Salzstreuung in Wiens Grünflächen
Montag, 12. März 2018
Exzessive Salzstreuung in Wiens Grünflächen - ein verdrängtes Problem der MA22 & von Umweltstadträtin Ulli Sima Mit großem Interesse habe ich den Artikel "36 Millionen Sackerl" auf https://www.wienerzeitung.at/nachrichten/wien/stadtleben/951375_36-Millionen-Sackerl.html gelesen. Man merkt, es naht der Frühling. Endlich! Die Freude so manchen aufmerksamen Stadtbewohners hat aber noch ganz andere Gründe: Es ist gleichzeitig das Ende flächendeckender Salzstreuung, die gleichfalls ins Umwelt-Ressort von Ulli Sima fällt. Der Schnee ist weg. Geblieben sind Unmengen an Auftausalz (Natriumchlorid). Sie gefährden den wertvollen Baumbestand unsere Parks und Alleen. Das Salz versickert mit den nächsten Niederschlägen im unversiegelten Boden. Während der jüngsten Kältewelle wurde in Wiens „geschützten“ Grünflächen und Parkschutzgebieten scheinbar so viel gestreut, wie seit Jahren nicht. Fast möchte man glauben, der späte Wintereinbruch war eine willkommene Gelegenheit, die randvollen Salzdepots endlich zu leeren. „Umweltmusterstadt“ versagt bei Kontrolle Die Stadt Wien lässt keine Gelegenheit aus, in den Medien als führende „Umweltmusterstadt“ zu glänzen. Gleichzeitig wird die Problematik schädigender Salzstreuung in Grünflächen verschwiegen. Die „Winterdienst-Verordnung“ regelt zwar, wann und wo welche Auftaumittel zur Anwendung kommen. Für Grünflächen gilt sogar ein Verbot u.a. der Salzstreuung im Umkreis von zehn Metern. Doch weder die Stadt Wien, noch die zahlreichen privaten Winterdienste kümmern sich darum – weil niemand kontrolliert. Zudem scheint jedes noch so kleine Schneefall-Ereignis eine „Ausnahmesituation“ zu sein samt Freibrief für exzessive Salzstreuung (auch auf Radwegen in Grünflächen – ). Lokalaugenschein in Meidling: Wertvolle Parkschutzgebiete in Gefahr! Ein Lokalaugenschein am Meidlinger Tivoli - zwischen dem Schlosspark Schönbrunn und der Meidlinger Hauptstraße gelegen - offenbart die versalzenen Zustände unserer Grünflächen, wie sie in den vergangenen Tagen in ganz Wien zu sehen waren. Wertvolle Baumalleen (Fotos 2 und 3_Lindenallee Schönbrunnerstraße) sind ebenso betroffen, wie die Park- und Landschaftsschutzgebiete im „Gatterhölzl“ namens Springerpark, Kursana-Residenz (Fotos 4 und 5), Marillenalm und die angrenzende Julius-Raab- Siedlung samt Umgebung (Fotos 6 und 7),). Zuständig für die Einhaltung der strengen Schutzauflagen ist die Wiener Umweltschutzabteilung MA22. Doch Kontrollen vor Ort sind praktisch nicht vorhanden. Also wird flächig Salz gestreut, weil es billiger ist als alternative Streumittel. Die Bäume sterben ab - der Bürger zahlt Wiederholte Salzstreuung gilt als Hauptursache für plötzliches Absterben von Bäumen. Hohe Salz-Konzentrationen im Boden verhindern die lebenswichtige Wasseraufnahme. In trockenen und heißen Sommern verdursten die Bäume und müssen um teures Geld ersetzt werden. Laut Statistik der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) werden diese Extrem-Sommer immer häufiger. Endlich nachgepflanzt, wird auf die notwendige Bewässerung schon mal vergessen, im nächsten Winter aber umso verlässlicher mit Salz gestreut. Der teure, sinnentleerte Kreislauf beginnt von vorne ... Salzstreuung trotz Verbots – ein verordnetes Politikum? Seit Jahren ignoriert die Stadt Wien die verbotene Salzstreuung in Grünflächen. „Politisch hauptverantwortlich ist nach Meinung zahlreicher erboster Meidlinger Bürgerinnen und Bürger die Wiener Umweltstadträtin Ulli Sima“, betont Alexander Mayr-Harting, Sprecher der Bürgerinitiative „Tivoli-Alarm“. Zudem kursieren Gerüchte, dass eine fachlich fundierte Diskussion in den zuständigen Magistraten verhindert wird. Es überrascht den aufmerksamen Leser daher nicht, dass ausgerechnet im ambitionierten Strategieplan „Urban Heat Islands“ der MA22 mit keinem Wort die schädliche Salzstreuung erwähnt wird. In dieser 112 Seiten starken Studie werden u.a. wichtige Maßnahmen zur Sicherung des Baumbestandes in städtischen Grünanlagen aufgezählt. Nach massivem politischen Druck sollen vor Drucklegung im Jahr 2015 sämtliche kritische Anmerkungen zur Salzstreu-Problematik gestrichen worden sein. „Allein die Tatsache, dass solche Gerüchte seit drei Jahren im Umlauf sind, ist unerträglich. Wir fordern daher alle verantwortlichen Bezirks- und Gemeinderäte sämtlicher Fraktionen auf, diese wiederkehrenden Vorwürfe im Wiener Umweltausschuss endlich zu prüfen, die politische Verantwortung zu klären und auf die Einhaltung geltender Gesetze zu bestehen“, ergänzt Mayr-Harting. Eine entsprechende Beschwerde wurde an die Volksanwaltschaft übermittelt und wird demnächst geprüft. STUDIE - „Urban Heat Islands“: www.wien.gv.at/umweltschutz/raum/uhi-strategieplan.html ZAMG – „WIENS SOMMER werden immer heißer“: www.zamg.ac.at/cms/de/klima/news/juni-2017-extrem-warm-und-sonnig-teils-trocken www.zamg.ac.at/cms/de/klima/news/ueberdurchschnittlich-viele-heisse-tage Foto 1 Salzstreuung auf Radwegen in Allen und Grünflächen. Die Frage nach dem Sinn …26.02.18 Foto 2 Lindenallee Schönbrunner Straße1_unersetzbares Grätzl-Grün in Gefahr 21.02.18 Foto 3 Lindenallee Schönbrunner Straße2_unersetzbares Grätzl-Grün in Gefah. 15.02.18 Foto 4 Salzstreuung im Schutzgebiet „Gatterhölzl“_ Die MA22 sieht tatenlos zu 24.02.18 Foto 5 Salzstreuung im Schutzgebiet „Gatterhölzl“_ Die MA22 sieht tatenlos zu 24.02.18 Foto 6 Salzstreuung Baumscheiben _ wertvolle Alt- und Einzelbäume in höchster Gefahr 08.02.18 Foto 7 Salzstreuung Baumscheiben _ teure Nachpflanzungen sterben nach wenigen Jahren ab 02.03.18 ……………………………………………….. DI Alexander Mayr-Harting Sprecher der BI „Tivoli-Alarm“ [ zurück ]
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