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Aktion 21
AKTION 21

Semmelweis-Klinik versus Krankenhaus Nord


Dienstag, 20. August 2013

Als vor einigen Jahren erklärt wurde, der unterversorgte Norden Wiens, der so viel Zuzug hat, brauche ein neues Krankenhaus, hat wohl jeder vernünftige Mensch das für gut befunden.

Als dann langsam herauskam, dass mit der „Gesundheitsreform 2015“ nur mehr 7 Krankenhäuser verbleiben sollten, kam Unruhe auf. Bis heute wird die Wiener Bevölkerung nicht darüber aufgeklärt, welche Kliniken oder Klinik-Teile geschlossen werden sollen. Stillschweigen herrscht auch darüber, was die Stadt Wien, bzw. ihr Krankenanstaltenverbund bzw. die WSE als Immobilienverwalterin der Stadt Wien mit den leer werdenden Gebäuden vorhat. Die gelernte Wienerin nimmt an: Verkauf ist geplant. Verscherbeln des Familiensilbers auf Kosten der Allgemeinheit hat ja bereits Tradition in Wien. Alle in Diskussion oder im Verdacht stehenden Immobilien befinden sich ja in bester Lage, d.h. können gewinnbringend verkauft werden, außer es passieren überall solche Geschichten, wie am Semmelweis-Areal.

Da hat die Stadt Wien ja einen Teil der Liegenschaft (den sie vorsorglich 2006 in Bauland umgewidmet hat) an sich selber verkauft und das zu einem viel zu niedrigen Preis.

Nachdem offiziell nichts kundgetan wird, kann ja nur spekuliert werden, was mit der so genannten Gesundheitsreform, die eigentlich ‚Krankenhausschließungs-Paket’ heißen sollte, im Gange ist. Im besten Fall werden 600, im schlechtesten über 2000 Betten im Westen Wiens, der als „überversorgt“ gilt, geschlossen, bzw. in das neue KH. Nord ‚verlegt’.

Orthopädie Gersthof minus 125 Betten
Semmelweis Klinik minus 56 Betten
Kaiserin Elisabeth minus 279 Betten

Welche Abteilungen aus Hietzing, dem Wilhelminen und anderen Spitälern übersiedelt werden, weiß vermutlich nur Frau Wehsely, aber vielleicht nicht einmal sie.

Floridsdorf hat 139.729 Bewohner. Hietzing hat 51.147, Penzing 84.993, Fünfhaus 72.000, Ottakring 95.000, Hernals 52.913, Währing 47.861, Döbling 68.820, macht also zusammen also rund 400.000 ergibt mit Floridsdorf also über ½ Million.




Das stimmt aber ziemlich gut damit überein, was den Zukunftsplan ausmacht:

http://www.wienkav.at/kav/khn-pm/ZeigeText.asp?ID=24521


Heute schreibt der Kurier über das neue Kh. Nord:

Wer braucht das Krankenhaus Nord? Im AKH fehlt Personal, im 21. Bezirk entsteht ein neues Spital. Manchen missfällt das. +

Es ist eine der größten Baustellen Wiens: In Floridsdorf entsteht gerade das Krankenhaus Nord. Mit seinen 785 Betten soll es 2016 in Vollbetrieb gehen. Zahlreiche Abteilungen aus bestehenden Wiener Spitälern werden in die neue Klinik übersiedeln.

Lesen Sie bitte den Artikel direkt im Kurier Online fertig.
weiterhttp://kurier.at/chronik/wien/wer-braucht-das-krankenhaus-nord/22.915.732


Aber die geübte Sprecherin einer Bürgerinitiative hat in zahllosen Diskussionen seit nunmehr neun Jahren schon allerhand Stehsätze von Politkern vernommen.
Die Argumentation, dass Kleinspitäler unrentabel seien, wird durch eine deutsche Studie widerlegt.
Die McKinsey Studie von 2006 besagt:
Die einzige Chance für die Kliniken nach Ansicht der Unternehmensberater: Sie müssten noch kleiner werden und sich stark spezialisieren. Beste Aussichten hätten Häuser mit rund 150 Betten und bis zu drei Fachrichtungen, Allgemeinkliniken mit 200 bis 400 Betten sowie Häuser der Schwerpunkt und Maximalversorgung mit 500 bis 700 Betten. Diese könnten inzwischen rund 40.000 Patienten im Jahr versorgen - früher schafften das Krankenhäuser nur mit rund 1000 Betten.

