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Aktion 21
AKTION 21

Initiative Denkmalschutz: Verliert die Donaustadt ihr historisches Erscheinungsbild?




Freitag, 4. April 2014

Das einstöckige Hopf-Haus in Wien-Kagran, ein wunderschönes Beispiel für den "Baumeister-Jugendstil" in Transdanubien, soll abgerissen werden und einem 6geschoßigen Wohnungsneubau weichen. Das vom Stadtbaumeister Josef Hopf 1905-06 erbaute Haus zeichnet sich durch seine reizvolle, dekorative Fassade in secessionistischen bzw. Neoempire-Formen aus. Falls die Demonstration morgen, Samstag "Gegen den Abriss des Hopf-Hauses" (5. April, 14-15 Uhr direkt vor dem Hopf-Haus, Donaufelder Straße 241; vgl. Facebook-Gruppe) den geplanten Abriss nicht mehr verhindern kann, sind die Verantwortlichen schnell ausgemacht: Es war wieder einmal die Untätigkeit sowohl der Wiener Stadtregierung als auch der Bezirksvertretung Donaustadt.

Fordert die Untätigkeit von Gemeinde und Bezirk drei Opfer in Kagran?

Diese beiden Institutionen haben es nämlich verabsäumt sich zeitgerecht für den Schutz der historisch wertvollen Häuserzeile an der Donaufelderstraße einzusetzen. 2004/05 wäre der richtige Zeitpunkt dafür gewesen. Damals wurde der aktuell gültige Flächenwidmungs- und Bebauungsplan im Gemeinderat beschlossen (24. Mai 2005; Plandokument 7482). Und der Bezirk Donaustadt hat in seiner Stellungnahme zum Planentwurf, die wesentlichen Einfluss auf den Beschluss im Gemeinderat hat, keinen Wunsch im Sinne der Erhaltung geäußert (mehrheitlicher Beschluss in der Bezirksvertretungssitzung vom 2. Dezember 2004): Es wurde weder eine Schutzzone noch eine niedrigere Bauhöhenwidmung vorgeschlagen, beides wesentliche Instrumente, die den Erhalt gesichert und den Anreiz zum Abriss und Neubau vermieden hätten.

Donaufelderstraße 217 und 219 die nächsten Opfer?

Nach dem Hopf-Haus könnten zwei weitere historische Gebäude in der Donaufelderstraße die nächsten Opfer sein: Beim Haus Donaufelderstraße 217 mit secessionistischem Fassadendekor, prangt aktuell schon ein Werbeplakat für einen Wohnungsneubau, ebenso beim Nachbarhaus aus der gleichen Bauepoche.

Spätestens seit 1996 war die Erhaltenswürdigkeit bekannt!

Bereits 1996 hat die Stadt Wien im Rahmen ihres Schutzzonenmodells Gebiete definiert, die "mit hoher Wahrscheinlichkeit" als schutzzonenwürdig eingestuft werden konnten, darunter waren auch die betroffenen Häuser. Geschehen ist leider - wie man sieht - nichts.

Wann werden Gemeinde und die Bezirke endlich tätig?
Flächenwidmungs- und Bebauungsplan ist das entscheidende Schutzinstrument


Wir fordern die Wiener Stadtregierung und insbesondere alle Bezirksvertretungen auf den Flächenwidmungs- und Bebauungsplan im Sinne der Stadtbildpflege ernst zu nehmen. Es ist unglaubwürdig, wenn Parteien bzw. Politiker in der entscheidenden Phase der Umwidmung alle Bemühungen zum Schutz des Wiener Stadtbildes unterlassen, und sich danach als Retter historischer Bausubstanz versuchen. Dutzende Stellungnahmen hat der Verein Initiative Denkmalschutz seit seiner Gründung im Jahr 2008 abgegeben (5 davon allein im 22. Bezirk). Geschehen ist leider seitdem sehr wenig. Die politischen Vertretungen vieler Bezirke sowie der Gemeinderat zeichnen sich weiterhin viel eher durch Untätigkeit als durch Engagement für den Erhalt aus. Erst vor kurzem hat die Initiative Denkmalschutz auf die drohende Zerstörung vom gesamten Ortsteil Gaudenzdorf in Meidling hingewiesen und stellte die Frage: Soll nur der Zufall entscheiden, was vom historischen Gaudenzdorf in 20 Jahren noch erhalten sein wird? Nach dem Beschluss im Gemeinderat im Dezember 2013 muss man diese Frage nun leider eindeutig mit "Ja" beantworten. Seit kurzem fahren dort Bagger auf und zerstören wertvolle Gründerzeithäuser, die unser Verein für eine Schutzzone vorgeschlagen hatte (z.B. Schönbrunner Straße 211).

