AKT!ON 21

Briefe an den Bürgermeister


Donnerstag, 18. Juni 2009

Der erste Brief von: Hr. Dr. Dieter Klein
Der zweite Brief von Fr. Mag. Gundula Rapp
Der dritte Brief von Fr. Karin Jahn
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1. Brief

Dieter Klein
Betreff: Bürgeranliegen
An: buergermeister@magwien.gv.at
Datum: Mittwoch, 10. Juni 2009, 23:50

Sehr geehrter Herr Bürgermeister,

Sie sollen in einem Radio-Interview gesagt haben, dass die „Bürgerinitiativen vielleicht keine Anliegen“ hätten. Falls dieses Zitat wirklich so gefallen ist, dann lässt das darauf schließen, dass Sie Ihr Wissen über Ihre Stadt und deren Bürger hauptsächlich (oder vielleicht gar ausschließlich ?) aus den Jubelpostillen Ihrer Magistrats-Veröffentlichungen beziehen und deshalb allmählich die Bodenhaftung verloren haben.


Wenn die Bürgerproteste gegen Stadtbildverschandelungen durch Hochhäuser, gegen Abbrüche von historischer Bausubstanz, gegen „Volks“-Garagen, gegen Baumfällungen zum Vorteil von bauwerbenden Spekulanten, gegen Geldverschwendungen wie beim Umbau des Schwarzenbergplatzes nicht bis zu Ihnen vordringen, dann erinnert das doch ein wenig an Marie-Antoinette am Vorabend der Französischen Revolution.

Gehen sie doch einmal mit kritischem Blick durch die Stadt (ich hatte bereits 2002 eine Ausstellung über die Wiener Stadtbildveränderungen seit 1945 erarbeitet, inzwischen ist aber alles noch viel schlimmer geworden). Überall nehmen phantasielose Hochhäuser von mittelmäßigen „Stararchitekten“ ihrer Umgebung Licht und Sonne weg, unproportionierte Dachausbauten zerstören die historische Dachlandschaft und machen die Straßen der Innenbezirke schluchtartig und finster, die Qualität dieser Aechitektur erinnert manchmal eher an die zusammengeschusterten Slums von Manila.

Nur einige wenige Beispiele aus meinem näheren Umfeld, aus dem 3. Bezirk möchte ich hier nennen:

  • Schwarzenbergplatz: Verschandelt durch banale Lampen anstelle der Jugendstilbeleuchtung; Gesamteindruck durch Lampen-Mastenwald und Drahtverhau gestört, Parkanlage vor dem Hochstrahlbrunnen teilweise zubetoniert, Jugendstil-Blumenkübel beseitigt. Kindisch blinkende Bodenbeleuchtung, die kaum bewusst wahrgenommen wird.
  • Rennweg-Kreuzung: alle städtebaulichen Chancen durch massive Verbauung der Schnellbahnstation verschenkt,anstatt dort urbane Aufenthaltsräume zu schaffen; die Linke- wie die Rechte Bahngasse durch überhöhte Schallschutzmauern nach Art der Berliner Mauer „geschützt“, Bäume dort beseitigt.
  • Beim Stadtpark : Ohmanns Jugendstil-Milchpavillon parkseitig durch einen abweisenden schwarzen Kasten erweitert bzw. verdeckt, Anfahrtsmöglichkeit bis zum Restaurant auf Kosten der Parkanlage.
  • Das ohnehin schon viel zu hohe Raiffeisengebäude wurde neulich aufgestockt, vor das Hilton-Hotel noch ein zusätzlicher Bau hineingequetscht, die Invalidenstraße mit der Kino-Seitenfront und der öden Markthalle ist eine städtebauliche Katastrophe.
  • Wien-Mitte: dient der Gewinn-Maximierung einiger Weniger, aber nicht den Bürgern. Markthalle wurde trotz Protesten geschlossen. Gefährdung des Weltkulturerbes.


Wie konnten Paragraphen geschaffen werden, die eine Anonymisierung von Bauherren auf Bautafeln ermöglichen (z.B. Grinzing, Langackergasse 15)?

Wieso werden alte Bäume abgesägt, weil dem potentiellen Bauwerber diese Kosten angeblich nicht zugemutet werden können (noch bevor alle Grundstücke in seinem Besitz sind – so geschehen im Fall Fabrikgasse in Meidling)?

Und all das unter einer sozialistischen Stadtregierung, die ich über lange Zeit mitgewählt hatte...


Mit freundlichen Grüßen
Dr. Dieter Klein
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2. Brief

Zur Aussage Häupls zum Ausgang der EU- Wahlen

"ich biete den Hans Peter Martin-Wählern an, über etwaige Wünsche in der
Kommunalpolitik zu sprechen; vielleicht haben diese Wähler ja keine solchen
Anliegen...".

Nicht alle NICHT- oder NICHT MEHR-SPÖ-Wähler haben Hans Peter Martin gewählt, aber viele haben nicht die SPÖ gewählt, weil ihre Anliegen in Wien keinerlei Beachtung finden. Unser Wunsch, mit Kommunalpolitikern über den Liesinger Schlosspark zu sprechen, ist unbeachtet geblieben und unsere diesbezüglichen Briefe waren dem Herrn Bürgermeister nicht einmal eine Antwort wert. Der Wunsch nach einem Treffen mit Frau Wehsely wurde bereits in deren Büro abgeblockt, Briefe an Brauner, Schicker, Sima und Deutsch blieben unbeantwortet. Inzwischen ist der Liesinger Schlosspark, letzte Grünoase im Zentrum von Liesing, unwiederbringlich zerstört und statt jahrhundert alter Bäume wird ein überdimensionaler Bau den Schlosspark zieren. Der Monsterbau wird noch mehr Verkehr anziehen, die Verbauung der Brauereigründe und die Verbreiterung der Breitenfurterstraße werden dazu beitragen, das Wohnen in Liesing gänzlich unattraktiv zu machen. Es wäre auch anders gegangen! Wo war der Herr Bürgermeister, als wir unsere Anliegen vorbrachten? Hat er mit den Bürgern, die gegen das Projekt waren, jemals über deren Wünsche gesprochen? Das Wahlergebnis ist die Konsequenz der überheblichen Politik der derzeitigen Wiener Stadtregierung!

Mag. Gundula Rapp
BI Liesinger Schlosspark
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3. Brief

Bürgerinitiative Luegerplatz

Sollte ein Bürgermeister nicht für die Bürger da sein und nicht nur für die Wähler?
Sonst müsste er ja Wählermeister heißen. Oder gar Martinwählermeister.
Wir haben jedenfalls die Erfahrung gemacht, dass Herr Dr. Häupl weder auf Briefe reagiert noch auf E-Mails. Da könnte ja jeder kommen, bevor er sich über die Häuser hauen muss.

Karin Jahn
Mein sozialistischer Straßenbahnergroßvater würde sich im Grab umdrehen ...
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