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Rattenstadl im Hochhauskonzept


Sonntag, 26. September 2010

Stadtrat Schicker hat die Widmungsdiskussion um eine pikante Facette bereichert. Der ORF zitierte ihn im Kulturmontag und auf orf.at online unter dem Titel „Wiener auf den Barrikaden“ und „Wachstumsschmerzen einer Stadt“ mit einer altbekannten Rechtfertigung der skandalösen Komet-Gründe-Widmung: „... Und für das Allgemeinwohl sei ein Hochhaus wichtiger als die Erhaltung des „Rattenstadels“, der heute dort stehe.“

ORF: „Unverzichtbare Repräsentationsflächen für die Wirtschaft und Grätzelmittelpunkt oder sinnlose Anrainerfrotzelei? In Wien ist an mehreren Orten ein emotionaler Streit über Hochhäuser entstanden. Anwohner beschweren sich lautstark über Dauerschatten und zu wenig Bürgerbeteiligung in der Planungsphase. Der zuständige Stadtrat Rudolf Schicker (SPÖ) versteht die Aufregung nicht und meint zu den derzeitigen Zuständen um das SPÖ Komet-Prestige-Projekt lapidar "... und dahinter ein Rattenstadl":

Es gibt ein von Stadtrat Schicker gepriesenes Wiener Hochhauskonzept. Darin wird festgelegt, nach welchen Kriterien ideale Hochhausstandorte zu beurteilen seien. Da ist etwa die Rede von guter Verkehrsanbindung. Von Rattenstadln hingegen kein Wort. Nachdem aber noch die Worte des Herrn Bürgermeister zu Wien Mitte erinnerlich sind, der gemeint hatte, der (alte) Ratzenstadl müsse weg, nachdem Stadtrat Schicker das öffentliche Interesse am neuen Projekt damit begründet hatte, dass der Schandfleck beseitigt werden müsse und nachdem er nun auch für die Komet-Gründe das Rattenstadl-Argument ins Treffen führt, muss angenommen werden, dass sich da still und leise und vor allem ganz geheim ein weiteres Kriterium für Hochhäuser etabliert hat: das Ratzenstadl-Kriterium.

Die Frage ist nur: wer bestimmt, wann etwas ein Ratzenstadl ist? Die Ratten? Da müsste man aus Wien eine Hochhausstadt machen, zumindest entlang des Donaukanals, des Wien-Flusses und einer ganzen Reihe anderer Gegenden, in denen mehr Ratten als Menschen wohnen. Dann wäre ja Wien Mitte trotz Abrisses des alten Ratzenstadls immer noch ein Rattenstadl par excellence, wie man tagtäglich bei Einbruch der Dämmerung in der Gigergasse am großen „Wechsel“ zur Baustelle beobachten kann.

Ja, wenn man politisch nicht stark genug ist, zu der erst in den 90 Jahren als richtig angesehenen, dem Wiental und den dortigen Gründerzeithäusern angepasste Widmung des Gemeinderates zu stehen und den Projektbetreibern eine Hochhauswidmung an einem Ort zusagt, der schon von der Lage und der Verkehrsbelastung nahe dem Weltkulturerbe Schloss Schönbrunn und mit der Wiener Westeinfahrt belastet ist, darf man sich nicht wundern, dass Stillstand herrscht.

Ein klares Wort zur rechten Zeit, dass Betreiber eines Megazentrum-Projektes, auch wenn von eigenen Parteigenossen unterstützt auf Umwidmung nicht hoffen können, hätte eben eine rasche „normale“ Bebauung bewirkt und nicht Stillstand. Ja, so ist das mit Ursache und Wirkung…

Kater

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