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Aktion 21
AKTION 21

Sofiensäle: Zehn Jahre, und kein bisschen vergessen


Montag, 15. August 2011

Die Sofiensäle-Initiative lief zehn Jahre lang, mit einer kurzen heißen Phase und einer langen Phase des scheinbaren Stillstands. Die heiße Phase war von hektischer Betriebsamkeit bei allen beteiligten Parteien gekennzeichnet, beinahe im Wochenrhythmus kam es zu neuen Entwicklungen, laufend wurde regional und österreichweit in den Medien berichtet, und wir veranstalteten vier große Pressekonferenzen in zwei Jahren. Im April 2002 fiel dann im Denkmalamt endgültig die Entscheidung, die Sofiensäle weiter unter Denkmalschutz zu halten. Das wurde in der Pressekonferenz des Bundesdenkmalamts durch Präsident Dr. Wilhelm Georg Rizzi auch klar an die Medien kommuniziert und es brach beinahe schlagartig die lange Phase des Stillstands an. Das Interesse der Medien zu berichten hatte sich dramatisch verringert und es gelang nur noch zu den Jahrestagen des Brandes, Artikel und Informationen zu lancieren. Der Eigentümer hatte sein Primärziel - den Abriss - verfehlt, und setzte nun auf den Lauf der Zeit und das Vergessen. Wir gaben uns daher Mühe, den Medien zu den Jahrestagen des Brandes interessante neue Aspekte aufzuzeigen, denn es war zu befürchten, dass die Abbrucharbeiten vorangetrieben würden, falls das mediale Interesse gänzlich zum Erliegen käme. Letztlich führte unsere nachhaltige Aktivität nach zweifachem Eigentümerwechsel insoweit zum Erfolg, als die unter Denkmalschutz stehenden Teile des Gebäudes nun endgültig erhalten bleiben.

Durch das endgültige Bekenntnis des neuen Eigentümers Soravia Group zum Erhalt der bestehenden Gebäudeteile und deren Rekonstruktion in Abstimmung mit dem Denkmalamt scheint unser Ziel weitgehend erreicht zu sein. Was uns noch immer Sorgen bereitet ist das unausgereifte Nutzungskonzept für die historischen Gebäudeteile. Statt einer hochqualitativen Nutzung für kulturelle Veranstaltungen - immerhin waren die Sofiensäle einst Bestandteil der Wiener Festwochen und hoch geschätzte Spielstätte für klassische Musik - soll in Zukunft eine Hand voll bildende Künstler ihre Ateliers in den ehemaligen Logen beziehen, und der Große Saal soll als bloßer Ausstellungsraum für deren Werke genutzt werden. Wer die Auswüchse subventionierter Kultur in Wien kennt, ahnt bereits ein drohendes Szenario: Zuerst weisen Antragsteller ihr Parteibuch vor, dann folgt ein beinhartes Auswahlverfahren nach hehren Kriterien der Gunst, pardon: Kunst ("Sag, was kunnst du für mich machen?"), und fürderhin entstehen dann richtungsweisende Kunstwerke der Postmoderne in den Ateliers und Katakomben der Sofiensäle - oder auch nicht. Hauptsache es wurde verhindert, dass eine der ältesten Stätten der Begegnung und einstige Herberge vielfältigster kultureller Aktivitäten wieder zu vollem Glanz und Blüte gelangen kann. Ein ausgereiftes Nutzungskonzept als "Strauss Center Vienna" wurde durch zwei erfahrene Projektentwickler erarbeitet und durch die Bürgerinitiative vorgestellt. In Form eines Leasingmodells, das von einem deutschen Finanzinstitut berechnet wurde, hätten die Mehrkosten der Rekonstruktion aus dem Betriebsergebnis abgedeckt werden können - eine ernsthafte Nutzung vorausgesetzt. Die verantwortlichen Politiker haben abgewunken und behauptet, dass Wien keinen Bedarf an kulturellen Einrichtungen mehr hätte. Wer aber die Sofiensäle in Erinnerung hat, und sie mit zum Beispiel dem Nachfolgespielort Gasometer vergleicht, wird sich Charme und Flair der Sofiensäle zurückwünschen.

Bürgerinitiative Rettet die Sofiensäle
Viktor Zdrachal und Markus Landerer

ACHTUNG: Unsere Kontakt-Telefonnummer in der Urlaubszeit lautet: +43 (0) 680 13 43 887
Links zu diesem Thema
mit sanfter Stadterneuerung hat das, was in Wien derzeit passiert, alles nichts zu tun! 
von Johanna am 2011-08-17 um 09:11 Uhr
kann mich dem Vorposter nur anschließen, auch Znaim wurde und wird wunderbar restauriert. dafür ruiniert gerade die Raiffeisen in Zwettl den schönen Hauptplatz mit einem gigantischen Dachausbau. Erinnert fast an den Platz am Hof in Wien!

