AKT!ON 21

„Wenn etwas besonders schlecht ist, muss es besonders gelobt werden!“(Wortspende eines Politikers)


Samstag, 25. September 2010

Kurz vor den Gemeinderatswahlen in Wien am 10.Oktober 2010 soll das Jubelblättchen „vis a vis“ wieder einmal die betroffene Bevölkerung über die „Vorzüge“ des Giftofens Flötzersteig aufklären:
Wie „äußerst weitblickend“ man schon vor über 50 Jahren die „Energieerzeugungsanlage“ am richtigen Ort – nämlich mitten im Wohngebiet zwischen 5 Spitälern, darunter einer Lungenheilstätte - errichtet habe. Die Flächenwidmungen des Gemeinderates bezeichnete der VwGH 1990 als „gesetzwidrig“: Diese sei „ohne Abwägung der Vor- und Nachteile einer solchen einschneidenden Änderung erfolgt“. Die Anlage schicke ihre Abgase über „die Wohngebiete Wiens“.

„Weitblickend“
war allenfalls die Bevölkerung schon vor der Errichtung des Chemiereaktors Flötzersteig: Bereits die 3.Generation wehrt sich wegen der Belastung von Mensch und Umwelt gegen den Mistofen.
Von den Abgasfahnen der MVA mit ihren Giften sind wir alle betroffen, das Zentrum der Immissionen liegt ca. 5 km im Umkreis einer MVA, die Schadstoffe können aber bis zu 100 km weit – je nach Wetterlage – transportiert werden, sie werden auch im Boden, in Pflanzen und Tieren nachgewiesen; dies bestätigen auch mehrere Untersuchungen auf Dioxin, Benzo(a)pyren sowie diverse Schwermetalle im Einzugsbereich der MVA Flötzersteig
(vgl. „Dioxin über Wien“, Dateien/Anhang: Klick hier zum Artikel in Aktion21

Namensänderungen a la Chamäleon?

In blumiger Manier von „Fernwärme-“ auf „Energieerzeugungsanlage“ umgetauft, soll wohl eine positive Energiebilanz suggeriert werden; dies entpuppt sich aber als Negativposten: Durch die Verbrennung wird mehr Energie zerstört als tatsächlich zurückgewonnen werden kann. Wie hoch ist also der tatsächliche Wirkungsgrad der Müllverbrennung allein ohne Nutzung der Abwärme div. anderer Betriebe als Wärmequelle für die Fernwärme, wobei die selbst benötigte Energie der MVA ebenfalls anzugeben und abzuziehen ist?

Alle Materialien, die verbrannt werden, sind verloren, für die Neuproduktion wird mehr Energie verbraucht als gewonnen wurde, außerdem vernichtet man wertvollen Rohstoff, der wieder bei der Gewinnung Energie verbraucht, wie auch der Chemiker Michael Braungart am Beispiel von Kupfer erläutert: „In Österreichs Müllverbrennungsanlagen wird Kupfer im Wert von 15 Millionen Euro verbrannt. Dieser Rohstoff ist viel seltener als Öl! Und es wird als „thermisches Recycling“ dargestellt – obwohl alle Materialien darin verloren gehen und man für die Neuherstellung viel mehr Energie braucht.“
(Die Presse 18.8.2010, „Was verbrannt wird, ist verloren“: Klick hier zum Artikel

Fernwärme – woher?

Auf allen Seiten dieses Propaganda-Blättchens wird Fernwärme angepriesen, ausschlaggebend für die Umwelt ist allerdings die spezifische Art der dafür verwendeten Energiequelle: Einen chemischen Riesenreaktor dafür einzusetzen ist strikt abzulehnen - Müll ist der giftigste Brennstoff, den es gibt! Fernwärme kann zu fast 75% von der Kraft-Wärme-Kupplung industrieller Anlagen geliefert werden bzw. kann umweltfreundliches Gas neben Erdwärme bzw. heißen Quellen als akzeptable Energiequelle eingesetzt werden.

