Das undurchsichtige Firmengeflecht der Komet-HPD-Holding: Gründung und Firmensitz sind nebulös
Sonntag, 17. Februar 2008
17.2.2008 Komet-Turbulenzen Teil 9. Wer steht hinter der HPD-Holding? Und warum ist an der Firmenadresse keine Spur der Holding zu finden? Wer ist eigentlich die HPD-Holding, die das Komet-Hochhausprojekt betreibt? Derzeit wird sie von einer einzigen Person repräsentiert, von Geschäftsführer Dr. Anton Würzl, nicht zu verwechseln mit Dr. Thomas Würzl, einem auf Immobilien spezialisierten Rechtsanwalt in der Sonnenfelsgasse 3/1 im ersten Bezirk in Wien. Von wem die HPD-Holding gegründet wurde, ist nicht so leicht herauszufinden. Anton Würzl teilt am Telefon mit, er wisse nicht, von wem die Gesellschaft gegründet wurde. Ich frage staunend, ob ihn als Geschäftsführer nicht interessiert habe, wer seine Gesellschaft gegründet habe. Würzl sagt, er sei erst seit 2004 bei der HPD, und was davor geschehen sei, habe ihn nicht so interessiert. Jedenfalls gäbe es eine Muttergesellschaft in Wiesbaden, wie ich nachfragend erfahre. Der geniale Architekt und der Ex-Minister mit den Rathaus-Beziehungen Gesichert ist inzwischen, dass Architekt Peter Podsedensek Gründungsmitglied der HPD war und die HPD dann verließ, sich anschließend beim Wettbewerb der HPD als Architekt bewarb und die Projektausschreibung für das Komethochhaus gewonnen hat. Gesichert ist auch, dass der rathausnahe „rote“ Ex-Minister Karl Schlögl irgendeine Rolle bei der HPD spielte, möglicherweise die Kontaktanbahnung zwischen Hochhausplaner Podsedensek und der Rathaus-SPÖ, zumal das Projekt ursprünglich nicht in einem offiziellen Planungsausschuss, sondern im SPÖ-Klub vom Rathaus präsentiert wurde. Was bei einer absoluten Mehrheit im Prinzip reicht, da die anderen Fraktionen eh nichts verhindern können. Würzl erklärte mir am Telefon, Schlögl sei nie Gesellschafter oder gar Gründungsmitglied bei der HPD gewesen. Umso merkwürdiger ist aber das Protokoll der Jury-Sitzung, bei der das Podsedensek-Projekt ausgewählt wurde: Hier wird ausdrücklich ein „Karl Schlögel“ (!) als Repräsentant der „HPD Holding“ angeführt, der einen Teil der Zeit anwesend war. Als ich dies Herrn Würzl mitteile (der sogar Jury-Mitglied war), sagt Würzl, er wundere sich, er glaube nicht, dass Schlögl anwesend gewesen sei, er könne sich jetzt nicht genau erinnern, vielleicht sei Schlögl aus Interesse dort gewesen, sozusagen als eine Art Berater. Keine Spuren der HPD Holding in der Kärntner Strasse 8/11 Ein Lokalaugenschein in der Kärntner Strasse 8/11 bringt die nächste Überraschung. Laut Firmenbuch ist die Holding an dieser Adresse angesiedelt, jedoch ist an der Sprechanlage in der Seitengasse kein Hinweis darauf zu finden. Im Haus werden Swarovski Kristalle verkauft und der Nobeldesigner La Hong empfängt seine Kunden, aber selbst am Briefkasten findet sich kein Hinweis auf die Holding. Die Tür Nummer 11 führt zu einer Wirtschaftsprüfungs- und Steuerberatungsgesellschaft von Dr. Franz und Dr. Harald Weiler. Deren Leistungsangebot hat mit der Planung von Hochhäusern eigentlich kaum etwas zu tun, bestenfalls passt „Gründung und Umgründung von Unternehmen“ in dieses Schema. Übrigens empfing HPD-Mann Würzl jene Hausbesitzer, denen er die Häuser abkaufen wollte, auch nicht dort in der Kärntner Strasse, sondern in einem Zimmer