls die Optimierung der bestehenden Strukturen vorrangiges Ziel.“ Besonders wird auf das Cineplexx-Center hingewiesen „…das sowohl in nutzungsmäßiger Hinsicht als auch in architektonischer Ausformung hervorsticht.“ 2014 vertritt die MA21 plötzlich eine andere Ansicht und behauptet ganz im Sinne der neuen privaten Eigentümer: "Der Wohnpark Neue Donau, das Hochhaus Neue Donau und das Kinogebäude mit seiner zum Wasser hin geschlossenen Fassade sind Teil der Stadtkante Wiens an der Neuen Donau.“ Es hat sich in den wenigen Jahren zwischen den beiden gegensätzlichen Meinungen der MA21 weder an Substanz noch am Erscheinungsbild des Ensembles etwas verändert, das eine derart radikale Richtungsänderung in der städtebaulichen bzw. architektonischen Beurteilung rechtfertigt. Dass dazwischen die Liegenschaft von der Danube Flats GmbH erworben wurde und damit private Verwertungsinteressen dominieren, stellt keinen ausreichenden Anlass dar um die gebotene Sachlichkeit den Umwidmungswünschen unterzuordnen. Es stellt sich die Frage, was die BeamtInnen und Entscheidungsträger so plötzlich motiviert, die exorbitanten Umwidmungsgewinne eines privaten Unternehmens kompromisslos zu fördern und jede Meinung von Experten, die nicht der Weisung oder dem Wohlwollen einiger PolitikerInnen unterliegen, ignorieren. Magistratsabteilung 18 gegen Magistratsabteilung 21? Vom 13.Mai bis 3.Juli 2015 ist die Werkschau „Architekt Harry Seidler“ in der Wiener Planungswerkstatt am Programm. Wien ist die letzte Station nach einer Ausstellungsstour durch Metropolen rund um den Globus, in denen Harry Seidler gewirkt hat. Während die MA21 eifrig an der von Privatinteressen getriebenen Umwidmung arbeitet, laufen die Vorbereitungen der MA18 auf Hochtouren, um die Schwerpunktausstellung über das Schaffen von Harry Seidler vorzubereiten. Wird unter Federführung von Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou zur Ausstellungseröffnung, der Gemeinderatsbeschluss - der die Zerstörung einer einmaligen architektonischen Komposition von Weltklasse sanktioniert - feierlich präsentiert werden? Mit freundlichen Grüßen Die Initiative Kaisermühlen Kontakt: P: 1223 Wien, Postfach 16 E: initiativekaisermuehlen@gmail.com T: 0699 11206633 Anhang: Schreiben von Harry Seidler & Associates Architects - mit Übersetzung KLICK HIER Brief von Sydney Living Museum – mit Übersetzung KLICK HIER Hinweis: "…Zitat…" vgl.: Rathauskorrespondenz vom 2.2.1996; „Ehrung für Prof. Harry Seidler“ Rathauskorrespondenz vom 30.11.2000: „Faymann: Wien setzt weltbeste Architekten im Wohnbau ein“ Rathauskorrespondenz vom 14.5.2002: „Häupl / Faymann / Seidler bei Eröffnungsfest Neue Donau“ Rathauskorrespondenz vom 20.5.2002: „Goldenes Ehrenzeichen für Architekt Harry Seidler“ Magistratsabteilung 21B: Plan Nr. 7630 vom 19.11.2003 Gemeinderat 45. Sitzung vom 1.7.2004: Annahme von Plandokument Nr. 7630 Der Standard vom 16.3.2006: „Stararchitekt Harry Seidler, 1923 -2006“ ** Magistratsabteilung 21: Plan Nr. 8079 vom 3.10.2014 [ zurück ]
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