Sonntag, 16. August 2009
An Mag. Franz W. Hauberl,Vorsitzender des Vorstandes der ARWAG Holding-Aktiengesellschaft Würtzlerstraße 15 1030 Wien Und an Dr. Barbara Neubauer Präsidentin des Bundesdenkmalamtes Hofburg, Säulenstiege 1010 Wien Wien, am 10. August 2009 Offener Brief zum 8. Jahrestag des Brandes in den Sofiensälen am 16. August 2001, anlässlich der immer noch fehlenden Schutzabdeckung und des massiven Pflanzenbewuchses. Sehr geehrter Herr Mag. Hauberl, Sehr geehrte Frau Dr. Neubauer, als die ARWAG die Sofiensäle übernahm, hatten die Menschen die das Schicksal der Sofiensäle mit Anteilnahme verfolgen den Eindruck, es hätte sich alles zum Guten gewendet. Die Zusammenarbeit mit dem Bundesdenkmalamt wurde bei der Pressekonferenz der ARWAG verlautbart, um eine schonende Beseitigung der Brandschäden und die originalgetreue Restaurierung der geschützten Substanz zu erzielen. Drei Jahre später ist der Pathos des historischen Augenblicks verflogen, aber noch immer stehen die Sofiensäle ohne ausreichende Schutzabdeckung da. Die Bäume, die auf den Mauerkronen und Logengängen wachsen, sind mittlerweile mehrere Meter hoch, und zwängen ihre Wurzeln mit jedem Tag tiefer in das erhaltene Mauerwerk. Die Notwendigkeit der Entfernung der Bäume und Stauden von den Mauern der Sofiensäle steht außer Zweifel, und wir würden uns als ersten Erfolg der Zusammenarbeit der ARWAG mit dem Bundesdenkmalamt erwarten, dass die Bäume und Gewächse entfernt werden. Auch die Anbringung eines Schutzdaches oder zumindest einer mehrjährig wetterfesten Einhausung muss endlich in die Wege geleitet werden. Wann folgen den vielen Worten auch konkrete Taten zum Schutz der Sofiensäle? Der achte Jahrestag des Brandes wäre hierzu ein guter Anlass. Warum fordern wir nach so vielen Jahren dennoch die raschestmögliche Herstellung eines Schutzdaches? Ich beziehe mich auf das Gutachten von SenPr. Dr. Werner Fürnsinn, in dem zur Notwendigkeit der Anbringung eines Schutzdaches vermerkt wird: "Der Fall der Sofiensäle weist [...] eine weitere Besonderheit auf: Werden nur Teile eines Denkmals geschützt (Teilunterschutzstellung), so umfasst dieser Schutz auch die übrigen Teile in jenem Umfang, als dies für die denkmalgerechte Erhaltung der eigentlich geschützten Teile notwendig ist (§ 1 Abs. 8 DMSG). Dies bedeutet für die Sofiensäle, dass die Erhaltung ihrer nach wie vor geschützten Teile auch die Herstellung einer gewissermaßen ‚gemindert geschützten’ (siehe dazu WIESHAIDER, Denkmalschutzrecht, S. 21) Dach- und Saaldeckenkonstruktion als Sicherungs- oder Instandhaltungsmaßnahme im Sinne des § 31 Abs. 1 DMSG zu umfassen hat. Sieht man davon ab, ist dieses Denkmal wohl nicht auf Dauer zu retten." Die ARWAG hat die Anbringung einer ausreichenden Schutzabdeckung bisher mit dem Argument abgelehnt, die Bauarbeiten würden "in Kürze beginnen", und die Abdeckung sei daher nicht notwendig. Die Summe aller "kurzfristigen Verzögerungen" beträgt inzwischen drei volle Jahre. Wir sehen uns leider rückblickend in unserer wiederholt und öffentlich vorgetragenen Forderung nach der umgehenden Anbringung des Schutzdaches bestätigt, und ersuchen die ARWAG, 2009 endlich für eine denkmalwürdige Abdeckung der Mauerkronen und Logengänge zu sorgen. Die Bürgerinitiative ist es leid, in halbjährlichen Abständen mit Ankündigungen vom Baubeginn vertröstet zu werden. Es ist Zeit für entschlossenens Handeln, um endlich die Abdeckung herzustellen. Allfällige weitere Verzögerungen der Sanierungsarbeiten über einen, zwei, oder gar mehrere Winter sollen Wasser und Frost keinen weiteren schädigenden Einfluß auf die Substanz nehmen lassen dürfen. Zuletzt wiederholen wir wieder unsere Bitte an die ARWAG, eine hochwertige kulturelle Nutzung in den renovierten Sofiensälen einzuplanen. Gerade in Zeiten der Krise sollte eine Rückbesinnung auf klassische Werte und Traditionen erfolgen, und das verheißt langfristig auch den besten Aussicht auf wirtschaftlichen Erfolg. Das Eck an der Kreuzung Blattgasse und Kegelgasse ist vom 100m entfernten Hundertwasserhaus gut zu sehen, und aus Sicht der Bürgerinitiative wäre eine touristisch ausgerichtete Nutzung, etwa mit dem integrierten Strauß Zentrum, die beste Option. Vielleicht ist im Hinblick auf künftige Generationen gerade die Wirtschaftskrise ein guter Anlass, um einmal "über den Schatten zu springen", und eine qualitätsvolle und weiterhin öffentliche Nutzung der Sofiensäle zu wagen. Mit besten Wünschen, und freundlichen Grüßen, Viktor Zdrachal Sprecher der Bürgerinitiative „Rettet die Sofiensäle“ c/o Kundmanngasse 33/7 1030 Wien Rückfrage-Tel.: Viktor Zdrachal, 0699 1947 8566 Fotos der Sofiensäle von Ende Juli 2009. Die Bilder stehen in Druckauflösung unter www.studioton.at zum Download bereit. Links zu diesem Thema
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