AKT!ON 21

Stadtregierung im Zickzack:
Geht’s noch unglaubwürdiger?


Sonntag, 7. Mai 2017

Die Stadtregierung setzt in ihrer späten Erkenntnis, mit dem unbedingten Eintreten für das Heumarktprojekt den Großteil der Bevölkerung gegen sich aufzubringen, weiter auf eine primitive Form von Augenauswischerei. ,

Die jüngste ist ein Antrag an den Gemeinderat, künftig im Glacisbereich keine Hochhäuser mehr bauen zu dürfen. Als stünde das nicht im vom Gemeinderat beschlossenen alten Hochhauskonzept, das man mit Gemeinderatsbeschluss eigens für den Heumarkt durch ein neues ersetzen ließ, das – erraten – Hochhäuser in der Glaciszone nicht ausschließt. Der UNESCO gegenüber behauptet man dann frech, es sei eine bewusste Täuschung zu sagen, im Glacisbereich könnten Hochhäuser gebaut werden. Wenn diese Behauptung stimmte, warum braucht es dann jetzt einen eigenen Beschluss? Mit dem Antrag gesteht die Stadtregierung ja ein, dass man die ICOMOS bei der UNESCO zu Unrecht denunziert hat. Hochhaus nein – Hochhaus ja – Hochhaus nein, Hochhaus ja – und der Gemeinderat lässt sich als willfähriges Vehikel für dieses unappetitliche Spiel missbrauchen, merkt gar nicht, wie er sich dabei selber lächerlich machen lässt.

Zehn kleine Hundehütten
Wenn etwas zu traurig wird, hilft nur noch ein Mittel: die Satire.
Für frühere Kindergenerationen war das in vielen Facetten erschienene Kinderbuch „10 kleine Negerlein“ einer der Klassiker, den viele Kinder auswendig hersagen konnten. Heute ist es der darin verorteten rassistischen Geringschätzung wegen geächtet. In einer aktuellen Parodie mag er nun seine p.c.-unverdächtige Auferstehung feiern. Den Anlass dazu liefert Bürgermeister Häupl, der uns - nicht ohne süffisanten Seitenhieb auf die UNESCO - belehrte, dass anderswo die Höhe des Wiener Hotel Intercontinental die Höhe von Hundehütten sei.

Glacis-„Stadtkrone“ morgen
oder: Wiener Fortschritt


Zehn kleine Hundehütten
war’n für’s Glacis gedacht.
man baute zwei gleich zu Wien Mitten –
da waren‘s nur noch acht.

Acht kleine Hundehütten
Sind noch zu bau’n verblieben:
Einer erbarmt‘ der Tojner sich,
da waren’s nur noch sieben.

Sieben kleine Hundehütten
Die lockten unterwegs
um einen Leseturm zu erbitten:
Da waren’s nur noch sechs.

Sechs kleine Hundehütten
die plant‘ man für die Sümpf‘
in Rathaus-nahen Feuchtgebieten
Da waren’s nur noch fünf.

Fünf kleine Hundehütten
blieben für hohe Tier‘.
Im Stadtpark hohe Hütten blühten,
da waren’s nur noch vier.

Vier kleine Hundehütten
war’n am Glacis noch frei:
der Schottenring hat es gelitten:
da waren’s nur noch drei.

Drei kleine Hundehütten
wollten noch aufs Glacis.
Nur eine schafft es nah‘ Wien Mitten:
Da waren‘s nur noch zwei.

Zwei kleine Hundehütten -
beim Ringturm gleich noch eine:
ganz traurig blieb am Rand der Wieden
die andere ganz alleine.

Den Michel bat sie und Marie,
sie nicht allein zu lassen.
Die sahen ein: Wiens Hundevieh
braucht Hütten wie auch Gassen.

Statt Planung gab es schlechte Sitten,
die Bürger pflanzt‘ man ohne Maßen:
Jetzt stehen viele Hundehütten
In allen Wiener Straßen.


Helmut Hofmann 2017