AKT!ON 21

Lärm – Lärm – Lärm
Verkehr – Verkehr - Verkehr


Mittwoch, 27. Juni 2012

Betrachtungen zu Wohngebieten und Hauptverkehrsstrassen.
Die Forderung der Grünen während der Nachtstunden nicht nur in Wohngebieten, sondern auch auf Hauptstrassen Tempo 30 vorzuschreiben, erregte großen Unmut bei den Autofahrern.


Es sollte dieses Thema aber auch tiefschürfender betrachtet werden. Erstens ist die Frage zu stellen was denn ein Wohngebiet ist. Ein Wohngebiet kann allgemein als ein Gebiet betrachtet werden, das von Menschen bewohnt wird. Hauptstrassen können als Strassen definiert werden, die eine Hauptlast des Verkehrs, insbesondere des MIV, tragen.
Die genannten und in Wien wohl zutreffenden Definitionen schließen einander aber nicht aus, insbesondere ist nicht ausgeschlossen dass Hauptstrassen durch ein Wohngebiet führen. In vielen Fällen ist dies zweifellos gegeben, wie. Z.B. am Gürtel, der Lassallestrasse , Praterstrasse, Handelskai, Schüttel. Linke Wienzeile, um nur einige zu nennen.

In manchen Fällen, wie z.B. am Handelskai wurde eine wenig befahrene Strasse nach dem unerforschlichen Ratschluss von Verkehrsplanern zu bestehenden Wohnbauten massiv zu Rennbahnen ausgebaut, was mit Wertverlusten von Eigentumswohnungen um mehr als 60% verbunden war.

Es erhebt sich nun die Frage weshalb es zwei unterschiedlich wichtige Gruppen von Menschen geben soll. Einerseits jene Menschen die in Wohngebieten wohnen die nicht von Hauptstrassen durchzogen sind und jene die in Wohngebieten wohnen, die von Hauptstrassen durchschnitten sind. Ist die Gesundheit der letztern weniger wert als jene der ersteren? Diese Meinung kann man vertreten und mit Kollateralschäden begründen. Man kann auch argumentieren, dass der flüssige oder auch hyperflüssige Verkehr weit wichtiger als die Gesundheit der Anrainer der Hauptstrassen ist. In letzterem Falle muss man sich aber zweifellos die Frage stellen lassen, ob man noch dem Humanismus oder doch dem Faschismus mit seiner Lehre der unterschiedlichen Wertigkeit der Menschen verhaftet ist.

Bei der Diskussion soll aber auch nicht vergessen werden, dass auch bei Tempo 30 die Freiheit der Wahl des Verkehrsmittels gegeben ist und das Problem letztlich nur auf die Frage hinausläuft, was denn wichtiger ist, die Gesundheit der Anrainer der Hauptstrassen oder der Fahrspaß der Autofahrer, der bei Tempo 50, bzw. 70kmh weit höher als bei Tempo 30 ist.

Jedenfalls gibt es im Wiener Stadtgebiet keine Hauptstrasse die nicht von Wohnhäusern in weiten Bereichen gesäumt ist. Eine Unterscheidung von Wohngebieten und Hauptstrassen ist daher durch nichts gerechtfertigt und zeigt eher von einer sehr bedenklichen Geisteshaltung

Friedrich Hochmann
B.I. Handelskai
1020, Handelskai 300/5/43
Tel.: 0699 88 79 80 52