in Österreich dürfte zunehmend jeder Geschmack und jedes Kulturverständnis abhanden kommen, es zählt nur der schnelle Gewinn für die Investoren, was man dabei langfristig ruiniert, interessiert niemanden1
Sophiensäle,Denkmalschutz 
von VIPO am 2011-08-16 um 20:24 Uhr
Der "Denkmalschutz" von heute gleicht oft der Karikatur der zu erhaltenden Bausubstanz.
So werden oft Farben verwendet, die es damals vielleicht im Traum einmal gab, Gebäudeeinschnitte genehmigt, die den Charakter
stark entfremden (Gasometer), Dinge dazugebaut, die vieleicht da gewesen sein könnten (Lifttürme der Wiener Gemeindebauten aus den 20er Jahren) aber nicht waren, Räume und Fassaden abenteuerlich rekonstruiert (da wo man sparen muss, läßt man etwas Stuck weg)- siehe "Sanfte Stadterneuerung" der Wiener Gründerzeitbauten (manchmal so "sanft",dass man glauben könnte, es wäre ein Neubau), geschmacklose Fenster eingebaut, und ,und ,
und. Das Bundesdenkmalamt dürfte wohl gehörig unter Druck stehen, wenn es solche Dinge zuläßt (wenn es das überhaupt darf). Ein Ausflug zu unseren Nachbarn zeigt, dass man noch viel mehr originalgetreu erhalten hätte können (siehe z.B. Prager Altstadt).
Und im Falle der Wiener Sophiensäle fürchte ich, dass das Neue das Alte ersticken wird. Rundherum eine möglichst wirtschaftliche bedrohliche Kubatur und mitten drinnen die "rekonstruierten" Säle,
die man wird suchen müssen.
Sturm: 
von Hofmann Helmut am 2011-08-16 um 13:47 Uhr
Hörst du's wimmern hoch vom Turm? Das ist Sturm! (Schiller, das Lied von der Glocke)

"denkmalschutz ist sache des bundes!" - na so was! Eine umwälzende Neuigkeit! Weiß das auch der Wiener Bürgermeister, wenn er das BDA ersucht, etwas zu ermöglichen, was in einem Rehctsstaat nicht ermöglicht werden dürfte?

"nicht jedes heruntergekommene und verfaulte sowie verdreckte haus ist erhaltenswert!"

waren die Sofiensäle "so heruntergekommen und verfault", dass sie abgetragen werden mussten, noch dazu "warm"?

"da wo du wohnst war auch sicher einmal eine schöne grünfläche oder ein altes haus!" und noch früher ein dichter Urwald, in dessen Wipfeln man damals schon das Heulen des Sturms hören konnte.

Es wird immer wieder Stürmer geben, die mit Wortspenden freigebig um sich schmeißen, obwohl sie dabei nichts zu sagen haben.
nicht nur der Charme und das Flair der Sophiensäle sind durch den (möglicherweise gelegten???) Brand verloren gegangen 
von Johanna Kraft am 2011-08-16 um 10:15 Uhr
Vor allem die wunderbare Akustik dieses Saales, die Gott sei Dank in vielen Tonaufnahmen erhalten ist, ist für immer verloren,
Den lächerlichen Teil der Restfassade jetzt in eine bunkerartiges Gebäude einzubauen, ist geradezu ein Hohn, jedenfalls eine Augenauswischerei!
(Zum Glück wurde wenigstens das Casino Baumgarten mit seiner Akustik nicht aus Profitgier abgerissen!)
denkmalschutz 
von sturm am 2011-08-16 um 08:02 Uhr
denkmalschutz ist sache des bundes!
nicht jedes heruntergekommene und verfaulte sowie verdreckte haus ist erhaltenswert! da wo du wohnst war auch sicher einmal eine schöne grünfläche oder ein altes haus!
interessant, dass laut Politikern "Wien keinen Bedarf an weiteren Spielstätten hat"! 
von Beobachter am 2011-08-15 um 20:26 Uhr
und wozu brauchen wir dann die Mehrzweckhalle am "Augartenspitz"?
Wien muß Kuala Lumpur werden! 
von Skorpion am 2011-08-15 um 16:12 Uhr
http://diepresse.com/home/panorama/wien/...

Wien wird zerstört, Schönes, Altes und Wertvolles wird auf niederträchtigste Weise ruiniert, die Sophiensäle, Augarten, das Gesamtkunstwerk von Otto-Wagner, Steinhof .... Gebäude und Ensembles, die wegen ihrer Funktionalität und Ästhetik unter Denkmalschutz stehen - vernichtet von Banausen, Provinzlern und Plebejern, die einander an die Schaltstellen der Macht gehievt haben!

Sh.

http://derstandard.at/1313024144154/Wirb...

"....Büro des zuständigen Stadtrats Michael Ludwig (SP): Die Genehmigung liege zwar erst seit gestern, Donnerstag, vor, bisher seien aber großteils nichtgenehmigungspflichtige Vorarbeiten durchgeführt worden - in dem Wissen, dass das Projekt nicht gegen die Wiener Bauordnung verstoßen werde...." !

Diese Aussage des zuständigen Stadtrates - ein BLANKOSCHECK, sich als Behörde (!) nicht um die Einhaltung gültiger Bestimmungen und Gesetze scheren zu müssen - kann doch wohl nicht unkommentiert verhallen?

Was sagt die Architekten-Kammer zu diesen Freveln?
Natürlich wird die Architektenkammer von ihren Zwangsmitgliedern finanziert, ist es möglich, daß die Funktionäre schweigen, weil sie das Geld ihrer Zwangsmitglieder (z.B. für die Dotierung der Wohlfahrtseinrichtungen) auf den globalen Finanzmärkten angelegt hat?

Darf man deshalb "nur ja nicht auffallen?"
 
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