Mittwoch, 16. Juli 2014
Abriss eines Neorenaissancegebäudes in der Oberen DonaustraßeNachdem die Gründerzeithäuser in der Taborstraße 81-83 nach großem Engagement einer örtlichen Bürgerinitiative und durch einen Eigentümerwechsel gerettet wurden, geht die Kulturzerstörung in der Leopoldstadt dennoch munter weiter. Dieser Tage wird gerade das Haus Obere Donaustraße 67A abgerissen. Dieses Gründerzeithaus bildete mit den benachbarten Häusern Nr. 67 und 69 eine geschlossene Blockverbauung mit einheitlicher Neorenaissance-Gliederung und reich instrumentierter Stirnfront an der südlichen Schmalseite (Foto). Aus diesem Block - erbaut 1888/89 - wird gerade dieses mittig gelegene, schmale Haus wie ein Zahn aus einem Gebiss herausgerissen. Vor 6 Jahren wurde bereits das überaus wertvolle frühgründerzeitliche Gebäude Obere Donaustraße 61 abgebrochen (erbaut 1868; vgl. iD-Presseaussendung, 12.08.2008) und 1997 das 1864 erbaute Gründerzeithaus Obere Donaustraße 63, welches ein sehr seltenes Beispiel einer frühhistoristischen Straßenhofanlage bildete. All dies geschah, nachdem die Wertigkeit dieses Bereichs am Donaukanal seitens der Stadt Wien untersucht und als vermutlich wertvoll eingestuft wurde. Initiative Denkmalschutz verlangt großzügige Ausdehnung der Schutzzonen Grund dieser vielen Abbrüche stellt die weitgehende Untätigkeit von Stadt, aber auch Bezirk, in Sachen Schutzzonenerweiterungen dar. Bereits 1996 wurde dieses Gebiet mit hoher Wahrscheinlichkeit als schutzzonenwürdig befunden (vgl. Schutzzonenmodell Wien), jedoch im Zuge der Beschlussfassung des neuen Flächenwidmungsplanes 2004 im Gemeinderat nicht als Schutzzone ausgewiesen (Plandokument 6689, Beschluss vom 22. Oktober). Schon 2008 haben wir die großzügige Schutzzonenausdehnung gemäß dem Schutzzonenmodell Wien eingefordert, geschehen ist seitdem – wieder einmal – so gut wie nichts. Forderung an Bezirk Leopoldstadt und Stadt Wien endlich tätig zu werden Wie viele Stadtbildverluste müssen noch hingenommen werden, bis Politik und Behörden endlich handeln? Insbesondere wollen wir auch die Bezirkspolitiker in ihre Pflicht nehmen, die zwar den Flächenwidmungs- und Bebauungsplan nicht beschließen, jedoch im Rahmen der Umwidmungsverfahren Stellungnahmen abgeben, die wesentlichen Einfluss auf den Beschluss im Gemeinderat haben. Ausgearbeitet werden die Umwidmungsplanentwürfe von der Magistratsabteilung 21, die viel zu selten Schutzzonenerweiterungen vorschlägt, und die Bezirksvertretungen nehmen dies allzu oft einfach nur zur Kenntnis. Die nächsten Abbrüche im Grätzl bei der Taborstraße? Auch im Nahbereich der geretteten Gründerzeithäuser Taborstraße 81-83 gibt es sehr wertvolle, erhaltenswerte Gründerzeitensembles, die ebenso ungeschützt sind (Plandokument 7604, Beschluss vom 19.05.2004). Wie lange will die Politik wieder zuwarten, bis Gründerzeithäuser neuerlich bedroht und sich Bürgerinitiativen wieder für den Erhalt einsetzen müssen? Kann sich dann noch die Politik glaubhaft für deren Rettung einsetzen, wenn sie weiterhin so untätig bleibt wie in der Vergangenheit? Wir glauben kaum. Versuche dieser wenig glaubwürdigen Art gab es zuletzt seitens der Politik beim Hopf-Haus in der Donaustadt (vgl. iD-Presseaussendung, 04.04.2014). Rückfragehinweis: Markus Landerer und Claus Süss im Namen des Vorstandes der Initiative Denkmalschutz www.initiative-denkmalschutz.at tel. 0699 1024 4216 |