im Büro von Architekt Podsedensek. Viele Anrainer vermuten deshalb, dass Podsedensek in der HPD Holding im Hintergrund noch immer die Fäden zieht. Podsedensek betont allerdings, er habe mit der Holding nichts mehr zu tun. Warum das alles? An sich ist es ja erlaubt, einen Ex-Minister in der Firma zu haben oder eine ALP-Parallelgesellschaft gründen zu lassen und sie nachher zu inhalieren. Aber es muss wohl einen Grund haben, all diese Vorgänge derart undurchsichtig und schwer nachvollziehbar zu gestalten. Vor allem, wenn sich mehrere involvierte Personen derart schlecht an Details erinnern können. Im nächsten Teil dieser Serie führt die Spur nach Russland zu einem riesigen Immobilien-Fonds. P.S. Sie können sich wehren! Jeder Wiener Bürger kann NOCH BIS 21. FEBRUAR gegen die Hochhauswidmung der Komet-Gründe rasch und einfach Einspruch erheben. So funktioniert es: Auf der Internetseite Link unten http://www.wien.gv.at/stadtentwicklung/flaechenwidmung/aktuell/7803.html klicken Sie (unter Stellungnahme online) auf „Onlineformular für eine natürliche Person“. Unter „Grundstück“ schreiben Sie „Widmung 7803 Kometgründe“ hin. Und unter „Stellungnahme“schreiben Sie, warum Sie gegen das Projekt sind. Schreiben Sie zum Beispiel... ...dass das Komet-Hochhaus verkehrspolitisch inakzeptabel ist. Die Verkehrslawine auf der Westeinfahrt verursacht schon jetzt täglich Staus und übertrifft mit 40.000 Kraftfahrzeugen die Inntalautobahn! Lärm- und Schadstoffgrenzwerte werden immer wieder überschritten. Der Komet-Koloss mit Einkaufs- und Bürozentrum sowie Hotel ist eine Fehlentwicklung der Stadtplanung. Das Projekt würde zusätzlich Verkehr erzeugen, Lärm, Abgase und Feinstaub würden ein für die Bewohner des Wientales inakzeptables Ausmaß erreichen. ...dass die Basiswerte für die Schadstoffmessungen der Stadt Wien auf falschen Daten beruhen, da als Vergleichswert nicht die Messstation Hietzinger Kai an der Westeinfahrt gewählt wurde, sondern die Messstelle Gaudenzdorf in einem fast autofreien Seitengasserl, was saubere Luft vorgaukelt und die Berechnungen verfälscht. ...dass die dichte Kette an Einkaufszentren bei der Lugner-City (existiert), beim Westbahnhof (Baubeginn 2008), in Wien Mitte (Baubeginn 2008) und beim Komet-Hochhaus (geplant) unwirtschaftlich ist und den Einzelhandel ruiniert. Beispielsweise auf der Meidlinger Hauptstrasse, deren Einkaufsstrasse schwer leiden würde. Wien hat schon jetzt EU-weit die größte Einkaufsfläche pro Einwohner!!! ...dass das Projekt keine Grünflächen enthält. ...dass eine Änderung der Flächenwidmung auf „Hochhaus-Höhe“ weder den Anrainern, noch den lokalen Wirtschaftstreibenden hilft. Die einzigen Profiteure sind die Rathaus-nahen Investoren, sofern das Projekt nicht ein wirtschaftlicher Fehlschlag wird wie das benachbarte U4-Center. ...dass ein mehr als 70 Meter hoher Wolkenkratzer samt angrenzender klobiger Gebäudemasse in geringer Distanz zum UNESCO-Welterbe Schönbrunn nicht verträglich ist. Im Gegensatz zu den Behauptungen von Stadtrat Rudi Schicker hat die UNESCO keineswegs das derzeitige Projekt gut geheissen. Das gigantomanische Volumen des geplanten Komet-Kolosses von 281.000 Kubikmetern ist für dieses Wohngebiet nicht verträglich und nicht zumutbar. Gerhard Maier Links zu diesem Thema
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