„Die Müllverbrennung ist eine chaotische Großsynthese von Chemikalien im Freilandversuch“
(H.Rosin, Schriftenreihe des Instituts f. Experimentelle Toxikologie, Univ.Klinikum Kiel Heft 50, Kiel 2002)

Es entsteht eine unüberschaubare Vielfalt von Reaktionsprodukten; nur ein winziger Bruchteil der unkontrollierbaren Emissionen wird gemessen – bloß für rund 15 Schadstoffe werden Grenzwerte im Luftreinhaltegesetz (LRG) festgeschrieben. Die geschätzte Zahl der Reaktionen im Verbrennungsraum einer Müllverbrennungsanlage beträgt rd. 1026 bis 1028 (eine Zahl mit 26 Nullen) und entsprechend viele Reaktionsprodukte; deren Zusammenwirken ist unbekannt. Damit ist diese „Technologie“ keineswegs dem „vorsorgenden Umweltschutz“ entsprechend!

Vgl. Liste einer kleinen Auswahl von chemischen Verbindungen aus einer MVA: Wegen der unübersehbaren Vielzahl dieser emittierten Stoffe gibt es WELTWEIT KEINE GESAMTANALYSE ALLER aus MVAs kommenden chemischen Verbindungen:

Keine Gesamtanalyse, unzureichende Grenzwerte
Klick hier zur Liste von Chemikalien

Im Umkreis von MVAs treten deutliche Erhöhungen div. Krebsarten, Störungen des Immun- und Hormonsystems, Fruchtbarkeitsstörungen, Allergien, Atemwegs-, Herz-Kreislauferkrankungen (Herzinfarkte), Störungen der Sensorik (Hören, Sehen, Geruch, Geschmack), Missbildungen bei Kindern etc. auf.
Dies bestätigt eine zusammenfassende Studie „Müllverbrennung und Gesundheit“ von Greenpeace Int. (2001), die Ergebnisse aller vorliegenden 200 internationalen Arbeiten zusammenfasst. Selbst moderne Müllverbrennung ist eine „schmutzige und veraltete Technologie“, die weltweit gestoppt werden muss: Boden- sowie Obst- und Gemüseanalysen in Wien zeigten daher, wie hoch diese Medien mit organische Schadstoffen (z.B. Dioxin, PAHs, Benzo(a)pyren) sowie Schwermetallen (z.B. Blei, Cadmium, Quecksilber etc.) belastet sind.

Trotzdem verkündet das Werbe-Blättchen „Vis a Vis“ stolz und unverdrossen: „Saubere Luft rund um die Großspitäler in der Nachbarschaft!“ „Wir haben die lokale Umweltbelastung drastisch reduziert“, der Flötzersteig versorgt heute 2 Krankenhäuser, das Ottakringer Bad und die Zentralwäscherei mit Fernwärme: Statt Heizöl schwer wird demnach Müll als Energiequelle eingesetzt, der giftigste Brennstoff, den es gibt!!

Belzebub mit dem Teufel austreiben? Klärschlammverbrennung in Simmering

„Höchst erfolgreich“ meldet „vis a vis“, „gelang die Einsparung von Heizöl schwer“, indem es „vermehrt durch brennstoffreiche Abfälle ersetzt“ wird:
Hohen Heizwert besitzen vor allem Kunststoffe aller Art; diese landen seit geraumer Zeit vermehrt im Restmüll und damit in allen Wiener MVAs, da ja nur mehr PETfläschchen getrennt gesammelt werden dürfen.

Verschwiegen wird, dass bei gleichzeitiger Verbrennung von Kunststoffen und Grünabfall – bei Anwesenheit von Kupfer und Chlor als Katalysator – Dioxine erzeugt werden. Gerade deshalb trat unsere BI schon vor Jahrzehnten für eine getrennte Müllsammlung ein, um wenigstens den Ausstoß des Supergiftes zu verringern. Dies wird nun durch die Einschränkung der Kunststoffsammlung und großflächige Einziehung vieler Biotonnen schrittweise wieder rückgängig gemacht!
Die Klärschlammverbrennung als solche kritisiert der Chemiker Michael Braungart außerdem heftig: „Dramatischstes Beispiel ist für Braungart der Phosphor-Kreislauf“: „In Österreich gilt es als Umweltschutz a la ,erneuerbare Energien’, wenn man Klärschlamm verbrennt. Auch Phosphor ist selten, und im Klärschlamm stecken all die Phosphate, die wir abgeben. Aber wir sind zu dumm, um unsere eigenen Stoffwechselprodukte der Natur zurückzugeben. Dabei wird beim Phosphat-Bergbau mehr Radioaktivität in die Umwelt gebracht, als in allen Atomanlagen weltweit genutzt wird.“
(Die Presse 18.8.2010, „Was verbrannt wird, ist verloren“: Klick hier zum Artikel

Gefährliche „Verwertung“??

