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Panzerübungsgelände im Sieveringer Wald?


Donnerstag, 1. Juli 2021

Wald- und Flurschäden übersteigen die Zumutbarkeitsgrenze - Millionen Bodentiere zerquetscht!

Vier tiefe und breite Landschaftsgemetzel-Spuren führen quer durch den Sieveringer Wald zum Spiessbachgraben hinab. Einmal sogar mitten durch einen Maiglöckchenstandort. Niemand käme beim Anblick dieser Waldbodenschäden auf die Idee dies hätte etwa „nur“ mit einer Holzaufbringung aus forstlicher Sicht zu tun. Nach den Kettenfahrzeugspuren zu schließen könnte auch ein kleinerer Jagdpanzer durch das Gelände gefegt sein. Leider nein – es handelt sich wirklich um gravierende Folgeschäden durch Baumfällungen mittels für Maschinen praktische „Rückegassen“. Dabei wird nicht selektiv vorgegangen, sondern quer durch und alles was im Wege steht wird umgeschnitten. Übrigens „Wegesicherung“ wurde bei all diesen Forstaktivitäten nachweislich nicht betrieben.
Holzernte soll sich doch lohnen und bei steigenden Holzpreisen endlich Gewinn abwerfen. Aber es geht lt. Forstdirektor DI Januskovecz bei allen diesen in letzter Zeit besonders auffälligen Holzentnahmen überhaupt nicht um Wirtschaftlichkeit. Somit wird wohl sogar das Eichenholz zu Schleuderpreisen geliefert.
Durch das Befahren des Waldes mit zu schweren und zu breiten Holzaufbringungsmaschinen werden Mikroorganismen des Bodens oder weitläufige Pilzmycelstränge unmittelbar ausgelöscht. Es kann Jahre dauern bis diese verfestigten Bodenzonen wieder entsprechend besiedelt werden.

Aber in wessen Auftrag wird die Holzernte im Verwaltungsbereich der MA 49 so unerfreulich durchgeführt. Im Auftrag der WienerInnen wohl nicht. Die zuständigen StadträtInnen der letzten Jahre haben der MA 49 ein breites Spielfeld überlassen oder haben den Waldauftrag bzw. Waldpflegeplan höchstens für kurzfristige Medienaufmerksamkeit missbraucht. Besonders in den erosionsgefährdeten Gräben des Wienerwaldes wäre forstliche Umsicht angesagt und dementsprechend zurückhaltender Maschineneinsatz. Interessanterweise kommen hier niemals Seiltechnikmethoden (z.B. „Woodliner“) zur Schonung des Waldbodens zum Einsatz. Wahrscheinlich verfügt die MA 49 nicht über entsprechend geschulte Forstarbeiter die sich mit einer Seilerschließung in Hanglagen auskennen. Diese wird zwar lt. Fachliteratur als teurer eingeschätzt, dabei werden aber Rückeschäden, Bodenschädigung, Schonung bereits aufkommender Waldve rjüngung und Wegesanierung völlig ignoriert.
Der Allmachtsanspruch des Wiener Forstdirektors kann nicht soweit gehen, dass sich niemand im Wiener Gemeinderat (gleichzeitig Landtag!)traut den Wiener Waldpflegeplan nach möglichen Fehlentwicklungen zu „durchforsten“ , sich den „Wirtschaftsfaktor“ Wienerwald genauer anzusehen und wahrscheinlich zeitnahe Beschlüsse zu fassen. Die neuen, alten Schwerpunkte sind Klima- und Wasserspeichereffekt des Waldes, ganz wichtig die Erholungs- und Gesundheitsfunktion für Menschen und eigentlich als Basis den Artenschutz und Erhalt sowie Schaffung vieler ökologischer "Rückzugszellen" neben den wenigen Kernzonen. Die herrschende „Rücke-Boden-Drücke-Forstpolitik“ hat keine Zukunft und nach Forstarbeiten Bodenabschwemmung und „Gatschwege“ in Kauf zu nehmen schon gar nicht.

Mit waldfreundlichen Grüßen

Klaus Wechselberger
Umweltinitiative Wienerwald

Tel. 0650 59 222 77