Freitag, 18. März 2011
Der Kampf um die unverbaute Erhaltung der Jedleseer Schlössl-Gründe und des Erscheindungsbilds des denkmalgeschützten, barocken Herrschaftshauses ist gescheitert. Die ohnedies schon traurigen Reste des einstigen Dorfes werden noch weiter verschandelt.Das kleine, denkmalgeschützte Maria Theresien-Schlössl im Ortskern des ehemaligen, niederösterreichischen Dorfes Jedlesee in Wien-Floridsdorf stammt aus dem 17. Jahrhundert. Das barocke, einstige Herrschaftshaus ist das mutmaßlich älteste, historische Bauwerk im Bezirk. Mehr als 300 Jahre hat das ebenerdige Gebäude sein Erscheinungsbild im wesentlichen bewahren können. Durch ein Katastrophen-Hochwasser der Donau litt im 19. Jahrhundert allerdings die Symmetrie, weil der ehemalige Westtrakt einem Uferbruch zum Opfer fiel. Heute ist die Bausubstanz des Hauptgebäudes und des erhalten gebliebenen Osttrakts leider bereits äußerst desolat. Nachdem im Jahr 2003 der Pächter des Schlössls und von dessen einstigem, zwei Hektar (20.000 m2) großen Garten aufgab und seinen Tennisclub nach 33 Jahren schloss, wurden so gut wie keine Instandhaltungsmaßnahmen mehr gesetzt. Entsprechende Vorschriften des Bundesdenkmalschutz-Gesetzes blieben wirkungslos. Als verantwortlicher Eigentümer der gesamten Liegenschaft will das Stift Klosterneuburg endlich wieder Pachteinkünfte lukrieren. Zu diesem Zweck soll nun auf dem Areal hinter dem Schlössl direkt am Rand des angrenzenden Teils des Wiener Wald- und Wiesengürtels eine Wohnblöcke-Siedlung mit, gleich hinter dem ebenerdigen Barockbau, bis zu fünf Geschoßen errichtet werden. Um dieses Projekt in Angriff zu nehmen, bedurfte es der (am 30. Juni 2010 auch tatsächlich und einstimmig im Gemeinderat beschlossenen) Umwidmung des früheren Schlössl-Gartens von „Grünland“ (konkret für Erholung und Sport, Esp) zu Bauland. Dagegen hatte ab April 2008 eine Bürgerinitiative mobil gemacht. Sie konnte binnen etwa eines Jahres rund 2.300 Unterschriften für ihre Forderung nach Beibehaltung der Grünland-Widmung sammeln. Der von der Initiative ebenfalls verlangte „Runde Tisch“ aller Beteiligten fand schließlich von Mai bis November 2009 in Gestalt eines „Mediationsverfahrens mit offenem Ausgang“ statt. Das Verfahren endete mit der Zustimmung aller Teilnehmer –Vertreter des Stifts, der Erzdiözese Wien, der Pfarre Jedlesee, der Bezirksparteien, der involvierten Baugesellschaften „Sozialbau“ und „Volkswohnungswerk“ sowie, trotz gegenteiligen Mandats, der verbliebenen fünf Angehörigen der Intitiative – zur Verbauung. Eine Person hatte sich am Ende des Verfahrens geweigert zu unterschreiben und war aus der Initiative ausgeschieden. Die Abschlussvereinbarung sieht nun, im vom Schlössl am weitesten entfernten Bereich, eine geringe Bauhöhen-Reduktion durch Verringerung der Anzahl der geförderten Miet- und Pacht-Wohnungen von ursprünglich insgesamt geplant gewesenen 180 auf rund 140 vor. Erst nach dem Ende der Mediation wurde von deren Leiter klargestellt, dass trotz des im Vorfeld zugesagt gewesenen, „offenen Ausgangs“ die Forderung nach Grünland-Erhalt de facto a priori gar nicht zulässig war. Vom Stift wurde zugleich eine „Garantie“ für die „Revitalisierung“ des Schlössls „bis spätestens 2017“ abgegeben, allerdings ohne Finanzierungszusage. Die zu gewärtigenden, hohen Instandsetzungskosten angesichts des fortgeschrittenen und fortschreitenden Verfalls ließen so auch die Pfarre Jedlesee im September 2010 von ihrem langjährigen Plan der Schlössl-Nutzung Abstand nehmen. Verbitterte Anrainer fürchten nun einen Baubeginn womöglich noch 2011 sowie mittelbar sogar den Abbruch des Schlössls aus technischen Gründen. |