Der KAV sagt, dass der Westen Wiens 9 Betten pro 1000 Einwohner aufweist, der Norden nur 3 und dass man nach der Gesundheitsreform 2015 als Durchschnittswert für ganz Wien 6 anstrebt.

Der KAV gibt aber nicht an, wie er auf diese Zahlen kommt. Wie jeder Wiener weiß, sind viele Spitalsbetten durch Menschen belegt, die eigentlich einen Pflegeplatz bräuchten, der aber nicht verfügbar ist. Gleichzeitig sind die meisten Geriatriebetten, wie z.B. im Kh. Hietzing, aber auch am Gelände des Otto Wagner Spitals. Wurden diese Geriatriebetten mitgezählt?

Dieser EU-Statistik nach liegen wir nicht so schlecht:

Siehe die Tabelle auf der 6. Seite des pdf Dokumentes wenn Sie diese hier öffnen
http://epp.eurostat.ec.europa.eu/cache/ITY_OFFPUB/KS-CD-07-001-03/DE/KS-CD-07-001-03-DE.PDF


Als um 1900 die meisten der großen, historischen Krankenhausanlagen errichtet wurden, wie Otto Wagner Spital, Wilhelminen Spital, Semmelweis Klinik (auch Glanzing, jetzt Wohnhausanlage), hat man erkannt, dass frische Luft und Grün für die Kranken und Rekonvaleszenten gesundheitsfördernd sind.
Heute wird argumentiert, dass die Wege zwischen den Pavillons für das Personal zu weit sind, die Gärtner zu viel Geld kosten und die Aufrüstung auf moderne Ausrüstung in den alten Gebäuden zu teuer und teilweise sogar unmöglich sei.

Für das neue Kh. Nord hingegen wird das beste dann grade gut genug sein. Die US-Landschaftsarchitektin Martha Schwartz führt aus: "Das soll ein emotionaler, glücklichmachender und üppig grüner Garten sein, der den Stress der Patienten lindert und sich auf den Heilungsprozess positiv auswirkt." Was sich anhört wie ein naiver Fantasiesatz aus dem Wunschalmanach der Architektur, ist wissenschaftlich längst belegt. "Das ist nicht nur ein schön gestalteter Garten, sondern eine heilende Landschaft, die anhand der bisherigen Erkenntnisse von Wissenschaftern und Forschern mit Wald- und Wiesenflächen, mit Sitzgelegenheiten und Pavillons, mit Hochbeeten zum Bepflanzen und mit Wegen zum Flanieren ausgestattet sein wird", so Schwartz.

Die Planung für den Landschaftsgarten ist die mittel- bis langfristige Rechnung, dass ein sorgfältig geplanter Krankenhausgarten den Heilungsprozess der Patienten beschleunigt, den Spitalsaufenthalt verkürzt und die Krankenstandstage des Personals erheblich reduziert. Zahlreiche Studien der letzten Jahre, zum größten Teil in den USA durchgeführt, belegen das: Steve Mitrione von der University of Minnesota beobachtete, dass bei Patienten, die auf eine grüne Hecke blicken, mehr Alpha-Aktivität zu verzeichnen ist. Sprich: Sie empfinden Entspannung. Bei Patienten hingegen, die auf eine Betonwand schauen, nimmt die Beta-Aktivität zu. Sie haben Stress.

Roger Ulrich, Architekturprofessor an der Texas A&M University und Partner am Center for Health Systems & Design, stellte fest, dass Patienten mit Aussicht in den Garten schneller gesund werden als solche, die auf eine Ziegelwand blicken müssen. Der Aufenthalt im Krankenhaus werde dadurch verkürzt.

