AKT!ON 21

Lemonibergpredigt
gegen die Steinhof-Privatisierung


Dienstag, 17. September 2013

Nachlese zur F13 Aktion des Augustin und aller GegnerInnen der Privatisierung des Otto Wagner – Areals am Freitag, 13.09. 13 Uhr.

Eine halbe Stunde vor Veranstaltungsbeginn beim Haupteingang des Otto Wagner Spitals Weltuntergangsstimmung mit Wolkenbrüchen und Hagel. Trotzdem strömen die Menschen herbei. Die Stadtzeitung Augustin hat im Rahmen ihrer F13-Aktion zu einer Bergpredigt eingeladen, um die irdischen Mächte endgültig zur Vernunft zu bringen und jedem weiteren Gedanken an eine Steinhofprivatisierung den Garaus zu machen.

Gestattet konnte die Veranstaltung seitens der Spitalsdirektion nicht werden, letztlich wird aber dem zum gemeinsamen Spaziergang umbenannten Unterfangen sogar „gutes Gelingen“ gewünscht. Von den politisch verantwortlichen irdischen Mächten ist natürlich wieder niemand da. Eine Spitalsangestellte stürmt herbei und ersucht aufgeregt, ja nicht mitten auf der Straße sondern nur am Rand zu stehen. Darauf eine Stimme aus der Menge „ Mia san jo eh a Randgruppe“. Waschelnass doch unverdrossen wandert das kunterbunte Völkchen bergwärts zur Jugendstilkirche.

Das Augustin-Netzwerk aus Aktivisten sozialpolitischer initiativen und aktiven Betroffenen baut launig Spannung auf. Rudi Lehner von der Augustin-Theatergruppe und Vinzenz Wizlsberger vom „Kollegium Kalksburg“ agieren als Zeremonienmeister. Der aktualisierte Text der Bergpredigt stammt von einem engagierten katholischen Priester: „ Selig die Frau, die es wagt, humorvoll und kreativ Bestrebungen zur Enteignung von öffentlichen Flächen zu unterlaufen – sie wird ihre Lebendigkeit spüren. Selig der Mann, der Grundstückspekulation nicht gleichsetzt mit Leben – sein Hunger wird gestillt werden.“ Nach jeder der 13 Seligpreisungen steigen instrumentalbegleitete Gesiba-kritische Fürbittengesänge aller zum Himmel auf. Mangelnde Notentreue wird durch Begeisterung und Lautstärke mehr als wettgemacht.

Der Himmel reagiert freundlich, sprich trocken, also lasst uns das Beste hoffen.
Im Anschluss wird der von Verbauung bedrohte Osten der Anlage mit seinem unerträglichen Vamed-Monsterbau besucht. Vom altbewährten Steinhof-initiativen Gerhard Hadinger bekommen wir hier einen Überblick über die skandalösen politischen Entscheidungen der vergangenen Jahre. Hieß es doch noch im Sommer 2012: Das gesamte Areal muss verkauft werden und Gesiba muss mindestens 620 Wohnungen im Osten bauen. Dass massives Bürgerengagement mittlerweile doch einiges bewirkt hat, berichtet Wolfgang Veit von der Bürgerplattform Steinhof. Das in der Mediation beschlossene Expertengremium, ausgewählt und finanziert durch die Stadt Wien, empfiehlt u.a. ausdrücklich den Verbleib der Gesamtanlage in öffentlicher Hand, ein durch eine zu gründende Trägergesellschaft umzusetzendes Nutzungskonzept, sowie ausschließlich zeitlich beschränkte Nutzungsverträge auf dem Gesamtareal. Veit verweist auch darauf, dass nach diesen Grundsätzen weder Eigentums- noch Genossenschaftswohnungen am Areal zulässig sind.

Und:
Was Politikern und Architekten ausschließlich ungenutztes Brachland oder leere Immobilie zu sein scheint, hat in Wirklichkeit hohen gesellschaftspolitischen und ökologischen Wert. So schwärmt die Baulobby von 100 Wohnungen in den historischen Pavillons nördlich des Vamed-Monsters. Dabei wird völlig außeracht gelassen, dass sich darin dauerhaft bewährte und unverzichtbare soziale Einrichtungen befinden. Und ebenso Werkstätten, die, wie in den vergangenen hundert Jahren, auch weiterhin für Gebäudesanierungen und Arbeitstherapie genutzt werden sollten.

