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Schloß Cobenzl: Traumblick oder Alptraum für die Natur?


Sonntag, 29. März 2020

Schnell waren die Motorsägen bei der Schaffung von „Freiraum für Bautraum“ und tiefgründig haben die Bagger Erde abgetragen und vorerst angehäuft
Die Zukunft für das Cobenzl hat lautstark begonnen...


Doch kurz zurück zu den Anfängen: 1773 wurden ehemalige Jesuitenhäuser auf dem Reisenberg (382 m) im 19. Bezirk durch Graf Johann Phillip Cobenzl zu einem Schloß umgebaut (in der damaligen Bevölkerung wurde der Platz Am Cobenzl benannt, siehe WIKI Wien Geschichte; Reisenberg wikipedia). Es folgte eine wechselhafte Geschichte mit unterschiedlichen Besitzern.
Unter Bürgermeister Karl Lueger wurde die Anlage 1907 von der Gemeinde Wien angekauft und 1910 an Julius Kühn und Ludwig Täuber weiterverpachtet (1912 Erbauung eines Cafepavillions).
Einem Brand fiel 1980 der südliche Teil des Cafe-Restaurants zum Opfer. Letzter Pächter ab 1983 war Olaf Auer, der nach 37 Jahren nach einem verlorenen Rechtsstreit (OGH Urteil) wegen einer Pachtverlängerung, das Lokal mit 14.3.2017 räumen musste („Letzter Tag im Cafe Cobenzl“, ORF Wien heute, 12.3.2017) Das „Luftschlössl“ war mittels einer Zwischennutzungsvereinbarung für verschiedene Events mit der Stadt Wien noch bis 28.10.2018 in Betrieb. Protestaktionen für eine Erhaltung oder Sanierung der Gesamtanlage mit Augenmaß halfen nichts.

„Wir bauen mit Weitblick“

Große Pläne wurden für das „Luftschlössl“, wie es zuletzt auch genannt wurde, federführend durch StR Ulli Sima betrieben. Wobei nichts gegen eine Renovierung und Verbesserung der Gebäude einzuwenden wäre, wenn diese nicht von der Dimensionierung wohl über das Ziel hinausschießen würden. Ein neuer, „moderner“ Zusatzbau (Glasveranda) anschließend an die Altbausubstanz wirkt optisch mehr als gewöhnungsbedürftig. Auch ist es fragwürdig in Zeiten der Klimakrise einen Eventmagnetpunkt zu schaffen, der zu einem Anstieg des Individualverkehrs führen wird. Ein Platz für Traumhochzeiten war das Cobenzl bereits in eingeschränkterem Maße bisher. Aber nun drei Hochzeiten gleichzeitig und Kongresse für 1500 Personen anbieten zu können und sich den damit zusammenhängenden Zufahrtsbetrieb vorstellen, wird manchem/r GrinzingerIn die Blässe in Gesicht treiben.

Die Planungspartnerschaft „Weitsicht Cobenzl“

Aus einem europaweiten Architektenwettbewerb wurden von 53 Architekturbüros 8 ausgesucht gegen Honorar und anonym ihre Detailentwürfe einzureichen. Von einer Jury wurde das Konzept von mostlikely architecture ausgewählt. Eine ausführliche Beschreibung dazu ist auf der Web-Seite von „Weitsicht Cobenzl – auf unser Wien schauen“, zu finden.
Mag. Martin Rohla zeichnet als Projektentwicklungsverantwortlicher für die Goodshares Beteiligungs- und Beratungs GmbH, zuständig für die Immobilienentwicklung ist für die Supernova Gruppe Dr. Frank Ph. Albert. Stadträtin Mag.a Ulli Sima und Forstdirektor der Stadt Wien (MA 49), DI Andreas Januskovecz, Tourismusdirektor Norbert Kettner und Betriebsleiter des Weinguts Cobenzl der Stadt Wien, Ing. Dipl. Önologe (Weinhersteller) Thomas Podsenik werden als Partner für die Stadt Wien angeführt.
Supernova („Immobilien sind unsere Leidenschaft“) ist eine private Investitionsfirma mit Hauptsitz in Graz und Standorten neben Wien auch in Lubijana und Zagreb, in der viele sympatische, gutbezahlte Leute mitarbeiten, um auf besten Standorten Bauprojekte abzuwickeln. Schwerpunktprojekte sind Baumärkte, Shoppingcenter, Shoppingparks und Fachmarktzentren. Aufgrund der Größe und architektonischen Anforderungen des Weitblick-Projektes am Cobenzl geht die Stadt Wien diese Geschäftsverbindung ein.

Ausräumung von Baumbeständen fortgesetzt

Was aber besonders schmerzt, dass die Stadt Wien wieder ein Bauobjekt mehr bewilligt, für das zahlreiche, gesunde Bäume geopfert werden müssen. Bisher wurden in einer ersten Fällaktion etwa 30 große Bäume und einige kleinere umgeschnitten (Stand 4.3.2020). Zuletzt musste noch ein weiterer Baumverlust von mehr als 10 größeren und geschätzten 20 Jungbäumen durch das Anlegen einer breiten Zufahrtsschneise für den Neubau festgestellt werden(Lokalaugenschein 24.3.2020). Dieses Areal wurde lange Zeit der Natur überlassen und diente Insekten und Vögeln als Lebensraum.
Es darf nicht vergessen werden: die Landschaft unterhalb des Latisberges bis hin zum Cobenzl mit seinen ausgedehnten Wildblumenwiesen ist ein wichtiges Schmetterlingsbiotop.

Klaus Wechselberger
Umweltinitiative Wienerwald
Initiative Zukunft Stadtbaum


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