AKT!ON 21

Was die Gemeinde Wien unter "neuer" Fairness versteht

Samstag, 9. Dezember 2006

Wien ist Baum + Mord.
Wien ist anders.
Die neue Fairness hat wieder zugeschlagen. In der Nacht. Wie Diebe und Einbrecher im Schutz der Dunkelheit, haben ihre Schergen 40 Praterbäume vernichtet. „Aus Sicherheitsgründen"!.

Aber nicht nur dieser Baummord ist, was uns die Zornesröte ins Gesicht treibt. Noch zu Wochenbeginn haben Vertreter von Aktion21 in einem Gespräch mit dem Euro2008-Verantwortlichen Herrn Schmölzer und der Leiterin der Sportstelle der Stadt Wien Frau MMag.a Dr. Sandra Hofmann
• kritisiert, dass einmal mehr die Menschen in dieser Stadt nicht um ihre Meinung gefragt worden sind,
• hat Frau Dr. Hofmann diesen „Fehler“ eingestanden und ihren persönlichen Einsatz für die Erhaltung möglichst vieler Bäume dargestellt,
• hat Herr Schmölzer nichtsdestoweniger erklärt, die Bäume würden gefällt werden, weil dies aus Sicherheitsgründen notwendig sei,
• haben die Vertreter von Aktion21 darauf hingewiesen, dass derartige vollendete Tatsachen – wie schon bei VBM Görg gehört – alles andere als eine gedeihliche Gesprächsbasis mit Bürgerinnen und Bürgern sei, was auch Herr Schmölzer zugeben musste,
• hat Frau Dr. Hofmann die 20 m-Grenze als eine nicht den Anforderungen der UEFA entsprechende bezeichnet, die nur deshalb zustande gekommen sei, weil eine weitere Ausdehnung der Sicherheitszone an der U2-Station (+EKZ) scheitere, über welche sie an diesem Ort absolut nicht glücklich sei,
• sind alle Teilnehmer des Gesprächs schließlich übereingekommen, wegen der Zeitknappheit von Frau Dr. Hofmann - sie konnte für das Gespräch nur etwas über eine halbe Stunde erübrigen - rasch einen gemeinsamen Begehungstermin vor Ort zu arrangieren, um die Notwendigkeit der Baumfällung für jeden einzelnen Baum objektiv beurteilen zu können.

Entweder die Genannten haben am Montag schon von der in der Nacht auf Freitag geplanten Baumfällung gewusst, dann wäre ihr Verhalten unseren Vertretern gegenüber ausgesprochen hinterhältig gewesen, oder die Fällung wurde nach dem Gespräch in aller Eile veranlasst, um einer Fortsetzung des Dialoges in Form des vereinbarten Augenscheins auszuweichen, was nicht eben von Gesprächsbereitschaft und Mut zur Wahrheit zeugt. Mag sein, dass die beiden betroffenen Personen beim Gespräch lauterere Absichten gehegt haben. Dann aber stellt sich die Frage, wer ihnen „von oben“ ein derartiges Foul „anbefohlen“ hat. Irgendwo in der Stadtregierung, wenn nicht an deren Spitze, wird man da wohl suchen müssen. Dort, wo man vollmundig von einer neuen Fairness gesprochen hat, die unser Land braucht. „Speed kills“ – der Lieblingsslogan von Herrn Dr. Andreas Khol – scheint jedenfalls ein fester Bestandteil auch dieser seltsamen Fairness-Novität zu sein. An Heuchelei ist sie jedenfalls nicht zu übertreffen.

Nur in einem Punkt werden sich die Träger dieser neuen Fairness verrechnet haben: Aktion21 hat ein gutes – kollektives – Gedächtnis. Das wird sich an die nächtliche Schlägerei vor dem Stadion noch öfter erinnern, als manchem aus dem Schlägertrupp lieb sein wird.

Helmut Hofmann
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