Montag, 13. Dezember 2010
Aufruf zur Teilnahme am Trauermarsch anlässlich der Schließung derPolycollege-Buchhandlung in der Reinprechtsdorferstraße Wann: Montag den 13. Dezember um 18:00 Uhr Treffpunkt: Am Siebenbrunnenplatz Schlusspunkt ca. um 19:00 Uhr; bitte Fackeln oder Kerzen mitbringen Kranzniederlegung und Klagemöglichkeit Das Trauerkomitee ________________________________________ Der Tod einer Buchhandlung Oder warum die Schließung der Buchhandlung „polycollege“ keine Lappalie ist... ...aus bildungspolitischer Sicht Ausgespart aus der allgemeinen Bildungsdiskussion wird weitgehend die Volks,- und Erwachsenenbildung, die gerade am Standort Margareten (seit ca. 100 Jahren) bestens verankert ist. Das Dilemma ist allerdings, dass der Bezirk Margareten zwar über eine "Bildungsmeile" verfügt, jedoch bald ohne ernstzunehmende Buchhandlung auskommen muss. Dies ist absurd, wenn man/frau bedenkt, dass die Buchhandlung die einzige der Wiener Volkshochschulen ist. Zudem steht die Schließung der Buchhandlung im engen Zusammenhang mit einer zunehmenden Ökonomisierung von Bildung. ...aus Sicht der Nahversorgung Die Begriffe "Einkaufsstraße" und "Reinprechtsdorferstraße" passen schon seit Jahren nicht mehr zusammen. Das Prädikat Einkaufstraße ist eine Mogelpackung, die Geschäftsmieten hoch halten soll. Besonders das Areal um den Siebenbrunnenplatz ist zu einer unmöglichen Zone geworden. Werbesäulen, soweit das Auge reicht, Wett- und Spielhöllen sowie Billig-Discounter sind die sichtbaren Zeichen eines Bezirks in stetiger Verarmung. Die Rechnung ist einfach. Wo immer mehr Wettcafés und Co. aufsperren geht die eigentliche Nahversorgung und die damit verbundene Lebensqualität den Bach hinunter. ...aus sozialer Sicht Unternehmen wie die Novomatic AG leben von der schlechten sozialen Lage einzelner Bezirke und bescheren dem Gemeinwesen erhöhte Kosten. Die Gewinne sind kurzfristig. Durch ihre Umsätze sind die Anbieter von Wetten und kleinem Glücksspiel in der Lage hohe Mietforderungen zu bedienen und ein beträchtliches Maß an Steuern zu zahlen. Doch die Kosten für die Allgemeinheit sind höher. Die private Verschuldung steigt. Für die Steiermark verzeichnet eine Studie des Joanneums soziale Kosten in der Höhe von 44 Millionen Euro. Eine Studie der Universität Hamburg spricht von 56,6 Milliarden Euro für ganz Deutschland. Es ist zu befürchten, dass auf die Buchhandlung ein weiteres Wettbüro /Automatencafé folgt. Wir wollen kein weiteres Wettkaffee in dieser Straße. Die Schließung der Buchhandlung passt in den aktuellen Diskurs des kurzfristigen Sparens und der Ökonomisierung aller Lebensbereiche. Wir hoffen natürlich, dass die Entscheidung der VHS die Buchhandlung zu schließen wieder revidiert wird. Das Trauerkomitee Christine Mayerhofer, Textildesignerin Gabriele Rökl, Kaufmännische Angestellte Haldis Scheicher, Schmuckkünstlerin Klaus Tschabitzer, "der schwimmer", Musiker Nina Werzhbinskaja-Rabinowich , Malerin Robert Sommer, Redakteur Thierry Elsen, Trainer |