Samstag, 20. August 2016
Österreichische und deutsche Müllentsorger sollen täglich rund 500 Tonnen „frischen“ Müll abnehmen, berichtete der „Corriere della Sera“ am Freitag. Viermal pro Woche solle ein Zug nach Norden aufbrechen.Das italienische Forschungsinstitut ISPRA bezeichnete Österreich vor rund zwei Jahren als jenes Land, in dem der größte Anteil des von Italien exportierten Mülls landet. Der ORF berichtet am 12.8.2016: Rom will Abfall in Österreich entsorgen lassen Rom hofft auf die Hilfe Österreichs und Deutschlands bei der Bewältigung der Müllkrise. Die Stadt möchte Abfall in Anlagen der beiden Länder entsorgen lassen. „Jetzt haben Österreich und Deutschland 30 Tage Zeit für eine Antwort“, sagte der für Umweltfragen zuständige Stadtrat Mauro Buschini laut Medienangaben. Präzise Angaben dazu wurden allerdings nicht gemacht. Widerstand in Italien Bürgermeisterin Virginia Raggi wollte den Abfall ursprünglich innerhalb Italiens entsorgen lassen. Ihre Pläne stießen auf vehemente Proteste der betroffenen Regionen. Heftigen Widerstand leistet Umbrien. Auch Gemeinden im südlichen Lazio, wo sich Deponien und Verbrennungsanlagen befinden, wollen vom Müll der Stadt nichts wissen. Die Präsidentin der Region Umbrien, Catiuscia Marini, meinte, Roms Abfall müsse dort entsorgt werden, wo er produziert wird. Es sei unannehmbar, dass eine Region mit 900.000 Einwohnern mit dem Müll einer Großstadt von 3,5 Millionen Menschen fertig werden müsse. Die Entsorgungsanlagen in Umbrien seien auf den lokalen Bedarf ausgelegt. Anlage überlastet 660 Kilo Müll produziert jeder Römer pro Jahr. Recycelt wird davon nach offiziellen Angaben etwa ein Viertel. Aber seit 2013 ist Roms und gleichzeitig Europas größte Deponie Malagrotta aufgrund des Drucks aus Brüssel geschlossen. Überfüllt war sie bereits Jahre davor, da sie 2007 geschlossen werden sollte, weil offene Deponien in der EU verboten sind. Die Anlage war überlastet, täglich wurden dort 4.500 Tonnen Müll abgeladen. Der private Betreiber, der Abfallmonopolist Manlio Cerroni, hatte die städtischen und regionalen Politiker so in seine Netze eingesponnen, dass sie ihm eine lukrative Verlängerung nach der anderen zugestanden. Im Oktober 2013 war dann endgültig Schluss. Absage von angrenzenden Deponien Ungeachtet vielversprechender Ankündigungen im Wahlkampf wird es auch unter Roms neuer Bürgermeisterin Virginia Raggi keine schnelle Lösung in der derzeit erneut ausufernden Müllkrise der Stadt geben. Angesichts fehlender Deponien ist Raggi auf Unterstützung von außen angewiesen. Nach Absagen in Roms unmittelbarer Umgebung sollen nun Müllzüge unter anderem nach Österreich geschickt werden. Entsprechende Pläne seien Medienberichten zufolge mit dem städtischen Müllentsorgungsunternehmen AMA ausgearbeitet worden. Nach Angaben des für Umweltfragen zuständigen Regionalrates Mauro Buschini sei eine Antwort auf die neben Österreich auch nach Deutschland geschickte Anfrage nach Entsorgungshilfe noch ausständig. Erwartet werde sie innerhalb von 30 Tagen. 500 Tonnen Müll pro Tag Österreichische und deutsche Müllentsorger sollen täglich rund 500 Tonnen „frischen“ Müll abnehmen, berichtete der „Corriere della Sera“ am Freitag. Viermal pro Woche solle ein Zug nach Norden aufbrechen. Bereits unterschrieben sei der Zeitung zufolge das bisher „beste Angebot“. Die deutsche Firma Ekin verrechne 138 Euro pro Tonne Müll - inklusive der Kosten für Züge und Transport. Die Vorgangsweise ist nicht neu. Rom entsorgt rund zwei Drittel seines Mülls schon jetzt nicht selbst. Neben Deponien in den Regionen Lombardei, Emilia-Romagna und Apulien wird ein Teil von Roms Abfällen quer durch Europa gekarrt. Neben Bulgarien und Rumänien nannte der „Corriere“ auch Portugal als Abnehmerland. Auf ausländische Entsorgungshilfe setzte letztmals 2012 Neapel. Auch Österreich wäre nicht zum ersten Mal Ziel von italienischen Müllzügen. Das italienische Forschungsinstitut