Donnerstag, 6. November 2014
Die Mediationsvereinbarungen sowie die durch das Expertengremium vorgegebenen Prinzipien für den Umgang mit dem Otto-Wagner-Areal liegen auf dem Tisch. Bezüglich des nun vorrangig zu erstellenden Nutzungskonzeptes sind transparente demokratische Vorgehensweisen unumgänglich. Stattdessen scheinen Geheimverhandlungen mit Investoren stattzufinden, denen große Teile des Ostareals – und eventuell noch viel mehr – auf Basis einer Baurechtspacht langfristig zur Verfügung gestellt werden sollen. Zum Schaden der Stadt und ihrer Bevölkerung, da durch beliebige Zerstückelungen eine langfristig flexible bedarfsorientierte Nutzung massiv behindert würde. Zu diesem Thema haben sich die Mediations-TeilnehmerInnen der BI Steinhof in einem offenen Brief an Herrn Bürgermeister Häupl und Frau Vizebürgermeisterin Vassilakou gewandt: Sehr geehrter Herr Bürgermeister ! Sehr geehrte Frau Vizebürgermeisterin ! Sie haben durch Ihr „Zurück an den Start“ in der Frage Otto Wagner Spital am Steinhof eine Nachdenkphase und Mediationsgespräche für Steinhof möglich gemacht. Das von der Stadt beauftragte ExpertInnengremium hat daraufhin einen Katalog von Prinzipien für den Umgang mit diesem einzigartigen Denkmal erarbeitet:
Anstatt eine „Trägerbetriebsgesellschaft“ zu etablieren und eine Rahmenplanung für die zukünftige Nutzung zu erstellen, wird ohne Gesamtkonzept mit Interessenten über Teilflächen im Osten verhandelt. Dass durch ein solches Stückwerk ohne Gesamtsicht Nutzungskonflikte wegen gegenseitiger Störungen erzeugt werden, bleibt unbeachtet oder es wird den Nutzern überlassen, die Schwächeren (und das werden soziale Einrichtungen sein) zu verdrängen. Da sich eine solche Vorgangsweise nicht für die Auslage eignet, werden die diesbezüglichen Verhandlungen unter Ausschluss der Öffentlichkeit geführt. Das im Zuge der Mediation immer offener gewordene Gespräch mit der Bürgerinitiative wird durch Geheimverhandlungen ohne Plan unter Ausschluss der Öffentlichkeit ersetzt. Steinhof ist neben Schönbrunn das zweite ganz große Bau- und Naturdenkmal Wiens. Da es im öffentlichen Eigentum steht, hat die Öffentlichkeit ein Recht, über Ideen für seine zukünftige Gestaltung und Nutzung informiert zu werden. Die Bürgerinitiative Steinhof verlangt, die Gespräche darüber wieder aufzunehmen. Herr Bürgermeister und Frau Vizebürgermeisterin, wir wissen, dass Ihnen Steinhof ein Anliegen ist, sonst hätten Sie den Abverkauf des Areals nicht gestoppt. Mit dem ExpertInnengutachten liegt ein Kompass für die weitere Vorgangsweise vor. Ignorieren Sie diesen Kompass nicht. Sorgen Sie dafür, dass die Expertise nicht vergeblich erstellt wurde, sondern dass die dort festgeschriebenen guten Vorschläge auch realisiert werden. Veranlassen Sie, dass die BürgerInnen unserer Stadt über Planungen und Verfügungen über öffentliches Eigentum informiert werden. Transparenz sollte nicht nur auf Wahlplakaten stehen, sondern auch geübt werden. Es wäre im Interesse aller Beteiligten, am Ende der Legislaturperiode auf ein klares, von der Zustimmung aller getragenes Konzept für das Otto Wagner Spital am Steinhof verweisen zu können - darauf verweisen zu können, dass die Grundlagen geschaffen wurden, auf denen sich Steinhof zu einem attraktiven neuen Stadtteil für Wissenschaft, Forschung, Ausbildung, Heilkunst, Rehabilitation, Psychotherapie, Pflege, Kunst, Kultur, Erholung, Freizeit, Tourismus, .... entwickelt. All diese Ziele wurden in der Mediation im Einvernehmen mit VertreterInnen der Stadt festgehalten. Denken Sie daran, dass die Gesamtanlage mit Kirche, Theater, einem Otto Wagner Museum und einer Gedenkstätte für die Kinder vom Spiegelgrund auf großes Publikumsinteresse stoßen und einen fixen Platz im Tourismuskonzept der Stadt Wien einnehmen könnte. Dies insbesondere bei der kürzlich in einer Pressekonferenz vorgestellten angestrebten Steigerung des Wientourismus um 40%. Spätere Generationen werden es Ihnen danken, diesen Schatz für die Stadt erhalten zu haben. Im Sinne einer transparenten demokratischen und konfliktvermeidenden weiteren Vorgangsweise erwarten wir Information über die Vorgänge und die Wiederaufnahme der bisher positiv und erfolgreich geführten Gespräche. Mit freundlichen Grüßen ! Für die TeilnehmerInnen der Steinhof-Mediation: Christine Muchsel, Dr. Johanna Kraft, Irmi Novak, Christa Hasegruber, Helmut Schauer, Wolfgang Veit, Ferry Kovarik, Ernst Straka , Gerhard Haeske P.S.: Laufende Informationen, wie wir die Entwicklung einschätzen, finden Sie auf der Webseite des Vereins „Steinhof als Gemeingut erhalten und gestalten“ www.steinhof-gestalten.at oder in der Facebook-Gruppe „Steinhof als Gemeingut erhalten und gestalten“ |