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WIEN, die selbsternannte „Umweltmusterstadt“
mit ihren 5 MVAs -
Rekordhalterin bei Feinstaub-Emissionen


Freitag, 4. Februar 2011

Wien ist unschlagbare Hochburg der Feinstaubbelastung:

Überschreitungen 2010 des EU-Grenzwertes von 50 Mikrogramm, Presse 3.1.2011 (in Klammer 2009):

Wien Belgradplatz: 87 Tage (29)
Wien Rinnböckstraße: 70 Tage (40)
Wien Liesing: 55 Tage (36)
Wien Taborstraße: 54 Tage (35)
Wien Gaudenzdorf: 54 Tage (20)

Der von der EU festgesetzte Grenzwert für Feinstaub mit einer Korngröße von 10 Mikrometern (PM10) ist seit 2005 verpflichtend. Die über den Tag gemittelte Belastung von 50 Mikrogramm PM10/m3 Luft darf maximal an 35 Tagen pro Jahr überschritten werden. Österreich reduzierte diese Verpflichtung freiwillig auf 25 Tage pro Jahr.

Im Immissionsschutzgesetz verpflichtete sich Österreich, bei Problemen mit der Luftgüte „geeignete Maßnahmen“ zu veranlassen:
Geschwindigkeitsbeschränkungen auf Autobahnen („Luft-100er“ genannt) brachten kaum Entlastung, ungefähr 20% der Belastung stammen aus diesem Bereich (1/4 davon aus Dieselfahrzeugen. Die Industrie liefert rd. 35%, nicht ganz 40% stammen aus Heizungen) - (Presse 3.1.2011).

Gesundheitliche Relevanz des Staubes:
Staub ist ein komplexes Gemisch aus festen und flüssigen Teilchen, die in Größe, Form und chemischer wie physikalischer Herkunft und Zusammensetzung verschieden sind.

Depositionsorte verschiedener Partikelgrößen im Körper:
5 bis 10 Mikrometer - im Nasen-Rachenraum
3 bis 5 Mikrometer - in den Bronchien
1 bis 2 Mikrometer - in den Bronchiolen
0,1 bis 1 Mikrometer - in den Alveolen

Größere Partikel werden von den oberen Atemwegen zurückgehalten, je kleiner sie sind, desto belastender sind sie, da sie tief eindringen. Kleinste Partikel rufen „Fresszellen“ auf den Plan, um sie auszuscheiden, ein Teil dieser Partikel wird in den Lymphknoten gespeichert. Korrelationen zwischen Luftverschmutzung und Entwicklung der Lungenfunktion bei Kindern sind in Studien bereits belegt (UJ 02/2004, S.12).
Ultrafeinpartikel zwischen 100 und 300 Nanometer können schwere Entzündungen in der Lunge hervorrufen.

Wien betreibt 5 Müllverbrennungsanlagen
Staub aus Müllverbrennungsanlagen:


Staub ist nicht gleich Staub: Besonders gefährlich sind jene Feinst-Staub- und Rußpartikel aus MVAs, an denen mit extrem starker Haftfähigkeit sich speziell der giftigste Typ der Dioxine, das „Seveso-Gift“, ablagert. Feinst-Stäube gehen durch alle Filter.


2 Gruppen gefährlicher, umweltstabiler giftiger Substanzen existieren, die an Feinstaubpartikel (oder an Aerosole) gebunden sind:
  • Neben den krebserzeugenden halogenisierten (mit Chlor, Fluor, Brom) substituierten Dioxinen/Furanen sind es die „flüchtigen Metalle und metallorganische Substanzen“.
  • „Schwermetalle“ werden „im Hexenkessel“ der MVAs „mobilisiert und in neue Metallsalze, flüchtige Metalloxide und ebenfalls meist flüchtige metallorganische Verbindungen umgesetzt. Kein einziges Schwermetallatom wird in der MVA zerstört. ..... Sie belasten die Biosphäre durch besondere Persistenz. An Staub- und Feinstaubpartikel oder an Aerosole gebunden kontaminieren sie unsere Nahrungsmittel ...... gelangen sie direkt über die Atmung oder durch Hautkontakt in unseren Körper!“
(H.Rosin, Müllverbrennungsanlage, Ein Risiko für Umwelt und Gesundheit? Heinrich-Heine-Universität, Düsseldorf, in Arzneimittel-, Therapie-Kritik & Medizin und Umwelt (2011, Folge 1, S.230, 228).


