Montag, 30. Mai 2011
Io non morii, e non rimasi vivo„Da starb ich nicht und konnte auch nicht leben.“ Dante, La Divina Commedia, Inferno, 34. Gesang Als die Sprecherin der Demonstranten den Fuß auf die Fahrbahn setzt, schaltet die Polizei das Blaulicht ein und bahnt der Schar den Weg. Mütter, Töchter, Söhne, Väter mit Ohrenschützern und gelben Warnwesten betreten die Fahrspur. Voran wird ein sperriger Sarg geschleppt. LÄRM steht auf dem Deckel. Die aufgerollten Transparente flattern im Wind. Marschiert wird auf der festgelegten Strecke mit dem Willen, sich gehend auf dem sechsspurigen Wiedner Gürtel zu behaupten. Der Begleitschutz hält Schritt mit den Demonstranten, die entschlossen die Transparente hochhalten und schweigend gehen, da ihnen der Lärm ohnehin die Sprache verschlägt. Gehen heißt hier, sich der Lärm-Eskalation heranrasender Fahrzeuge aussetzen und die Aussichtslosigkeit seiner Empörung erkennen, da es bis jetzt noch keine Methode gibt, den Wahnsinn zu stoppen. In dieser Welt leben wir, in den Häusern am Gürtel leben die Opfer. Wer wissen will, wie es dort ist, soll sich vor den Abgasen nicht scheuen, also zum Wiedner Gürtel kommen, oder an die Rampe A 23, bei freiem Zutritt auf der Startbahn ins Chaos. Lisa Fritsch |