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Univ. Prof. Dr. Bernd Lötsch
meldet sich zu Wort gegen die Verbauung von Steinhof



Dienstag, 25. Oktober 2011

Leserbrief in der Kronenzeitung vom 25.Oktober 2011

Das freie Wort


Die Verbauung eines Grünraumes war unter anderem auch Thema einer im Jahr 1981 in Wien abgehaltenen Volksbefragung, die eine deutliche Kurskorrektur zur Folge hatte. Die Stadtverwaltung plante 1981 auf den Steinhofgründen, einem weitgehend unverbauten Areal zwischen Penzing und Ottakring, mehrere hundert Wohnungen zu errichten, doch die Oppositionsparteien im Gemeinderat genauso wie Anrainer und Ärzte des nahen psychiatrischen Krankenhauses setzten sich vehement gegen diesen Plan zur Wehr. Die Verbauungsgegner fürchteten allerdings den Ausgang der Befragung, denn dieser Punkt war in einer Weise formuliert, die überaus manipulativ erschien: „Sind Sie für die Errichtung“ von 885 „erschwinglichen Wohnungen“, wurde hier gefragt, wobei „200.000 Quadratmeter früher nicht zugängliche Grünfläche () zugänglich gemacht werden sollen?“ Eine Bürgerinitiative sammelte daraufhin 70.000 Unterschriften, um eine Frage in Kurzform beifügen zu dürfen: „Sollen die Steinhofgründe verbaut werden?“ Tatsächlich erreichte man mit dieser Formulierung mehr Nein-Stimmen als bei der Fragestellung der Stadt, aber auch hier stimmte eine Mehrheit gegen die Verbauung. Die Steinhofgründe blieben unverbaut und wurden in der Folge für die Bürger geöffnet. Bei allen anderen in dieser Volksbefragung zur Diskussion gestellten Vorhaben - sozialem Wohnbau, Modernisierung von Altbauten, Altstadtsanierung, Maßnahmen zur Vollbeschäftigung - erreichte die Gemeinde überwältigende Mehrheiten und konnte sich damit der Unterstützung der Bevölkerung sicher sein. Wenn man das weiß, fragt man sich, wie es überhaupt noch zu einer Umwidmung und Baugenehmigung für die GESIBA kommen konnte. Geht man in Wien mit den klaren Ergebnissen direkter demokratischer Prozesse derart um - in einer rot-grünen Koalition? Ich weiß um die enormen Anstrengungen der damaligen Bürgerinitiative (Peter Kreisky hatte sich auch sehr engagiert). Müssen wir in Wien alle 30 Jahre von Neuem für den Schutz höchstwertigen Stadtgrüns antreten? Demokratiepolitisch eine Schande!

Univ.- Prof. Dr. Bernd Lötsch,per E- Mail
erschienen am Di, 25.10.


Im Anhang noch ein Artikel vom 26. Oktober

Wer ist Unv. Prof. Dr. Bernd Lötsch?
Für alle die ihn nicht kennen,
hier eine Liste seiner Auszeichnungen und nachfolgend eine Archivmeldung der Rathauskorrespondenz vom 09.03.2006


1982 Preis der Victor Gruen-Stiftung
1985 Bodo-Manstein-Medaille vom BUND
1988 Österreichischer Staatspreis für Audiovisuelle Medien in Forschung und Lehre
1994 Konrad-Lorenz-Medaille 1994 des Wiener Volksbildungswerkes
1994 Auszeichnung der Österreichischen Gesellschaft für Onkologie
1995 Bayrische Naturschutzmedaille des Bund Naturschutz Bayern für die Erhaltung der letzten Bayerischen Donaufließstrecke
1996 Berufstitel Gastprofessor der Universität Krems
1998 Konrad Lorenz-Staatspreis für Natur- und Umweltschutz
1999 Preis der Bruno H. Schubert-Stiftung, Kategorie 1
2006 Goldenes Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien


