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Antwort der MA42 (Stadtgartenamt)


Sonntag, 1. Oktober 2017

Auf den Artikel Baumschäden in Wien ( siehe Artikel weiter unten) der Umweltinitiative Wienerwald hat die MA 42 folgendes geantwortet.

Sehr geehrter Herr Wechselberger,

auf Ihre Zuschrift dürfen Ihnen die Wiener Stadtgärten folgendes antworten:

zum Unterschied von Parkbäumen die nahezu auf Optimalstandorten gedeihen, leiden Alleebäume am ‚Extremstandort Strasse‘ unter einer Vielzahl von Stressfaktoren. Baumexpert/innen der Wiener Stadtgärten arbeiten deshalb schon seit längerem an stategischen Massnahmen, um Wachstumsbedingungen am ‚Extremstandort Strasse‘ langfristig zu verbessern und so dortige Lebenserwartung von Alleebäumen deutlich zu verlängern. Vor allem punkto Baumsortiment hat sich in den letzten Jahren grundsätzliches geändert: Alleebäume welche in den 1980er gepflanzt wurden -vorallem Spitzahorn, Linden- reagieren sehr empfindlich auf extreme Wachstumsbedingungen im Strassenbegleitgrün.

Bei regelmäßigen Baumkontrollen durch Baumexpert/innen der Wiener Stadtgärten gemäß ÖNorm L 1122 zeigen sich bei diesen Baumarten zunehmend Rückzugserscheinungen, was deren Entnahmen aus Sicherheitsgründen in vielen Fällen erzwingt. Gemäß Wiener Baumschutzgesetz § 4 (1) 1. müssen Baumentnahmen 1:1 nachgepflanzt werden. Diese gesetzlichen Baumnachpflanzungen erfolgen seit mehr als zehn Jahren nicht mehr mit „Alleebauarten des 20.Jahrhunderts“: Baumexpert/innen der Wiener Stadtgärten haben gemeinsam mit (inter-)nationalen Fachleuten ein Alleebaumsortiment definiert, welches mit extremen Wachstumsbedingungen im Straßenbegleitgrün besser zurecht kommt! Nach-/Neupflanzungen von vitalen Jungbäumen im Strassenbegleitgrün erfolgen daher ausschließlich nur mehr mit diesen stadtverträglichen Arten/Sorten, zB Celtis australis, Tilia cordata Greenspire, oder Fraxinus angustifolia Raywood, u.U. auch Tamarisken.

Begleitend dazu wird bei Alleebaum-Neupflanzungen alter verschmutzter Oberboden getauscht. Für den Neueinbau werden nun standardisierte Regelprofile angewendet, die gemeinsam mit der Forschungsanstalt für Gartenbau Schönbrunn entwickelt wurden. Der schichtweise Einbau und die ausgewogene Zusammensetzung aus Mineralböden, Sanden und Splittmaterialien in verschiedenen Kornstufen, bringen eine nachhaltige Verbesserung des Wurzelraumes in Hinblick auf Durchlüftung, Wasserführung und Wurzeldruckentlastung. Wo möglich werden gleichzeitig Bewässerungssysteme installiert. Wenn dies nicht möglich ist, helfen Gießbags in der Anwuchsphase des Jungbaumes in dessen ersten drei Lebensjahren am neuen Standort. Parallel dazu entwickeln die Wiener Stadtgärten gemeinsam mit der Strassenbauabteilung (MA28) ein Pilotprojekt für ein durchwurzelbares Strassenunterbauprofil.
Auf Grund des Wiener Baumschutzgesetzes können Baumentnahmen nur unter bestimmten strengen Voraussetzungen erfolgen, sodass sich der breite Erfolg dieser Massnahmen erst mittelfristig zeigt, bzw. zeigen wird. Unser diesbezügliches vierstufiges Monitoring gemäß Roloff weist übrigens für die überwiegende Mehrheit unserer Alleebäume „Vitalität gut“ aus.

Mit freundlichem Gruss, Joachim Chen
Tel. +43 1 4000-42042
Wiener Stadtgärten (MA42)
1030 Wien, Johannesgasse 35
post@ma42.wien.gv.at
www.park.wien.at