Sonntag, 14. August 2022
Immer, wenn die Bevölkerung gegen ein beabsichtigtes Hochhaus an einem dafür fragwürdigen Ort protestiert, wird dieser „Hochhausangst“ und „Hochhaus-feindlichkeit“ unterstellt. Sachliche Einwände werden ignoriert.Wir leben offenbar in einer Zeit, in der diverse Medien nur noch dem Madigmachen, Unterstellen, Hetzen und Verdrehen der Wahrheit frönen. Sachliche und redliche Stellungnahmen kommen, wenn überhaupt, höchstens aus der Bevölkerung – vor allem wenn es um umstrittene Hochhausbauten geht. „Mir ham’s a Haus baut“ – dieser Aufschrei des Künstlers Arik Brauer war einst die „Hymne“ all jener, die sich aufgrund einer vermutlich gewollten Lücke in der Wiener Bauordnung mit einer extremen Beschattung ihrer Fenster konfrontiert sahen, ohne dagegen irgendein Rechtsmittel zu haben, wenn der Abstand nicht kleiner war als 20 m. Verteidigt wird diese Regelung zugunsten neuer Hochhäuser in dicht besiedelten Wohngebieten mit dem Märchen von den vielen Vorteilen, die das „Verdichten“ in bereits stark verdichteten Stadtteilen angeblich bringen soll. Eines davon ist die Vermeidung von versiegelten Flächen zu Lasten des Grünraums, ein billiges Schlagwort, dessen faktische Unrichtigkeit sich bereits in der Umgebung aller neu errichteten Hochhäuser herausgestellt hat. Ein anderes, noch weit untergriffigeres, ist der angebliche „Fortschritt“ des „modernen Bauens“, das man anscheinend nur in Hochhäusern verwirklicht sehen kann. Modern ist heute das, was morgen als veraltet gilt – wer will zeitgemäß bauen? Diese alte Weisheit gilt auch für Hochhäuser, mit der Einschränkung, dass für Vorausdenkende das „morgen“ schon begonnen hat. Man braucht nur 1 und 1 zusammenzuzählen, um das Ende der immer weiter nach oben wachsenden Auswüchse des Bauens kommen zu sehen. Es gibt mehrere Gründe dafür:
erfordern ein komplexes, unkonventionelles Denken: überlegtes Bauen im Grünraum, Bauen unter die Erde, Verkehrsflächenbeschränkung durch bedarfsorientierten Verkehr. Ohne einen auf Tatsachen gegründeten Blick in die Zukunft kommt es zu keiner Lösung der anstehenden Probleme, sondern nur zum Hinausschieben von Katastrophen. Wer das ignoriert oder als „Spinnerei“ belächelt, hat die Zeichen der Zeit nicht verstanden. Es ist beängstigend, dass zu diesen Unverständigen vor allem jene gehören, die über die Entwicklung unserer Siedlungen entscheiden. Helmut Hofmann (Fortsetzung folgt: „Mitgestaltung durch Stadt Wien“ - „Ausschreibung“ des Wettbewerbs) |