ISPRA bezeichnete Österreich vor rund zwei Jahren vielmehr als jenes Land, in dem der größte Anteil des von Italien exportierten Mülls landet. Damals war von rund 71.000 Tonnen Müll pro Jahr die Rede - nicht einberechnet war ein sich damals abzeichnender Deal mit Sizilien. „Niemand will den Müll Roms“ Raggi wollte den Abfall ursprünglich innerhalb Italiens entsorgen lassen. Ihre Pläne stießen auf vehemente Proteste der betroffenen Regionen. Heftigen Widerstand leistete etwa Umbrien. Auch Gemeinden im südlichen Lazio, wo sich Deponien und Verbrennungsanlagen befinden, wollen vom Müll der Stadt nichts wissen. Die Präsidentin der Region Umbrien, Catiuscia Marini, meinte, Roms Abfall müsse dort entsorgt werden, wo er produziert wurde. Es sei unannehmbar, dass eine Region mit 900.000 Einwohnern mit dem Müll einer Großstadt von 3,5 Millionen Menschen fertig werden müsse. Die Entsorgungsanlagen in Umbrien seien auf den lokalen Bedarf ausgelegt. „Niemand will den Müll Roms“, kommentierten oppositionelle Kommunalpolitiker schadenfroh. Wegen der Krise sind die ersten Wochen von Raggis Amtszeit jedenfalls alles andere als entspannt. Dabei hatte sie als erste Frau in der Stadt die Bürgermeisterwahl mit dem Versprechen gewonnen, die Entsorgungsprobleme zu lösen. Umstrittene Personalpolitik Laut „Il Foglio“ ist der „Müllnotstand“ eines von Roms ewigen Problemen. Immer wieder sorgten Berichte über Vetternwirtschaft und mafiose Strukturen für Schlagzeilen. Umstritten ist in diesem Zusammenhang auch Raggis Personalpolitik. Dass nun ausgerechnet Paola Muraro, eine langjährige Managerin der skandalumwitterten AMA, als zuständige Stadträtin Roms Müllproblem lösen kann, wollen laut Medien selbst engste Anhänger von Raggis Movimento 5 Stelle (Bewegung Fünf Sterne) nicht glauben. Dazu kommt ein ernüchterndes Urteil des neuen AMA-Chefs Daniele Fortini. Ungeachtet jüngster Reformen wollte er gegenüber dem Onlineportal Roma Daily News nicht ausschließen, dass AMA weiter von „Kriminellen infiltriert“ sei. Größe Deponie 2013 geschlossen Verschärft wurde Roms Müllkrise vor rund drei Jahren durch die von der EU bereits 2007 geforderte Schließung der Deponie Malagrotta. Die Anlage war völlig überlastet, täglich wurden dort 4.500 Tonnen Müll abgeladen. Der private Betreiber, der Abfallmonopolist Manlio Cerroni, hatte die städtischen und regionalen Politiker so in seine Netze eingesponnen, dass sie ihm eine lukrative Verlängerung nach der anderen zugestanden. Im Oktober 2013 war dann endgültig Schluss. Nach der Malagrotta-Schließung suchte Rom bisher vergeblich nach anderen Entsorgungsmöglichkeiten, doch keine ließ sich wirklich umsetzen. Pläne für die Errichtung von Müllverbrennungsanlagen scheiterten an Anrainerprotesten. Dazu kamen noch Missmanagement und Korruption bei AMA, bei der ein Loch von 650 Millionen Euro klafft. Bericht ORF 12.8.2016: http://orf.at/stories/2353601/ http://orf.at/stories/2353620/2353610/ Die Presse, 12.8.2016: http://diepresse.com/home/wirtschaft/economist/5068255/Roms-Mull-landet-in-Osterreich?_vl_backlink=/home/wirtschaft/economist/index.do Der Standard, 12.8.2016: http://derstandard.at/2000042759947/Muellkrise-Rom-will-Abfall-in-Oesterreich-entsorgen-lassen Kronenzeitung, 12.8.2016: hhttp://www.krone.at/welt/rom-will-jetzt-muellberge-bei-uns-loswerden-es-stinkt-zum-himmel-story-524419 Seit Jahren warnt unsere BI MV Flötzersteig vor Müllimporten! 7.1.2008: Presseinfo http://www.aktion21.at/themen/index.html?menu=106&id=356 25.1.2008: „Züge der Schande“ http://www.aktion21.at/themen/index.html?menu=106&id=363 16.2.2008: „Es stinkt“ http://www.aktion21.at/themen/index.html?menu=106&id=375 11.10.2013: Österreich importiert italienischen Müllberg http://www.aktion21.at/themen/index.html?menu=106&id=2223 4.6.2014: Österreich – Schlackenimportland? http://www.aktion21.at/themen/index.html?menu=106&id=2393 Für die BI Flötzersteig Lore Kummer |