Ehrungen für Univ.-Prof Bernd Lötsch und Univ-Doz. Peter Weish



Wien (RK). In Anwesenheit von Landeshauptmann Dr. Michael Häupl hat Umweltstadträtin Mag. Ulli Sima heute im Wiener Rathaus das Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien an Univ. Prof. Dr. Bernd Lötsch und das Goldene Verdienstzeichen des Landes Wien an Univ.-Doz. Dr. Peter Weish überreicht.
Stadträtin Sima würdigte in ihrer Laudatio Lötsch und Weish als Vorkämpfer der Umweltbewegung, die den Natur- und Umweltschutz zu ihrem Lebensinhalt gemacht haben. "Die beiden sind ihre Wege zum Schutz der Umwelt oft gemeinsam gegangen, unbeirrt und konsequent, meistens nicht leise, sondern laut und das ist gut so, denn Umweltschutz braucht dringend laute Stimmen", so Sima. "Prof. Lötsch und Prof. Weish sind Pioniere der Umweltbewegung und haben sich für ökologische Anliegen engagiert, als Umweltschutz noch eher exotisch war, sie haben gegen die Atomkraft gekämpft und das AKW Zwentendorf verhindert. "Es ist einer der großen Verdienste der frühen Umweltbewegung, die Bürgerinnen und Bürger einzubeziehen, Entscheidungen zu hinterfragen, sich einzumischen und mitzubestimmen. "Peter Weish und Bernd Lötsch haben das forciert, sie sind das Natur- und Umweltschutzgewissen Österreichs, sie sind Mahner und Vorbilder für mehrere Generationen", so Sima.****

Zwtl.: Kurzbiographie ao. Univ. Prof. Dr. Bernd Lötsch

Bernd Lötsch wurde im September 1941 geboren, hat in Wien Biologie und Chemie studiert. Er war von 1966 bis 1973 Assistent am Pflanzenphysiologischen Institut in Wien, hat sich 1973 an der Universität in Salzburg habilitiert.
Seit 1969 engagiert er sich in Umweltfragen, seit 1986 ist er Präsident des Nationalparkinstitutes Donau-Auen, seit 1994 Generaldirektor des Naturhistorischen Museums, in dem er auch eine Abteilung für Ökologie eingerichtet hat. Er ist Autor und Produzent wissenschaftlicher Filme, u. a. hat er ein Filmportrait von Konrad Lorenz geschaffen. Lötsch ist Vorkämpfer für ökologischen Landbau und wirkte bei der Erstellung des Gesetzes für Produkte aus dem biologischen Landbau mit. Lötsch ist Träger etlicher Umweltpreise in Österreich und Deutschland.

Zwtl.: Kurzbiographie Univ. Doz. Dr. Peter Weish

Peter Weish wurde 1936 geboren, hat Chemie, Physik und Zoologie studiert und 1966 zum Doktor der Philosophie promoviert. Bis 1979 war er wissenschaftlicher Mitarbeiter der Abteilung Biomedizin am Institut für Strahlenschutz der Österreichischen Studiengesellschaft für Atomenergie im Reaktorzentrum Seibersdorf. Anschließend war er Assistent am Institut für Zoologie der BOKU Wien, dann wissenschaftlicher Beamter am Institut für Umweltwissenschaften und Naturschutz, seit 1984 ist Weish Lehrbeauftragter am Institut für Humanökologie an der BOKU, 1992 habilitierte er sich an der Universität Wien für Humanökologie. Peter Weish war Sprecher des Gentechnik-Volksbegehrens 1997, ist Präsident des Forums Österreichischer Wissenschafter für den Umweltschutz und Träger etlicher Umweltpreise
Dateien zu diesem Thema
Probleme 
von Ernst Straka am 2011-10-28 um 11:59 Uhr
Als Steinhof bezeichnet der Volksmund seit jeher alles was sich innerhalb der Steinhofermauer befindet.
Jetzt wird unterschieden zw. Spitalsbereich und "Steinhofgründen" deren Verbauung in den 80er Jahren, durch eine Bürgerbewegung die eine Volksbefragung zum Thema durchsetzen konnte, verhindert wurde.
Dort wo die Gesiba bauen will ist das Grundstück als Schutzzone ausgewiesen. Wenn nun der Hinweis auf das Bundesdenkmalamt kommt, muss man wissen dass die Leitung des BDA von der Politik
eingesetzt wird und ebenso schnell abberufen werden kann.
Wie sehr neues Bauwerk mit mit dem Denkmalgeschützten Gebäuden korrespondiert kann man am Beispiel des Westbahnhofes sehen. Das neue korrespondiert nicht sondern passt wie die Faust aufs Auge.
Ob die neuen Wohnungen mehr oder weniger Verkehr erzeugen als der derzeitige Anrainerverkehr, kann ich nicht beurteilen. Allerdings wird ZUSÄTZLICHER VERKEHR ERZEUGT!!!! Wie dieser zu bewältigen sei konnte auch der Verkehrsplaner Rosinak nicht beantworten.
Dass manche Menschen und Parteien Fehler erkennen und umdenken ist absolut in Ordnung!
Ihre Vorschläge, Fr. Weisgruber, dass andere Verantwortung für Kulturgüter übernehmen sollen für deren Erhaltung die Politik und wir alle mit unseren Abgaben, die im heurigen Jahr ohnedies sehr moderat mit + 33% Wassergebühren usw. ausfallen zuständig sind,
sind nicht gerechtfertigt.
wo ist das Problem? 
von Katharina Weisgruber am 2011-10-27 um 21:00 Uhr
es ist doch toll, wenn am Rand eines bestehendesn Ensembles, wo jetzt nur ein höässlicher 60er Jahre Bau steht, etwas Neues errichtet wird, das mit dem alten Ensemble korrespondiert. Dafür gibt es doch das Bundesdenkmalamt, dass eben festzustellen hat, ob ein genaues Bauwerk zum Ensemble passt.