Initiative Denkmalschutz fordert endlich Taten statt leerer Worte

"Die Pflege des überlieferten Gesichts der Stadt zählt zu den vorrangigen Aufgaben der Kulturpolitik" ließ Bürgermeister Michael Häupl 1999 verlauten. Die vielfache Untätigkeit bei der Umsetzung von Schutzzonen-Erweiterungen beweist aber das Gegenteil. Die Initiative Denkmalschutz fordert daher von der Magistratsabteilung 21 (und MA 19) dringend die rasche Umsetzung der Schutzzonen-Erweiterungen im Sinne des Schutzzonen-Modells aus 1996.


Rückfragehinweis:

Verein Initiative Denkmalschutz
Markus Landerer und Claus Süss,
Tel.: 0699 / 1024 4216 (und 0676 / 740 43 27)
www.initiative-denkmalschutz.at
ZVR-Nr.: 049832110


Beilagen:

- Foto Hopf-Haus, Donaufelderstraße 241, 1220 Wien; Fotograf: Erich J. Schimek / Initiative Denkmalschutz:

- Schutzzonenmodell aus 1996

- Fotos Donaufelderstraße 217-219, 1220 Wien siehe: Erich J. Schimek Fotoalbum für Initiative Denkmalschutz



Literatur:

- Dehio Handbuch - Die Kunstdenkmäler Österreichs, Wien X.-XIX. und XXI. bis XXIII. Bezirk. Topographisches Denkmälerinventar, Herausgegeben vom Bundesdenkmalamt, Wien 1996, Seite 668

- Friedrich Achleitner, Österreichische Architektur im 20. Jahrhundert, Band III/3, Wien: 19.-23. Bezirk, St. Pölten-Salzburg 2010, Seite 288f.

- Markus Landerer, "Flächenwidmung und Denkmalschutz am Beispiel Wien" in: Zeitschrift "Denkma[i]l" Nr. 14-15 / 2013, Seite 10ff.
Links zu diesem Thema
Noch ein Video von der Demo am 5. April 
von Auch ein Wien-Bewohner, der die Vernichtung bedauert am 2014-04-07 um 20:45 Uhr
und hier noch ein Video von gestriger Demo, mit Statement der Initiative Denkmalschutz:

https://www.youtube.com/watch?v=3RfaAgAV...
Video zur gestrigen Demo gegen den Abriss des Hopf-Hauses 
von Auch ein Wien-Bewohner, der die Vernichtung bedauert am 2014-04-06 um 14:21 Uhr
Video von der gestrigen Demo siehe:

http://www.youtube.com/watch?v=-0S7voT-B...
"Bauwerber hat alle Rechte" sagt der BV 
von JK am 2014-04-06 um 18:45 Uhr
und wer hat sie ihm gegeben? wissen die Politiker im Rathaus nicht "was sie tun"?

oder wissen sie es eh ganz genau - und nachher kommt das weinerliche Pseudobedauern? ihnen das abzunehmen, fällt schwer!
die Kulturlosigkeit des Rathauses, was den Stadtbildschutz betrifft, ist mittlerweile unerträglich geworden! 
von Kulturfan am 2014-04-04 um 20:13 Uhr
glauben die Verantwortlichen wirklich, dass die Touristen nur nach Wien wegen der Hochhäuser kommen, die es überall sonst auf der Welt auch gibt?

der bewundernswerte Einsatz der Initiative Denkmalschutz sollte doch endlich auch bei den Rathausverantwortlichen "ankommen"!

(und auch das Bundesdenkmalamt könnte aus dem Tiefschlaf erwachen, denn bald wird es zu spät sein!)

dass Wien "so dramatisch wächst" dass man alles niederreißen muss und 7stöckige gesichtslose Wohntürme hinstellen muss, beruht vor allem auf falschen statistischen Zahlen, die von der Statistik Austria lesen sich nämlich ganz anders.
 
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