AKT!ON 21

Auflösung der BI "Bahnhof Wien"


Montag, 15. Jänner 2018

Die BI gibt hiermit ihre Auflösung bekannt. Nach mehr als 10 Jahren Kampf gegen die totale Verbauung mit Hochhäusern auf dem ehemaligen Gelände des Südbahnhofes muss man ernüchternd feststellen, dass man hier als BI kaum Chancen hat, gegen die milliardenteuren Investoren und ihre Helfershelfer in der Wiener Landesregierung hatte.

Sicherlich, kleine Erfolge gab es. Immerhin erreichten wir, dass die im Schweizer-Park für die Neuerrichtung der Schnellbahnstation vorgesehenen Schlägerungen der Platanen doch noch verhindert werden konnten. Und nach Intervention bei der UNESCO musste das geplante Hochhaus mit einer Höhe von 101 m auf 88 m abgespeckt werden. Als Ausgleich gab´s dann aber beim mit 60 m ursprünglich geplanten zweiten Hochhaus eine Aufstockung ebenfalls auf 88 m. Wenn man nur ein bisschen rechnen kann, weiß man, dass der Investor dadurch noch an Flächen dazu gewann. Was natürlich auch die Gewinne steigert. Die immer wieder von den Politikern betonte Bürgerbeteiligung wird da nur mehr ad absurdum geführt. So läuft das leider immer noch in Wien.

Unter Rot-Grün hat sich das Ganze sogar noch verschlechtert. Die Grünen mutierten nur noch zum Steigbügelhalter der Roten und opferten dadurch die gesamte Umweltbewegung und ihre Ideale. Von versprochener Grünpolitik keine Spur mehr. Alle Versprechungen aus der Oppositionszeit gebrochen. Da sieht man wie Macht korrumpiert. Nur hätte man das bei den Grünen nie für möglich gehalten. Ein paar undurchsichtige Spenden an parteinahe Vereine genügen da schon und es wird sogleich alles getan, was der Investor wünscht. Da opfert man sogar eiskalt den Status des UNESCO-Weltkulturerbes Innere Stadt. Was das für Wien bedeutet, kann sich jeder ausrechnen. Jetzt können dann die Hochhäuser bis zum Stephansdom wachsen. Schöne neue Welt. Es kommt einem das Grausen. Kein Respekt mehr vor unserer Kultur. Was zählt ist nur mehr der schnöde Mammon für einige Wenige. Und die involvierten Politiker stopfen sich die Taschen voll.

Auch wenn es uns nicht gelungen ist, das Areal rund um den Hauptbahnhof vor der totalen Verbauung mit grässlichen, unansehnlichen Glas-Stahl-Beton-Silos zu verhindern, besteht vielleicht doch noch eine Chance, zumindest das Weltkulturerbe Wien Innere Stadt vor der Baumafia zu retten. Immerhin gibt es mit Fakten unterlegte Anzeigen der Denkmalschützer bei der Staatsanwaltschaft. Jetzt sind dann die Gerichte am Wort. Und die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt.

Eine erste positive Reaktion gibt es ja schon von der Volksanwaltschaft. Sie kam zum Ergebnis, dass die Vorgehensweise der Stadt Wien keinesfalls mit der Verfassung vereinbar ist. Auch sei die durchgeführte Flächenwidmung rein anlassbezogen nur für den Investor durchgeführt worden. Das private Interesse für Luxuswohnungen von Wertinvest wurde von der zuständigen Stadträtin Vassilakou eindeutig höher geschätzt als das öffentliche an der Erhaltung unseres Weltkulturerbes.
Bevor diese Regierungskonstellation noch mehr in Wien zerstören kann, wird sie hoffentlich bei den nächsten Wahlen abgewählt. Einen Vorgeschmack haben die Grünen für ihre dilettantische Bundespolitik ja schon bekommen: Sie flogen hochkantig aus dem Parlament. Ob das langfristig gut ist oder nicht mag dahingestellt sein. Jedenfalls richtige Umweltpolitik haben die Grünen schon langer nicht mehr gemacht. Im Gegenteil, unter grüner Beteiligung wurden zumindest in Wien mehr Grünflächen denn je zerstört. Gar nicht zu sprechen von der Vernichtung alter Bausubstanz.

Jetzt ist es aber an der Zeit, dass sich eine jüngere Generation dieser, unserer Probleme, wie z. B. Klimaschutz, Umweltschutz und Weltkulturerbe, annimmt und für die Sache einsteht. Wir von der BI sagen jedenfalls all unseren langjährigen Mitstreiterinnen und Mitstreitern vielen Dank für den gemeinsamen, oft sehr mühsamen persönlichen Einsatz zur Erhaltung unseres gewachsenen Stadtbildes.

Walter Papst