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Sirenen und Lautsprecherwagen
Chemie-Unfall vor Verbrennungsanlage Solingen (NRW)


Montag, 11. Juli 2016

Vermutlich infolge eines Fehlers der Verbindungsflansche eines Transporters entluden sich am 2. Juni 2016 2,5 Tonnen gelöschten Kalks (Calciumhydrat) statt in den Vorratssilo auf eine betonierte Fläche vor der Müllverbrennung Solingen.
Eine graue dunstige Wolke entwickelte sich und wurde durch den Wind in der Luft verteilt. Es gab 11 Verletzte.
Pro Tonne Müll werden 30 kg Kalk benötigt, um die Rauchgase der Anlage zu entschwefeln.

Der giftige Stoff belastet schwer die Atemwege, im schlimmsten Fall führt er zur Erblindung.

Sperre im Umkreis von 2 km
Das Gebiet um die MVA wurde großräumig im Umkreis von 2 km abgesperrt.
Die Belüftungsanlage des Städtischen Klinikums wurde vorsorglich abgestellt.
Mäßiger Wind verteilte die Chemikalie in der Luft. Ein leichter Regen war optimal, sodaß sich der Kalk nicht weiter verbreiten konnte. Das Pulver wurde mit Kehrmaschinen und Saugfahrzeugen entfernt. Die Einsatzkräfte trugen Vollschutzanzüge.

Sirenen und Lautsprecherwagen
Die Bevölkerung wurde mit Sirenen und mit Durchsagen über Lautsprecher von Polizeifahrzeugen gewarnt: Fenster sollten geschlossen bleiben, die Anwohner im Umkreis von 2 km sollten das Haus nicht verlassen.

Forderungen der BI MV Flötzersteig zum Schutz der Bevölkerung

Wiederholte Forderungen der BI, im Ernstfall ebenfalls diese Maßnahmen zu ergreifen – Sirenen und Lautsprecherwagen einzusetzen – wurden stets ignoriert. Direktleitungen zu den umliegenden Krankenhäusern, Schulen und Kindergärten wurden offenbar noch immer nicht realisiert.

Grenzwertüberschreitungen von Schadstoffen im Mai 2016

Im Juni 2016 waren auf der Anschlagtafel vor der MVA Flötzersteig folgende 4 Grenzwertüberschreitungen für Mai 2016 aufgelistet, mit einer „Erklärung“ für die Überschreitung von Corg (GW = 10,0 mg/m3):

12. Mai 2016: 12,0 mg/m3 Falschluftansaugung
18. Mai 2016: 12,3 mg/m3 Abfahrbetrieb
22. Mai 2016: 12,2 mg/m3 Schlechte Müllqualität
26. Mai 2016: 11,2 mg/m3 Erhöhte Kesselunterdrücke

Lore Kummer
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Vor 40 Jahren: SEVESO ! 
von Bifl 16., am 2016-07-19 um 19:10 Uhr
https://de.wikipedia.org/wiki/Sevesoungl...

Seveso – 11. Juli 1976, 12.37 Uhr

Eine Wolke Dioxin entweicht, nachdem ein Sicherheitsventil in der Chemiefabrik der Firma Hoffmann-La Roche geplatzt ist. Es folgt der schwerste Chemieunfall in der Geschichte Europas.

2 Kilogramm Dioxin gelangen in die Umwelt. Dioxin ist 10.000mal giftiger als Zyankali.

Die Bewohner werden nicht verständigt, der Unfall wird vertuscht, die Folgen werden heruntergespielt.

Offiziell ist bis heute niemand an einer Dioxinvergiftung gestorben. Offiziell ist aber auch, dass viele Seveso-Opfer später an Krebs oder Diabetes erkrankten. Die Lebenserwartung der Giftopfer liegt im Schnitt um 15 Jahre unter dem Landesdurchschnitt von Italien. Die Folgekosten der Katastrophe belaufen sich - bis 2006 - auf 300 Mio SFR.

taz, 10.07.2006