AKT!ON 21

Casino Zögernitz: Initiative Denkmalschutz warnt vor Teilzerstörung




Dienstag, 26. Jänner 2016

Appell an Döblinger Bezirksräte übermorgen klar dagegen Stellung zu beziehen!

Diesen Donnerstag, am 28. Jänner werden die Döblinger Bezirkspolitiker in der Bezirksvertretungssitzung ihre Stellungnahme zur Änderung des Flächenwidmungs- und Bebauungsplanes abgeben, deren wesentliche Änderung in der Umwidmung des Casino Zögernitz liegt (Planentwurf Nr. 8050). Bereits am Tag zuvor am Mittwoch wird der Bauausschuss des 19. Bezirks diese Stellungnahme dazu vorbereiten.

In der Umwidmung ist der Teilabbruch des Casino Zögernitz vorgesehen. Dazu hat die Initiative Denkmalschutz am 14. Jänner - im Rahmen der öffentlichen Auflage - eine kritische Stellungnahme verfasst, die allen Bezirksparteien zur Kenntnis gebracht wurde.

Die vorgesehenen, umstrittenen Teilabbrüche

Im aktuellen Planentwurf ist nämlich der Abbruch des nördlichen, um 1927 angefügten neobarocken Speisesaalanbaues (mit barockisierenden Eckrisaliten und floralen Stuckdekorationen) vorgesehen. Weiters die Zerstörungen des in diesem Bereich erhaltenen historischen Alleeabschnitts sowie der letzten Überreste der ursprünglich 1865 errichteten Endstation der Pferdeeisenbahnlinie im Nordwesteck des Grundstückes (ehem. Fahrkartenschalter). Stattdessen soll im nördlichen Bereich ein größer dimensionierter Wohnbau gewidmet werden.

Wo bleibt der Schutzzonen-Schutz?

Das Denkmalamt hat zwar dem Teilabbruch des neobarocken Saalanbaues des Casinos Zögernitz zugestimmt (Veränderungsbescheid vom 31.3.2015), doch da sich das Gebäude auch in einer Schutzzone der Stadt Wien befindet, ist auch der Ortsbildschutz zu berücksichtigen. So eigenartig es auf den ersten Blick erscheinen mag, ist die Schutzzone der Stadt Wien in konkretem Fall effektiver als der Denkmalschutz. Denn gerade die Schutzzone hat die Aufgabe das "örtliche Stadtbild" und das "äußere Erscheinungsbild erhaltungswürdiger Gebiete" zu schützen (Bauordnung für Wien § 7 Abs. 1), während das Denkmalamt nur (Teil-)Zerstörungen verhindern kann, wenn der "Verlust eine Beeinträchtigung des österreichichen Kulturgutbestandes in seiner Gesamtsicht" bedeuten würde (Denkmalschutzgesetz § 1 Abs. 2).

Unzulängliches Gutachten der Magistratsabteilung 19 der Stadt Wien!

Damit ein Abbruch in der Schutzzone erfolgen kann, muss zuvor ein Gutachten der Magistratsabteilung 19 (Architektur und Stadtgestaltung) eingeholt werden, in dem die Erhaltenswürdigkeit fachlich beurteilt wird (Bauordnung für Wien § 60 Abs. 1 lit. d). In dem Gutachten der MA 19 vom 26.5.2015, das unserem Verein vorliegt, ist gerade der zum Abbruch vorgesehene Teilbereich fachlich unzulänglich beschrieben. Während der Unterschutzstellungsbescheid des Bundesdenkmalamtes aus 2008 den für den Abbruch vorgesehenen Speisesaal u. a. folgendermaßen beschreibt: "Am nordseitigen Speisesaal ist die Wandgliederung aus dem 1. Viertel [sic] des 20. Jahrhunderts erhalten, mit barockisierenden Eckrisaliten und floralen Stuckdekorationen (schematisierte Ranken mit Glockenblumen)", auch der Architekt Stefan Fayans wird genannt, zeichnet sich das MA 19 Gutachten durch eine äußerst dürftige fachliche Beurteilung aus, da weder der Architekt genannt wird, noch eine kunsthistorische Beschreibung und Wertung des Speisesaales darin erfolgt, obwohl der Bescheid des Bundesdenkmalamtes der MA 19 bekannt sein müsste. Auch der Kunsthistoriker Univ. Prof. Mario Schwarz spricht vom "Wert des gewachsenen Bauzustandes" im Zusammenhang mit dem angebauten Speisesaal und spricht sich klar für eine "sorgfältige Restaurierung" aus "anstatt einer Zerstörung dieser Bauteile." (vgl. Zeitschrift Steine Sprechen, Nr. 147/48, Okt. 2014, S. 54f.)

