AKT!ON 21

Aufgeschnappt


Mittwoch, 13. Juni 2007

Die Stadt Wien schaltet ein ganzseitiges Inserat zum Projekt Wien-Mitte in einer großen Info-Illustrierten [1]. Von dem ihr Ressort betreffenden Inhalt (Markthalle) gibt die zuständige Stadträtin (Frauenberger) vor, nichts zu wissen. Da fällt einem Reinhard Seiss; "Wer baut Wien?" ein.

Wer, oder besser gesagt: welches Ressort der Stadtverwaltung veranlasst eigentlich sündteure Inserate, von denen man sich fragt, was sie der Stadt Wien nützen sollen? Sind es die Bauträger, welche verzweifelt versuchen, ein Bauwerk, das seit Jahren auf seine Realisierung wartet, erfolgreich zu vermarkten? Sie müssten ja ein besonderes Interesse daran haben, zu der bereits totstrapazierte Formel Bürogebäude + Einkaufszentrum mit einer neuen, zukunftweisenden Nutzung aufzuwarten. Aber wie käme denn, so fragt der bei Seiss gelernte Bürger, die Stadt Wien dazu, aus ihrem Budget Kosten für Bauträger-Werbung zu tragen? Das kann - oder sollte - es doch nicht sein. Also: wer hat das Inserat veranlasst? Logischerweise kommt nur eine Stelle in Frage: die für die Markthalle zuständige MA 59 bzw. die ihr übergeordnete Stadträtin Frauenberger. Die aber weiß angeblich von nichts.

Bleibt ein seltsamer Verdacht. Die Bürgerinnen und Bürger - versammelt im Komitee "Rettet die Markthalle" - haben, unterstützt von 14.000 Wienerinnen und Wienern, auf eigene Faust (und auf eigene Kosten) ein Konzept für die Renovierung und Weiterführung der Landstraßer Markthalle erstellt. Für den um das Vermarktungsimage von Wien-Mitte besorgten Bauträger kann die Halle neu nur eine Aufwertung seines Projektes bedeuten. Die diesem Projekt - ganz vorsichtig ausgedrückt - sehr zugetane Stadt Wien wirbt - ausgerechnet - mit jener Markthalle, zu der ihr bisher nur "Zusperren" eingefallen ist. Und spendiert dafür jene Steuergelder, um die SP-Marktsprecherin Yilmaz Nurten und Stadträtin Frauenberger ganze Bäche von Krokodilstränen geweint haben, so lange sie für diese Markthalle verwendet wurden. Ohne dass die Stadt Wien, folgt man der Stadträtin, damit irgend etwas zu tun hat. Merkwürdig, wofür Steuergelder so herhalten müssen...

PS.: Es sollte sich langsam herumgesprochen haben: seit Seiss "Wer baut Wien?" kann sich kein Medium, das Wert auf den Ruf objektiver Berichterstattung legt, leisten, Aussendungen der Stadt Wien und der von ihr begünstigten Bauträger unkritisch zu übernehmen, es sei denn als gekennzeichnete bezahlte Anzeige.

Helmut Hofmann

[1] Quelle: Wiener Zeitung, 11.06.2007
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