AKT!ON 21

Mit gespaltener Zunge Teil 2


Freitag, 26. Februar 2010

Drüberfahren – ja oder nein?

Was uns in Eberau vorgespielt wird, ist eine Tragikomödie ersten Ranges. Nur ganz Naiven kann man das Theater vorspielen, dass außer der Ministerin und dem Bürgermeister niemand von der Sache gewusst hat. Man weiß nur, was man wissen will, das andere blendet man aus. Damit man, wenn der Boden zu heiß wird, wie weiland schon Petrus sagen kann: „Das kenne ich nicht, das ist ja unerhört, da mach ich nicht mit!“


Man würde dem Herrn Landeshauptmann Niessl den Beteiligungsschmäh schon eher abnehmen, wenn sein Wiener Kollege es mit dem Drüberfahren ähnlich kritisch sähe. Doch der lässt zwar über einige weltbewegende Themen wie Kampfhunde, Hausbesorger oder Citymaut befragen, bei brisanteren Dingen dagegen fährt er drunter und drüber, natürlich nicht er selbst, er lässt drüber fahren, wie es sich eben für einen Landesfürsten oder –kaiser geziemt. Man muss nur einmal eine Sitzung des Wiener Gemeinderates bzw. Landtages auf der Galerie verfolgen um festzustellen, wie sich die absolute Mehrheitsriege jener Partei verhält, deren Landesvorsitzender der Herr Landeshauptmann und Bürgermeister ist. Ab und zu, in letzter Zeit immer öfter, verfolgen die im Sitzungssaal zu peniblem Schweigen verhaltenen betroffenen Bürgerinnen und Bürger das makabre Schauspiel und sind so wenigstens mit offenen Augen Zeugen ihres Überfahrenwerdens. Das schützt sie zwar nicht davor, überfahren zu werden, aber wenigstens davor, dabei dumm zu sterben.

Dr. H. Hofmann

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