Und Clare Cooper Marcus - sie ist Professorin für Landschaftsarchitektur in Berkeley - erkannte in einer 1995 durchgeführten Studie, dass Patienten in grüner Umgebung viel weniger Schmerzmittel benötigen und im Schnitt um ein paar Tage früher das Krankenhaus verlassen als Patienten ohne natürliche Umgebung. Auch die Zufriedenheit und Gesundheit des Personals nimmt zu, die Krankenstandstage werden weniger. Alles in allem eine hieb- und stichfeste Beweislage für die grüne Architektur. Fragt sich nur, wie viel so ein Garten kosten darf. "Falsche Frage", entgegnet Architekt Albert Wimmer, "die Baukosten eines Krankenhauses mitsamt Infrastruktur und Nebenflächen sind im Vergleich zu den Betriebskosten absolut vernachlässigbar. Innerhalb von wenigen Jahren wird die Investition vom laufenden Betrieb eingeholt."

Aha…………………..

Bisher haben sich die geschätzten Baukosten von 500-600 auf über 800 Millionen Euro erhöht. Am Ende wird es sein wie beim AKH oder beim Skylink – die Kosten werden explodieren und ob es ein paar Jahre später Untersuchungen wegen irgend welcher Ungereimtheiten geben wird, werden wir sehen.

Lisa Natterer, BI Semmelweis-Areal erhalten





Dateien zu diesem Thema
kh nord 
von barberi am 2013-12-12 um 10:00 Uhr
es sollen ja bereits Kosten von über 1 Milliarde anlaufen.
Weiter verblüffend, dass das gesamte Projektteam inkl Loidl-Kocher beurlaubt wurde
Interessant! wer ist der Autor (die Autorin) dieses Beitrags? 
von Johanna Kraft am 2013-08-21 um 12:04 Uhr
nehme an, Lisa Natterer, BI Semmelweis, stimmt das??

Es wäre wünschenswert, wenn solche wichtigen Beiträge auch einen Autor hätten!
Krankenhaus Nord 
von Lisa Natterer am 2013-08-21 um 19:44 Uhr
Es wäre wünschenswert, Leserinnen und Leser würden darauf armerksam machen, daß ein Beitrag - wahrscheinlich aus technischen Gründen - nicht vollständig auf der Hp steht, wie unschwer aus einem angefangenen Satz ohne Satzzeichen am Ende ersichtlich ist.
Und: ich zeichne meine Beiträge immer. Am Ende eines Artikels. Aber der steht noch nicht da....
Lisa Natterer
Vielleicht lesen hinreichend viele Menschen diesen Beitrag, denken und handeln danach?! 
von Georg Becker - aus Unter St. Veit (Wien) am 2013-08-20 um 19:49 Uhr
... hofft + wünscht allen Wienerinnen und Wienern, aber auch Menschen aus Niederösterreich und dem Burgenland - uns und sich -
der Kommentar-Verfasser.

Mitte Juli wurden "Nachrichten der Initiative Denkmalschutz", "DENKMA[I]L", Nr. 13,
"Historische Krankenanstalten : ausgedient und schutzlos" -
mit 2 Beilagen der Bürgerinitiative "STEINHOF-ERHALTEN" -
versandt.
( Format A4, 48 Seiten, ISSN 2219-2417, 8 €; bestellbar: office@idms.at / 1090 Wien, Fuchsthallerg. 11/5; Tel.: +43 (0)699 1024 4216 )

Darin werden die im Beitrag erwähnten Krankenhäuser und Heil- und Pflege-Anstalten profund behandelt; es gibt zudem einen Beitrag über "Das Verschwinden der kleinen Wiener Spitäler".
Vergleiche zu verwandten "Objekten" in Niederösterreich und Vorarlberg wären auch sehr interessant. ( Siehe Heft-Artikel, bebildert. )

ABER : "Papier = geduldig..."

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