Zukunft der Art-Deco Einzäunung ungewiss?

Das Casino Zögernitz weist im nördlichen Bereich eine Art-Deco Einfriedung samt zweier flankierenden Art-Deco-Eingangsportalen zur Döblinger Hauptstraße hin aus. Deren Zukunft scheint noch völlig ungewiss. Während sich das Bundesdenkmalamt den Erhalt oder Abbruch noch offen gelassen hat (vgl. Veränderungsbescheid), wird wiederum im zitierten MA 19 Gutachten diese Einfriedung mit keinem einzigen Wort erwähnt. Die Initiative Denkmalschutz fordert auch die Erhaltung dieser wertvollen und seltenen Art-Deco-Einfriedung.

Rückfragehinweis:

Markus Landerer und Claus Süss
Verein Initiative Denkmalschutz
www.initiative-denkmalschutz.at
www.facebook.com/initiative.denkmalschutz
0699 1024 4216 oder 0676 740 43 27
Links zu diesem Thema
Drüberfahren und Betonieren (Andreas Untersberger) 
von Casino Zögernitz Freund am 2016-02-04 um 11:10 Uhr
Kritischer Kommentar vom ehem. Chefredakteur "Die Presse"

Auch beim Zögernitz könnte man fast wetten, dass, wie beim Kinderheim, entgegen vagen Politikerversprechen das historische Casino-Gebäude weiter unrenoviert bleiben wird, während rundherum schon die Wohnungen teuer verkauft sein werden. Hier weiterlesen: http://www.andreas-unterberger.at/2016/0...
Bericht über die Bezirksvertretungssitzung in der Bezirkszeitung 
von Kulturinteressierter am 2016-02-03 um 22:24 Uhr
Mit etwa 45 Menschen voll besetzt waren die Zuschauerstühle am Rand des Festsaals im Döblinger Bezirksamt, als die Bezirksvertretung vergangene Woche ihre Stellungnahme zur Umwidmung am Areal des Casino Zögernitz abstimmte. Die Stimmung war aufgeheizt, das Ergebnis knapp. Weiterlesen: http://www.meinbezirk.at/doebling/politi...
Sitzungsberichte von SPÖ, Grüne und NEOS 
von ML am 2016-02-01 um 10:52 Uhr
SPÖ Bericht: http://www.ots.at/presseaussendung/OTS_2...

GRÜNE Bericht:
https://doebling.gruene.at/themen/stadtp...

NEOS Bericht (inkl. Kronenzeitungsartikel über Bezirksvertretungssitzung):
http://www.hatzenbichler.wien/post/13827...
und hat der Appell 
von JK am 2016-01-30 um 17:24 Uhr
etwas genützt??
... ganz knapp ausgegangen 
von ML am 2016-02-01 um 10:50 Uhr
ganz knapp ausgegangen in der Bezirksvertretungssitzung am 28.1., 23 : 22 für diese schlechte Umwidmung (SPÖ, Grüne und Teile der ÖVP dafür; FPÖ, NEOS und Teile der ÖVP dagegen). Aber Letztentscheidend wird der Beschluss im Gemeinderat am 23.2., bis dahin kann noch viel geschehen.
Loser unter sich 
von hofmann helmut am 2016-02-23 um 20:50 Uhr
Wie hat Kreisky doch gesagt: "Koalition der Verlierer - ein no go". "Seine SPÖ und die Verliererparteien Grüne+ÖVP haben noch eine hauchdünne Mehrheit zustande gebracht. Nimmer lang. Das Erwachen wird schrecklich sein. In der ÖVP haben das einige schon erkannt. Bei den Wiener Grünen gibt es eine einsame Frau, die das Trauerspiel nicht mitmachen will. Die anderen spielen Betonfront, die aufs Volk nicht hören will. Sie werden fürchterlich abgestraft werden. Für eine echte Kehrtwendung zu mehr Partizipation ist es zu spät. Das nimmt ihnen niemand mehr ab. Befragungen ignorieren (Wolfsgraben, Währing - eine neue grüne Spezialität), SUP erst gar nicht durchführen (SPÖ + Grüne beim WEV), fundamentale Ablehnung von Transparenz und Bürgermitwirkung (SPÖVP zum Informationspflichtgesetzentwurf) - das alles hat jegliche Glaubwürdigkeit zunichte gemacht.