Wer zu spät kommt, den bestraft die Geschichte
Montag, 7. November 2011
Der griechische Ministerpräsident Papandreou hat eine Volksabstimmung angekündigt und – unter dem Druck der Geldgeber – eiligst widerrufen. Was hat er nun falsch gemacht? Er hat die Bevölkerung in die Entscheidung einbinden wollen – das wollen wir doch auch? Aber seine „Volksabstimmung“ war eine Alibiaktion, viel zu spät, um Jahre zu spät. Wer, wenn nicht er, hätte schon vor Jahren wissen müssen, was nicht zu vermeiden war.Zwentendorf Helfen wir dem Gedächtnis nach: auch wir hatten unseren Papandreou. Er hieß Kreisky und hatte sich in Zwentendorf ein Atomkraftwerk in den Kopf gesetzt, allen Warnungen zum Trotz und unter Missachtung aller Proteste, mit der Macht einer absoluten Abgeordnetenmehrheit, gegen die Mehrheit der Bevölkerung. Als er diese dann, wie Papandreou, unter dem immer stärkeren Druck der Allgemeinheit doch befragte, stand in Zwentendorf bereits der Betonkasten. An seiner Sanktionierung durch die Bevölkerung hatte Kreisky nicht gezweifelt. Aber die Menschen lassen sich nicht frozzeln. Ein bereits stehendes Atomkraftwerk muss man ablehnen, will man sich den letzten Rest demokratischer Würde erhalten. So kam es dann auch. Steinhof Häupl hatte daraus gelernt, dass man nicht auf Dauer gegen den Strom schwimmen kann. Nicht gelernt hat er, rechtzeitig auf die Bevölkerung zu hören. Auch am Steinhof ist der erste Bauteil bereits errichtet, auch dort kommt die Geste an die nach Einbindung verlangende und von der Mitbestimmung ausgeschlossene Bevölkerung spät, zu spät. Rechtzeitig die Reißleine ziehen verlangt Fingerspitzengefühl. Es ist den Spitzenpolitikern, in Griechenland und in Österreich, abhanden gekommen. Helmut Hofmann [ zurück ]
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