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Initiative Denkmalschutz: Der Wiedner Gürtel verliert sein Gesicht. Abriss des Gründerzeithauses Wiedner Gürtel 16 im Gange!




Montag, 14. November 2016

Wieder fordert die Untätigkeit von Gemeinde und Bezirk baukulturelle Opfer, diesmal im 4. Bezirk

Vor einem Jahr haben wir die "Abrisswelle", die "über Wien rollt" in einer Presseaussendung beklagt. Nun ist das Befürchtete erneut eingetreten: Nach dem Abriss des erhaltenswerten, 1886 erbauten Gründerzeithauses am Wiedner Gürtel 22 (Foto) vor bald 2 Jahren, wird dieser Tage das in den etwa 1880er Jahren erbaute, strenghistoristische Zinshaus mit seiner reichen Fassadengliederung am Wiedner Gürtel 16 (Foto) abgerissen.

Spätestens seit 1996 war die Erhaltenswürdigkeit bekannt!

Bereits 1996 hat die Stadt Wien im Rahmen ihres Schutzzonenmodells Gebiete definiert, die "mit hoher Wahrscheinlichkeit" als schutzzonenwürdig eingestuft werden konnten, darunter waren auch das betroffene Häuserensemble am Wiedner Gürtel. Geschehen ist leider - wie man sieht - nichts.

Die Politik hat – wie so oft – wieder versagt!

Sowohl die Bezirksvertretung auf der Wieden als auch der Wiener Gemeinderat haben es nämlich verabsäumt, sich zeitgerecht für den Schutz der historisch wertvollen Häuserzeile am Wiedner Gürtel im Bereich der Argentinierstraße einzusetzen. 2006/07 wäre der richtige Zeitpunkt dafür gewesen. Damals wurde der aktuell gültige Flächenwidmungs- und Bebauungsplan im Gemeinderat beschlossen (2. März 2007; Plandokument 7762). Und der Bezirk Wieden hat in seiner Stellungnahme zum Planentwurf, der wesentlichen Einfluss auf den Beschluss im Gemeinderat hat, keinen Wunsch im Sinne der Erhaltung geäußert: Stimmeneinhelliger(!) Beschluss ohne Schutzzonenerweiterungsvorschlag in der Bezirksvertretungssitzung vom 5. Oktober 2006.

Doch auch die Schutzzonen zeigen immer weniger Wirkung!

Während die Widmung von Schutzzonen im Ressort der Stadträtin Maria Vassilakou liegt (Stadtentwicklung), werden die Abbruchbewilligungen in Schutzzonen von der Baupolizei (MA 37), im Verantwortungsbereich des Stadtrats Michael Ludwig erteilt. So wird dieser Tage das Haus Schweizertalstraße 16 (Foto) im 13. Bezirk – trotz Schutzzone und Erhaltungswürdigkeit - abgerissen (vgl. dazu Artikel in unserer Zeitschrift Denkma[i]l"Nr. 19/2015, S. 45ff.)

Die nächsten Opfer im 1. und 7. Bezirk sind auch schon bekannt

Dem Vernehmen nach stehen auch die beiden erhaltenswerten Schutzzonen-Häuser Bauernmarkt 21 (1. Bezirk) sowie das Haus Breite Gasse 15 (7. Bezirk) in Bälde vor dem Abriss.

Wann wacht die Politik endlich auf?

Herrn Bürgermeister Michael Häupl wollen wir an seine Äußerung aus 1999 erinnern: "Die Pflege des überlieferten Gesichts der Stadt zählt zu den vorrangigen Aufgaben der Kulturpolitik". Die vielfache Untätigkeit bei der Umsetzung von Schutzzonen-Erweiterungen und die immer zahlreicher werdenden Abbruchbewilligungen auf Grund der "technischen/wirtschaftlichen Abbruchreife" in Schutzzonen trotz Erhaltenswürdigkeit, beweisen aber das Gegenteil. Und Vassilakou in einem Zeitungsinterview: Kein Altbau-Abriss mehr ohne mein Okay"(Die Presse, 17.3.2015). Wie sie das umsetzen will, bleibt sie auch noch schuldig!

Initiative Denkmalschutz fordert rasche Umsetzung der fehlenden Schutzzonen!

Die Initiative Denkmalschutz fordert daher von der Magistratsabteilung 21 (und MA 19) dringend die rasche Umsetzung der Schutzzonen-Erweiterungen im Sinne des Schutzzonen-Modells aus 1996, Parteistellung bei Abbruchverfahren in Schutzzonen sowie eine Novellierung der Bauordnung für Wien zur besseren Durchsetzbarkeit der Erhaltungspflicht für Eigentümer (§ 129 Abs. 2 Bauordnung für Wien; vgl. dazu auch unsere 5-Punkte-Forderungen in unserer Presseaussendung vom 5.11.2015).

Rückfragehinweis:

Markus Landerer und Claus Süss
Initiative Denkmalschutz
www.initiative-denkmalschutz.at
mobil: 0699 / 1024 4216 oder 0676 / 740 43 27

Unsere Presseaussendung Abrisswelle rollt über Wien. Forderung nach 5-Punkte-Plan" (5.11.2015)
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