Abschließend:
Schön wars. Herzlichen Dank an das wunderbare Augustin-Team. Es war wieder einmal zur richtigen Zeit am richtigen Ort aktiv. Ja, es stimmt: „Der Augustin ist das soziale Gewissen Wiens“ ( Prof. Fritz Hausjell, Publizistik-Institut Wien ). Passt noch der Ausspruch von Rudi Lehner dazu: “ Viele von uns haben wenig oder zu wenig Geld und sind arm. Sozial schwach sind wir aber nicht, das sind die Entscheidungsträger in unserem Land.“

Christine Muchsel

Bürgerplattform Steinhof
www.steinhof-erhalten.at
"Augustin TV dokumentiert eine fromme Aktion am Steinhof SELIG DER WIDERSTAND" 
von Georg Becker - aus Unter St. Veit (Wien) am 2013-10-20 um 22:36 Uhr
ist im "AUGUSTIN" Nr. 353 (16.10.-29.10.2013) auf Seite 29 ("magazin" , "art.ist.in")
zu finden. (www.augustin.or.at)

Die "Augustin TV"-Sendung über die "F13-Aktion" (vom Freitag, dem 13. Sept.) der
Augustin-Theater-Gruppe ist auch auf OKTO zu sehen. (OKTO hat auch ein Archiv.)

Diese Aktion fand bei der Otto Wagner Kirche "Zum hl. Leopold" als
" L e m o n i b e r g p r e d i g t " statt. Die Liturgie wurde mit einem Blasinstrument begleitet und hat nach den 5 Seligpreisungen den (einstudierten) Chor für Alle :
" Waun der Herrgott net wü
ziagt der Schaas von der Gesiba
ohne Auftrag und Ziel
übern Lemoniberg drüba "

Übrigens, in der neuesten AUGUSTIN-Nummer gibt's die 1. der neuen
"IMMOBILIEN"-Beilage !
Darin auf Seite 7 (von Robert Sommer) :
"DER FLUCH DER SCHÖNSTEN LAGEN
Der Steinhof könnte zum Gezi-Park Wiens werden ..." *)
( Darin wird u.a. das Wiener Wochen-Magazin "Profil" erwähnt. - Das erinnert an die 70er Jahre als dem "Profil" extra - aus presserechtlichen [Beschlagnahme!] Gründen -
"Dossier" genannte Beilagen [Supplement] angefügt waren, die sich mit Bau-SPEKULATION, Flächenwidmungs- und Bebauungsplänen {besonders auch im 21. und 22. Bez.} der Stadtgemeinde Wien befassten. )

Dort wird auch auf andere "hotspots" wie z.B. "Kaisermühlen" ("Danube Flats"), "Lobau-Autobahn S 1", "Hirschstetten retten" aber auch www.initiative-denkmalschutz.at
hingewiesen.

*) Der Gezi-Park liegt in Istanbul und ist Gegenstand von Planungsfehlern und entsprechendem Volks-Widerstand (in alten und heuer neuen Formen).
Korrektur + Ergänzung 
von g.b. - u.st.v. am 2013-10-20 um 23:28 Uhr
In der "Liturgie" waren nicht 5 (fünf) sondern 13 "Seligpreisungen" (in 5 Blöcken).

Daraus :
"Selig die Frau, die es wagt, humorvoll und kreativ
Bestrebungen zur Enteignung von öffentlichen Flächen zu unterlaufen
- sie wird ihre Lebendigkeit spüren
Selig die Frau, die erkennt, wo sie Räume für die Seele schützen muss.
- Sie wird im Einklang mit ihrer Welt sein.
Selig die Frau, die Zivilcourage zeigt
- sie wird zu ihrer inneren Stärke finden."
CHOR - Alle : "... ..." (siehe oben)
"Selig der Mann,
der Grundstückspekulation nicht gleichsetzt mit Leben,
- sein Hunger wird gestillt werden.
Selig der Mann,
der sein Herz für die Anliegen seiner Gemeinschaft öffnet
- er wird seine Männlichkeit stärken.
Selig der Mann, der keine Gewalt anwendet,
denn das Weiche wird das Harte besiegen."
CHOR - Alle : "... ..."
"Selig sind wir,
wenn sie uns verwundert betrachten,
wenn sie uns missverstehen
und uns selbstsüchtige Motive unterstellen,
wenn sie uns aus ihrer Gemeinschaft ausschließen
und uns in Verruf bringen
freuen wir uns und jauchzen."
CHOR - Alle : "... ..."
Sprecher : "Ich danke Euch !"