Von einer Zerstörung der Anlage kann keine Rede sein, sondern es wird die Anlage vielmehr durch ein modernenes, neues Bauwerk aufgewertet.

Wohnungen dort sind doch ideal, eine schöne Wohnlage, ausreichende Straßenverbindung...die Wohnungen erzeugen sicher nicht mehr Verkehr als die Kleingärten (Einfamilienhäuser) die dort den ganzen Hügel zupflastern und für die nebenbei bemerkt sicherlich hunderte Bäume gerodet wurden.

Die Steinhofgründe werden gar nicht angetastet, die sind sowieso am Plateau über der Kirche.

Dir größte Sauerei ist in diesem Zusammenhang aber das Verhalten der ÖVP und FPÖ...beide Parteien haben für die Widmung gestimmt und tun jetzt so, als ob die dagegen wären!
Mein Vorschlag: die beiden parteine, die Kronen Zeitung und alle Leute die unterschrieben haben, sollen das Gelände von der Gesibe zum Kaufpreis zzgl. Nebenkosten und Planungskosten und einem kleinen Gewinnzuschlagkaufen (alleine die Dichands bekommen jährlich 10 Mio Euro aus der Krone) -- das sollte doch kein Problem sein...und dann können sie das Gelände der Öffentlichekeit kostenlos zugänglich machen und die Erhaltung jährlich aus eigener Tasche bezahlen!
sturmzeit ist hoffentlich bald vorbei! 
von Spaziergänger am 2011-10-26 um 22:05 Uhr
Von geistigen Tieffliegern lassen wir uns den Mund nicht verbieten.
Ausser Beschimpfungen und Lügen verbreiten bringen sie nichts zusammen.
FUCHS 
von sturm am 2011-10-26 um 16:56 Uhr
na dann kauft der gesiba doch den grund ab, könnt ihr nicht? dann einfach den mund halten!
Prof. Ernst fuchs 
von Ernst Straka am 2011-10-25 um 20:48 Uhr
Passt ganz gut dazu:
art-port.cc: Die von Otto Wagner erbaute psychiatrische Anstalt auf den Steinhof-Gründen soll nun – geht es nach dem Willen der Stadt – umgewidmet und mit Wohnhäusern bebaut werden.

Ernst Fuchs: Das muss unbedingt verhindert werden! Immerhin ist die Anstalt am Steinhof eine ganz nach den Wünschen und Vorstellungen Wagners ausgeführte, einzigartige Anlage – und ein solches Gelände kann man doch nicht einfach zupflastern und die Harmonie dort mit Neubauten zerstören. Dass dort ganz normale Wohnungen entstehen sollen, kann ich nicht verstehen. Steinhof muss erhalten bleiben – zum Beispiel als Zentrum für Kultur oder als psychiatrische Anstalt.

Info:
Ernst Fuchs Privatmuseum
Hüttelbergstrasse 26
A - 1140 Wien