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Waldmühle - Raumordnung - Raumunordung


Mittwoch, 27. Jänner 2016

Waldmühle I -
Raumordnung - Raumunordung


Schritt für Schritt geht das Waldmühle Wohnbauprojekt in die Besiedelungphase über (Wunschtermin der BauträgerInnen: Frühjahr 2016). Großzügig wurde in bester Sonnenhanglage gebaut – verbaut für hier früher lebende Tiere, denn für Hanghaus und großen Wasserspeicher musste Wald weichen.
Etwa die doppelte Fläche an Gebäuden im Vergleich zum ehemaligen Zementwerkskomplex. Viel Zement wurde verwendet, aus einer Kombination von Fertigbetonteilen und Stahlbeton wurden zeitgemäße Wohnboxen in die geduldige Landschaft gesetzt. War im ursprünglichen Projektplan keine Alternativenergie vorgesehen, so wurden die Häuserblöcke im Zuge der Bauentwicklung mit zahlreichen Solarpanelen bestückt. Grelle Spiegelungseffekte bei bestimmten Sonnenständen stören etwa so wie neue Blechdächer auf modernen Almhütten.
Farblich unterschiedlich gestaltete Balkonsichtblenden erinnern an Bienenanflugmarkierungen und werden hoffentlich nicht zu Anlockungsmustern für diese Spezies. Denn im Steinbruch Fischerwiese konnten über 100 Wildbienenarten nachgewiesen werden. Großvolumiger Wohnbau direkt an den Naturraum Wald angrenzend bringt eine Reihe von Problemen für Mensch und Tier. Aufgrund der völligen Veränderung des Terrains kam es zu Störung und Veränderung des Wildwechsels. Überraschende Begegnungen mit Wildschweinen, Rehen und Füchsen sind möglich. Leider ist auch mit erhöhtem Vogeltod bei unsachgemäßer Fensterscheibengestaltung zu rechnen (hier sind nach neuen Erkenntnissen spezielle Streifen erforderlich, die schwarzen Falkenkonturen setzen das Risiko von Scheibenkollissionen kaum herab!)
Es bleibt zu hoffen, daß die neuen Waldmühle BewohnerInnen sich des unmittelbaren Naturwertes bewußt sind und sich vor allem mit der Besonderheit (Landschaftsschutzgebiet Liesing, Natura 2000 Gebiet) hier und in der nächsten Umgebung vorkommender, geschützter Pflanzen und Tiere vertraut machen. Im letzten Jahr waren sie noch zu finden die Wald-Orchideen und Lilien – Breitblättriges Waldvögelein, Bienenragwurz, Diptam, Lila Dingel.
Die überregionale Raumordung hat bei der Wohngebietserschließung Waldmühle Rodaun keine Sternstunde erlebt. Einem Verlust an Abenteuer- und Erlebnisnaturraum wurden Wohnträume für Familien entgegengesetzt. Der Automobilität wurde Priorität gewährt – einem schienengebundenen öffentlichen Verkehrsmittel wurde vorerst eine Absage erteilt. Bis auf weiteres bleibt eine bestehende Gleisanlage (Problem auch der Eingleisigkeit) ungenutzt. Nicht einmal für ein zukunftsweisendes Verkehrsprojekt „Train on demand“ wurden Mittel bereit gestellt. Durch alle bisherigen Abriss- und Bauaktivitäten ist die Natur in Unordnung gekommen. Bleibt abzuwarten welche Tiere und Pflanzen für immer verschwinden werden.

Waldmühle II
Raumbenutzung - Raumverschmutzung


Während die Verbauung auf der Wiener Seite (ehemaligem Zementwerksareal) zwar weiter kritisch zu betrachten ist, aber eben eine Tatsache ist, so wird die Umwidmung für Wohnzwecke und jede weitere großangelegte Betriebsgebäude-Verbauung auf der NÖ Seite, diesmal einer UVP unterzogen werden sobald ein konkretes Bau-Projekt im Raum steht. Der Verlust von weiterem Naturraum und damit Lebensraum für hier vorkommende Amphibien und Wasservögel sollte unterbunden werden. Bereits durch das Aufstellen von 1 stöckigen Bürocontainern für die Firma Global Bau und eine damit zusammenhängende Waldrodung ist eine massive Störung erfolgt. Besonders auffällig ist auch ein extremer Anstieg von Müll seit Beginn der Bautätigkeiten in der Dürren Liesing.
Die Gemeindeführung von Kaltenleutgeben träumt von einem neuen Ortsteil Waldmühle, der durch neue Gewerbetätigkeiten Steuergelder in die Gemeindekasse bringen soll. Bei einer Bürgerwerkstatt am 19.11.2015 nur für BürgerInnen der Gemeinde Kaltenleutgeben wurden mehrere Ortsteilplanungen vorgestellt und mittels Arbeitsgruppen ergänzt oder abgeändert. An 1. Stelle wurden Bau-Entwicklungsideen für Waldmühle präsentiert. Übrigens sollen die von den Kaltenleutgebener BürgerInnen eingebrachten Vorschläge in weitere Planungen einfließen und öffentlich präsentiert werden. Was wirklich umgesetzt werden kann hängt von den Kosten und potentiellen Investoren ab.
Es war ein starker Wunsch im Bereich Waldmühle möglichst viel Natur zu belassen.
Wer bestimmt aber wie der nach Abriss der letzten alten Zementwerksbetriebsgebäuden plötzlich frei gewordene Raum genutzt oder benutzt werden wird?
Die Umweltinitiative Wienerwald hat auch darauf hingewiesen, gerade auf einem Großteil der im Besitz der Wohnbauträger (Österreichisches Siedlungswerk, Gemeinnütziger Wohnbauträger der Gewerkschaft der Privatangestellten, Familienwohnbau NOE) Platz für Freizeitanlagen für Kinder und Jugendliche des großvolumigen Waldmühle Wohnbauprojektes zu reservieren. Gerade hier sind ebene Flächen etwa für Volley- oder Basketballplätze vorhanden. Schön wäre auch ein Wassererlebnisraum durch die Ableitung der Dürren Liesing (es gab hier früher einen anderen Bachbettverlauf). Weitere Wohnbauten hier können hier nicht ernsthaft in Erwägung gezogen worden sein, da bis auf weiteres der gesamte Gleiskörper von der Gemeinde Perchtoldsdorf angekauft werden wird (eventuell mit Beteiligung der Gemeinde Kaltenleutgeben) und vorerst erhalten bleiben soll. Bei einer Dürren Liesing beidseitigen Verbauung würde eine wohl unansehnliche Häuserschlucht mit Verkehrslärmverstärkung erfolgen. Durch die Enge des Kaltenleutgebener Tales in Waldmühle treten leider hohe Schallverschiebungen auch nach oben hin auf, was nachts besonders unangenehm werden kann.

