AKT!ON 21

Im Prater fall’n wieder die Bäume....

Mittwoch, 1. November 2006

...und auch der Stadtpark fällt einem da ein. Zur Erinnerung: vor etwa zwei Jahren war auch in dieser größten und repräsentativsten innerstädtischen Parkanlage die Abholzung von mehreren Dutzend Parkbäumen geplant. Sie waren einer möglichst einfachen und unüberlegten Arbeit am Hauptkanal hinderlich. Weg damit!

Erst ein medialer Aufschrei hat die Verantwortlichen zur Besinnung gebracht. Und siehe da: auf einmal war die Zahl der notwendigen Baumfällungen auf einige wenige reduziert. Weil das Bundesdenkmalamt eingeschritten ist, weil der Stadtpark unter Denkmalschutz steht.

Beim Praterstadion gibt es keinen Denkmalschutz. Da gibt es nur ein höchst überflüssiges frisch geplantes Einkaufszentrum neben der neuen U-Bahn. Und dieses Einkaufszentrum hat natürlich, wie man sich beeilt hat zu bemerken, überhaupt nichts mit den Baumfällungen zu tun. Die sind nur – leider – wegen der UEFA. Und mit den Fußballfans, die auf ihr Großereignis warten, wird sich’s doch wohl niemand anlegen wollen, oder?

Dass das EKZ mit dem Fußball-Großereignis zusammenhängt, ist ebenfalls bösartige Erfindung. Das brauchen dort die vielen, sonst unterversorgten Anrainer, beteuert man. Tatsache ist: das EKZ braucht Parkplätze. Man kann nie genug Parkplätze haben. Und wo Bäume stehen, können Autos nicht parken. Bäume behindern Autos eben. Daher müssen sie weg. So einfach ist das.

Natürlich sind mit Autos nicht die der Einkaufenden gemeint, sondern die der Polizei und Rettung, welche die sich prügelnden Hooligans auseinander treiben und notfalls verarzten müssen. Rund ums Stadion, vor allem an der Nordseite. Ach ja, da steht auch dieses EKZ. Man wird doch nichts dagegen haben, wenn da ein paar Bäume wegkommen, oder?

Und so geht es weiter. Ist der Ruf einmal ruiniert, lebt sich’s gänzlich ungeniert ! Der Wiener Prater, einst vom Kaiserhaus fürs Volk freigegeben, später das Dorado der sportbetreibenden Jugend, verkommt nun zum Event-Center, zum Entertainment-Paradies, das sich langsam, aber sicher in Wiens grüne Lunge hineinfrisst. Und da haben die Verantwortlichen allen Ernstes die Dreistigkeit zu behaupten, die Grünflächen in Wien nähmen ständig zu!!!

In den Fünfzigerjahren war die Fällung eines einzigen, ohnedies überalterten Baumes mitten in der Fußballarena des WAC-Platzes eine Staatsaffäre, die Genehmigung hatte Jahre gedauert. Heute ist Wien anders geworden. „Nur“ 56 kerngesunde Praterbäume: wer wird sich denn da aufregen?

Wer nicht den Anfängen wehrt, der wird seine blauen Betonwunder erleben...

HH
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