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Zu hoch hinaus


Dienstag, 7. September 2010

Bauklasse 3 am Marchfeldkanal? Verkehrschaos ohne Ende? Eine Bürgerinitiative engagiert sich intensiv für eine überlegtere Verbauung an der Stammersdorfer „grünen Lunge“.

Nördlich des Heeresspitals soll ab Herbst 2011 doppelt so dicht gebaut werden, als ursprünglich vorgesehen und den Anrainern präsentiert. Zusätzliche 1.000 Wohnungen auf engstem Raum und direkt am Marchfeldkanal sollen hier bald in die Höhe ragen. Die südlich vom Heeresspital geplanten Neubauten noch gar nicht eingerechnet! Das wertvolle Erholungsgebiet am Stadtrand, das auch viele trotz schlechter öffentlicher Anbindung angezogen hat, wird empfindlich nachhaltig beeinträchtigt sein. Die Lebensqualität der Anrainer stark reduziert. Aus den erst kürzlich bezogenen Genossenschaftswohnbauten werden erste „Abgänge“ vermeldet.

Dabei wären vorprogrammierte weitere Abwanderungen durch überlegtere Bebauungspläne vermeidbar. Wer an den nördlichen Stadtrand zieht, sucht Grün, Ruhe und leistbaren Genossenschaftsbau. Bevorzugt in Reihenhausform. Doch genau das sehen die im Eilverfahren geänderten Baupläne hier nicht vor. Das 3D-Modell (siehe Foto) zeigt es auf. (Anmerkung der Red.: Die Farbe Ocker steht für bestehende Bauten, Blau für neue und Grün für begrünte Hausdächer. Die Prozentzahlen wiesen aus, wie viel Fläche innerhalb der Kubatur verbaut werden darf.)

Weniger Höhe und mehr Grün sind erstrebens- und lebenswert. Häuserschluchten wie im 3D-Modell nicht.

Visualisierung Blick in Richtung Norden


Visualisierung Blick in Richtung Süden.


Niemand stellt hier in Abrede, dass eine als Bauland gewidmete Fläche auch bebaut werden soll. Die Frage ist aber – wie? Weshalb nicht so attraktiv wie im benachbarten 22. Bezirk? Ist doch die Siedlung Pelargonienweg ein Paradebeispiel dafür, dass geförderte Bauten nicht in die Höhe ragen und wirtschaftliche Interessen trotzdem nicht zu kurz kommen müssen.

1.000 Wohnungen sind einfach zu viel. Herrscht doch schon jetzt akute Verkehrsüberlastung. Wer öffentlich fährt, benötigt im Schnitt eine Stunde ins Zentrum. Egal, ob mit dem übervollen 31er oder dem 125er Bus zur Leopoldauer U-Bahn-Station. Eine höhere Frequenz der Linien würde nur bedingt Abhilfe schaffen.

Geplant ist außerdem eine Schule direkt an der Brünner Straße bzw. beim Heeresspital, die das infrastrukturelle Problem verschärft. Auch fehlt es schon jetzt an kulturellen Einrichtungen, Sportstätten etc. Die einzige „Kulturoase“ (Anmerkung der Red.: die Shopping City Nord) ist 20 Minuten von Stammersdorf öffentlich entfernt, sieht man von den einschlägigen Stammersdorfer Heurigen ab. Die Planung sieht aber außer einem neuen Supermarkt nichts vor. Dem mündigen Bürger stellt sich berechtigt die Frage, wie durchdacht die Bauklasse-3-Pläne sind. Und wer damit was genau bezweckt.

Engagierte Stammersdorfer haben daher vor über einem Jahr die „Interessensgemeinschaft Lebensqualität Marchfeldkanal“ gegründet. Und weisen seither eindringlich auf Verbauungsfolgen hin. Auch auf die absehbare Wertminderung ihrer Wohngegend und Immobilien.

Gut besuchte Podiumsdiskussionen, bei denen auch die Ortspolitik geladen waren, gab es bereits. Um gemeinsam und vorausschauend eine „Schlafstadt“ zu vermeiden. Für das von der Initiative angestrebte Bürgerbeteiligungsverfahren mit den beteiligten Bauträgern gibt es derweil noch kein grünes Licht. Doch die Bürgerinititative hat auch die Facebook-Community „Gegen Häuserschluchten am Machfeldkanal“ eingerichtet (Suchfunktion „Marchfeldkanal“ eingeben) und ist auf www.aktion21.at präsent. Auch der Umfang der Unterschriftensammlung für eine sinnvolle Bebauung ist schon jetzt beeindruckend. Ein Zeichen dafür, dass Bürgerinitativen sich lohnen und es verdient haben, unterstützt zu werden. Vor allem, wenn sie so sinnvoll sind wie diese.

Fotocredit: DI Maximilian Hantsch-Köller, mit freundlicher Genehmigung der Floridsdorfer Grünen

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