AKT!ON 21

Hohe Warte - nach der Sendung Bürgeranwalt:
Offener Brief an den Bezirksvorsteher Tiller

Samstag, 3. Mai 2008

Seit Jahren kämpft die Bürgerinitiative "Pro Heiligenstadt" vergeblich gegen die totale Verbauung eines fast 20.000 m² großen Areals, das früher als Erholungs- und Sportfläche genutzt werden konnte. In der ORF-Sendung "Bürgeranwalt" erwies sich Bezirksvorsteher Tiller (ÖVP) einmal mehr als glühender Verfechter der Verbauung, der das überdimensionierte Projekt um jeden Preis durchboxen will, obwohl eine Beschwerde bei der EU-Kommission anhängig ist.


Sehr geehrter Herr Tiller

danke Ihnen für Ihr Schreiben vom 21. April, in dem Sie mich einladen, als EU Bürgerin Kontakt zu Ihnen herzustellen. Gerne folge ich Ihrer Einladung und werde dazu das aktualisierte "alte" Thema "Verbauung an der Hohen Warte" nutzen. Ich möchte auf ein von Ihnen im Fernsehen gebrachtes Argument gegen den Freiraum eingehen: Wenn Sie meinen, daß sich Pensionisten durch spielende Jugendliche gestört fühlen könnten, so liegt dahinter eine arge gesellschaftliche Problematik.Verständnis und Liebe für junge Menschen sowie eine konstruktive Arbeit für ein Miteinander wären da oberste Themen einer zukunftsorientierten Politik. Dazu möchte ich aus meiner Erfahrung anmerken, daß Jugendliche meist dann ein Problem werden, wenn ihr naturgegebenes Bedürfnis nach Bewegung und kreativem Ausdruck blockiert wird und wenn Wertschätzung fehlt. Gesunde Pensionisten sind meist Menschen, die noch am Leben teilnehmen und Interesse an der Jugend (= Zukunft!) zeigen. Jene, die sich abkapseln und Kontakt mit anderen, auch jungen Menschen meiden, sind meist bereits innerlich leer und definitiv am absteigenden Ast. Auf ganz persönlicher Ebene möchte ich anmerken, daß Ihre Sorge um die Ruhe der Pensionisten sich ruhig auf Sport- und Konzertveranstaltungen in der Arena der Vienna erstrecken dürften. Auch die erhöhte Verkehrsbelastung durch die Verbauung und den damit verbundenen Zuzug könnte in dieser Hinsicht für das Wohl der Pensionisten relevant sein. Ansonsten will ich eigentlich auf die Diskussion nicht weiter eingehen. Ich möchte dieses Schreiben aber mit einer sehr deutlichen und von Herzen kommenden Bitte abschließen:

Bitte, Herr Tiller, setzen Sie sich für den Erhalt der letzten Freifläche in und wandeln Sie damit böses in gutes Blut über! Dieser Freiraum würde ja nicht nur den "angestammten" Anrainern, sondern auch den "neuen" Bewohnern dieses Grätzels zugute kommen und einen positiven, spielerischen Austausch besonders bei den jungen Menschen (= der Zukunft) ermöglichen. Auch wenn diese Generation nicht unbedingt ihre Stammwählerschaft ausmacht, auch wenn Ihre Funktionsperiode nicht mehr bis in weite Zukunft reicht, so können Sie doch mit einem weiten Blick, einem offenen Geist und der nötigen gesellschaftlichen Verantwortung heute Weichen stellen, die über Ihre persönlichen Horizont hinausgehen.

Herzlichen Dank.

Sangita Wilk-Sanatani
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