Montag, 15. Dezember 2008
Dass bei einer „Anrainerinformation“ zur Großbaustelle Wien Mitte das leidige Thema der Markthallenschließung aufs Tapet kommen würde, war wohl unvermeidlich. Man war auch darauf vorbereitet. So versuchte ein in einem Bürogeschoss über der ehemaligen Markthalle tätiger Mitarbeiter die Schließung damit zu rechtfertigen, dass er jahrelang unter dem unerträglichen Gestank gelitten habe, der über das Stiegenhaus in sein Büro gedrungen wäre. Wenn wir alles zusperren wollten, wo es stinkt, bliebe nur noch wenig offen. Zudem würde die Verwaltungsreform davon profitieren. Allerdings wäre allemal die bessere Lösung, den Ursachen des Gestanks auf den Grund zu gehen, statt das Kind mit dem Bad auszuschütten. Es mag schon stimmen, dass der Geruch toten Fleisches, wenn es einmal die Kühlkette verlassen hat, für feinere Nasen unerträglich ist. Dass es in einer Markthalle auch anders zugehen kann, wurde in Markthallen des In- und Auslands, auch in jener Fleischhalle, an deren Stelle nun das Hotel Hilton steht, hundertfach bewiesen. Es liegt an der Unfähigkeit des Markthallenbetreibers, wenn die hygienischen Zustände zum Himmel riechen. Oder daran, dass er, wenn er als Magistrat seine eigene Aufsichtsbehörde ist, zu viele Augen zudrückt, um sich nicht selbst auf die Zehen treten zu müssen. Solche Misswirtschaft, lange genug konsequent betrieben, lässt letzten Endes dann wirklich keine andere Möglichkeit mehr zu als zuzusperren. Dass man aber dabei Dutzende Marktstandler um ihre Existenz und ebenso viele ihrer Angestellten um ihren Job bringt, unterstreicht nicht nur die soziale Unverträglichkeit solcher Misswirtschaft, sondern auch die Oberflächlichkeit einer Argumentation, die nur an die eigene Nase denkt und für die Mitmenschen kein Herz hat. Die Millionen, die man – auch wegen der vom Gericht verworfenen Kündigung - den Standlern fürs Absiedeln ausbezahlen musste, wären in einer sukzessiven Renovierung und Modernisierung der Markthalle besser angelegt gewesen. Im übrigen: die Markthalle ist bekanntlich seit dem Frühjahr 2008 geschlossen. Im jüngst zugesandten Bezirksplan ist sie jedoch als Markt neben dem Rochusmarkt – mit Telefonnummer – immer noch verzeichnet. Offenbar weiß die Linke wirklich nicht, was die Linke tut. H.Hofmann |