Bürgerwerkstatt Kaltenleutgeben
Mitwirkung zeigt Wirkung


In einer für die Gemeinde Kaltenleutgeben neuen Bürgerbeteiligungveranstaltung wurden am 15.11.2015 die „Perlen von Kaltenleutgeben“ (künftige Bauentwicklungszonen) vorgestellt. Nur BürgerInnen von Kaltenleutgeben durften bei den einzelnen Projektstationen Vorschläge sammeln und per Flipchart präsentieren.
Besonders für den Waldmühle Ortsteil wies die Arbeitsgruppe 1 auf die Naturerhaltung hin: keine zusätzliche Verbauung von Grünflächen, ein Naturparkhaus ähnlich wie in Hainburg, Natur als Erlebnisraum (z.B. die alten Gleisanlagen mittels Draisinen zu nutzen).

Weitere Verbauungen geplant!
Zementhistorisches Vernichtungsszenario geht weiter!


Erst vor kurzem wurde auch für die Holcim-Gründe (Standort der ehemaligen Zementsortier- und Abfüllanlage) gegenüber des riesigen Parkhauses des Waldmühle Wohnbauprojektes nun doch ein „Haus der Generationen“ in Form eines Projektvorschlages der CRH GmbH publik. Neu ist die Ausschreibung eines Ideenwettbewerbes. Bei der Firma CRH handelt es sich um die ehemalige Holcim-Firma, die nun Teil der weltweit größten Zementproduzenten wurde. „Für immer Beton. Beton schafft Werte für Generationen“ lautet ein Werbeslogan. Was aber für das noch existierende Holcim-Firmengebäude in Kaltenleutgeben anscheinend nicht zutrifft.
Es wird mit diesem wieder großangelegten Bauvorhaben der Bogen an Verbauungen unmittelbar an der immer stärker befahrenen Kaltenleutgebener Straße überspannt. Es wird überhaupt spannend wer von bekannten SPÖ GenossInnen sich hier in Waldmühle eventuell ansiedeln wird. Umstrittener SPÖ Parlamentarier Wolfgang Katzian ist z.B. beim Waldmühle Projekt als Gesellschafter involviert. Oder soll hier vielleicht ein Alterssitz für langgediente SPÖ Parteimitglieder werden? Für Bundeskanzler Werner Faymann, der selbst im 23. Bezirk wohnt, war das Baugeschehen im Kaltenleutgebener Tal bislang nie ein Problem. War er doch selbst Wohnbaustadtrat.
Viele Menschen die entweder im Kaltenleutgebener Tal leben oder gerne als erholungsuchende BesucherInnen hierherkommen wollen keine zusätzlichen Verbauungen mehr. Das unterstützt auch die Umweltinitiative Wienerwald, die aufgrund der bisherigen Bau- und Umweltskandalvorgänge auf dem ehemaligen Zementwerksareal ins grüne Leben gerufen worden ist. Leider zu spät!
Nur diesmal wird es ein UVP Feststellungsverfahren geben, denn sukzessive wurden geschützte Tiere und Pflanzen von den verwilderten Arealen verdrängt und diesem massiven Verdrängungsprozess soll Einhalt geboten werden. Lafarge Holcim sieht sich als weltweit mächtig agierender Baukonzern, der Stadtplanungen wider jede Vernunft vorantreiben will. Es ist kein unumstößliches Gesetz das da heißt: bis zum Jahr 2050 werden über 70 % der Menschen in Großstädten leben. Wünschen sich Menschen aber solche immer unübersichtlich werdenden Konglomerate von immer höher werdenden Nicht-Wohnhäusern? Vielleicht, wenn es ihnen Zementproduzenten und deren politischen Verbündeten weis machen....

Klaus Wechselberger
Umweltinitiative Wienerwald


Wohnbauprojekt Waldmühle Hanglanghaus 20160117.jpg - Foto K.Wechselberger


Wohnbauprojekt Waldmühle, Ansicht von oben, Blickrichtung auf Grundstücksareal für Waldmühle II,20160117 - Foto K. Wechselberger


Projektplan Waldmühle II.jpg - Foto K. Wechselberger