„Vis a vis“ gibt bekannt: „Schlacke und Asche werden verwertet“.
Diese Rückstände sind allerdings erheblich mit Schadstoffen belastet, auch Dioxin ist enthalten.
Sollten sie gar zum Straßenbau „verwendet“ werden?? Dies wäre eine permanente Gefahr für Mensch und Umwelt.

„CO2-Ausstoß muss deutlich sinken. In der Stadt am besten durch Fernwärme“,
heißt es weiter in „vis a vis“.

MVAs sind allerdings KLIMAKILLER: Pro Tonne verbrannten Abfalls entsteht je nach Müllzusammensetzung rd. 1 Tonne CO2 (Auskunft Greenpeace).

Ebenso wenig wie CO2 kann der Feinst-Staub gefiltert werden. Schwermetalle und organische Schadstoffe sitzen außerdem auf dessen Oberfläche und gehen somit ganz tief in die Lungen, in die Blutbahn und somit in wichtige Organe!

Die BI MV Flötzersteig, Toxikologen, Ärzte, Biologen und Umweltorganisationen fordern seit Jahrzehnten den Ausstieg aus der Müllverbrennung:

Gutachten und Abkommen:

Bereits 1995 hatte R.Schlauer im Auftrag der Fernwärme Wien ein Gutachten erstellt, in dem auf die „Fehlplanung“ des Standortes der MVA Flötzersteig „aus der Sicht des Umweltschutzes“ hingewiesen wird.
Bei überwiegender NW-Wetterlage in Wien müsste dieser Standort verboten werden, bei umgekehrter Windlage entsteht durch den Gallitzinberg sogar ein Stau für die Rauchgase.
Der Standort der Spittelau im dichtverbauten Gebiet kommt dem Umweltgedanken ebenso wenig entgegen.

2001 kommt die SUP (Strategische Umweltprüfung) zum Ergebnis: „Die MVA Flötzersteig soll als MV stillgelegt und als MVA-Standort aufgegeben werden“!

Internat. Abkommen im Mai 2001:

127 Länder, darunter Österreich, unterschrieben das „Stockholmer Abkommen“ über POPs (persistent organic pollutants): Die 12 gefährlichsten Verbindungen („dirty dozen“) sollen global reduziert bzw. eliminiert werden. Ein Drittel davon entweicht aus MVAs: Dioxine, Furane, PCBs und HCB, letzteres ist eines der stärksten Immungifte.

Lob, Lob und noch mehr Lob!

Stolz berichtet „vis a vis“ von einem Preis für eine vom Betreiber erstellte „Umwelterklärung“, die vor allem für die „hohe MitarbeiterInneneinbindung und BürgerInneninformation ..“ überreicht wurde.
ACHTUNG: Die Umwelterklärung, die der Betreiber erstellt(!), ist nicht mit der Umweltverträglichkeitsprüfung zu verwechseln!

Dauerwerbung für Besuche im störungsanfälligen „Großreaktor“ Spittelau:

„Vis a vis“ wirbt neuerlich für Besuche von KINDERN in der MVA Spittelau.
Dienst das harmlos-bunte Erscheinungsbild des chemischen Riesenreaktors als Camouflage für eine „gefahrengeneigte“ Industrieanlage?
Soll mit dem Besuch von Kindern – wie ein Foto zeigt – Harmlosigkeit und Beherrschbarkeit des Mistofens vorgegaukelt werden?
Oder wissen verantwortliche Stellen selbst nichts von den Gefahren?
Wieviele Schadstoffe nehmen Besucher bei sog. „kulturellen Veranstaltungen“ und „Besichtigungen“ zwangsläufig durch Hautkontakt und Einatmen auf?
Wer übernimmt die Verantwortung?
„Es muss nicht immer Salzsäure sein“: Klick hier zum Artikel in Aktion21

Die BI MV Flötzersteig hat einen Besucherstopp für Kinder in die MVA Flötzersteig erreicht.

Wien, 25.Sept.2010

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