Ultrafeine Teilchen (Partikel) bleiben sehr lange in Schwebe. “Inhalierbarer Schwebstaub der Größe bis 10 Mikrometer (PM10) macht ein Drittel der Emissionen aus und hält sich 1 – 3 Tage im Körper.“
„.... Lungengängiger Feinstaub mit Partikelgrößen unter 2,5 Mikrometer (PM2,5) dagegen machen bis zu 60% aus und hält sich 30 – 3000 Tage (d.s. über 7 Jahre) im Organismus...“.
„... Jede zusätzliche Belastung durch Feinstäube und Nanopartikel in Form von lungengängigem Schwebstaub“ ist „unbedingt zu vermeiden“. ... Es dürfen „nicht neue Quellen solcher Belastungen für die menschliche Gesundheit mit starker Ausbreitungstendenz zugelassen werden, wie sie jede Müllverbrennungsanlage mit sich bringt.“
(R.Frentzel-Beyme, Feinstaub aus Müllverbrennungsanlagen (MVAs) und Gesundheit in umwelt.medizin.gesellschaft 3/2008, S.206ff.)


„Der Output aus Müllverbrennungsanlagen
ist grundsätzlich viel toxischer als der Input“

(H.Rosin, Müllverbrennungsanlagen, Ein Risiko für Umwelt und Gesundheit? Heinrich-Heine-Universität-Düsseldorf, in Arzneimittel-, Therapie-Kritik & Medizin und Umwelt, 2011, Folge 1, S.221).

Siehe auch die drei Links im Anhang

Wien, 4.Feber 2011
BI Flötzersteig

Links zu diesem Thema
Feinstaub schädigt Gehirn von Babys 
von CR am 2017-12-14 um 10:05 Uhr
Schaden an Blut-Hirn-Schranke möglich

Luftverschmutzung bedroht massiv die Entwicklung des Babygehirns. Nach einem am Mittwoch veröffentlichten Bericht des UNO-Kinderhilfswerks UNICEF leiden weltweit rund 17 Millionen Babys unter einem Jahr unter extrem schmutziger Luft.
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Während Atemwegsprobleme und chronische Lungenkrankheiten schon länger mit Feinstaubbelastung in Zusammenhang gebracht werden, weisen laut UNICEF immer mehr wissenschaftliche Studien auch auf „mögliche neue Risiken“ für die frühkindliche Entwicklung des Gehirns hin.

http://orf.at/stories/2417889/2417892/

Feinstaubpartikel können Schäden an der Blut-Hirn-Schranke von Babys verursachen. Diese Barriere verhindert den unkontrollierten Eintritt von Blutbestandteilen oder Substanzen im Blut ins Gehirn. Schäden an der Blut-Hirn-Schranke werden mit Krankheiten wie Alzheimer und Parkinson im Alter in Verbindung gebracht.
Intelligenz und Gedächtnis betroffen

Es gebe zunehmend Hinweise, dass Luftverschmutzung „den verbalen und nonverbalen Intelligenzquotienten und das Gedächtnis“ bei Kindern beeinträchtige sowie zu „neurologischen Verhaltensstörungen“ führe, heißt es in dem Bericht mit dem Titel „Danger in the Air“ (Gefahr in der Luft).
Gefährlicher Feinstaub: Die Luft, die wir atmen - ist vergiftet 
von K. Bifl, 14. am 2017-02-12 um 09:18 Uhr
http://derstandard.at/2000052323087/Die-...

Kleine Feinstaubpartikel besonders gefährlich Problematisch sind in erster Linie die kleineren Partikel. Sie können diverse Lungenkrankheiten und -karzinome verursachen, begünstigen Herzinfarkte und Schlaganfälle, und führen nach neuesten Erkenntnissen auch zu einer höheren Rate an Missbildungen und Frühgeburten in belasteten Regionen. Neue Studien unterstreichen auch die Rolle von PM2,5-Feinstaub bei der Entstehung von Atemwegs-Erkrankungen sowie einen möglichen Zusammenhang mit der neurologischen Entwicklung und den kognitiven Fähigkeiten bei Kindern, sowie mit Diabetes. - derstandard.at/2000052323087/Die-Luft-die-wir-atmen .....

Die Müllverbrennung ist in Wien prominent beteiligt.
Städte im Kampf gegen Feinstaub .... nur Wien ist anders 
von Karl S., 14., am 2017-02-18 um 20:53 Uhr
http://www.wienerzeitung.at/nachrichten/...

In Wien hingegen sind Akutmaßnahmen ungebräuchlich. Es gibt auch keinen Feinstaubalarm. Obwohl es technisch einfach machbar wäre, so etwas einzurichten. So hätten die Wienerinnen und Wiener die Möglichkeit, ihr Verhalten an die aktuelle Situation anzupassen. Zwar sind detaillierte Daten über Luftverschmutzung und Feinstaub auf den Webseiten von Umweltbundesamt und Magistrat aufzufinden. Bürgerfreundlich ist das jedoch nicht. Mit winzigen Sternchen in langen Tabellen wird auf mögliche Gesundheitsgefahren hingewiesen.

Gegenteiliger Weg: Wien treibt Lobau-Tunnel voran
Mitunter geht Wien sogar den gegenteiligen Weg. Trotz Protest von Seiten der Umweltschützer und Anrainer treibt die Stadt den Bau des Lobau-Tunnels und die Errichtung weiterer hochrangiger Straßenverbindungen voran.